Aubenhausen – Mit seinem Fernseh-Kommentar hat Carsten Sostmeier dem Gold-Ritt von Jessica von Bredow-Werndl bei Olympia in Tokio einen überaus würdigen Rahmen gegeben. Ein Gespräch über seine einzigartige Art, Reitsport zu kommentieren. Und über seine Einschätzung zur Zukunft des Duos von Bredow-Werndl und Dalera.
Beim Olympia-Gold im Einzel von Jessica von Bredow-Werndl sind Sie richtig ins Schwärmen gekommen. Sie haben schon viele Dressuren gesehen. Wo würden Sie diesen Gold-Ritt einordnen?
In die Kategorie „Hochgenuss“ der Dressursportwelt!
Ist die Goldmedaillengewinnerin mit so einer Vorstellung und so einem Pferd in den kommenden Jahren überhaupt zu schlagen?
In dieser Form wird es für andere Paare derzeit schwer, am Aubenhausener Duo vorbei zu kommen. Ich werde die Entwicklung weiter mit großem Interesse verfolgen.
Sie haben einen besonderen Stil, Reitsportveranstaltungen zu kommentieren. Hat das mit der Eleganz des Reitsports zu tun, oder würden Sie ein Fußballspiel genauso kommentieren?
Ich tauche beim Kommentieren in die Welt dieses Sports ein. Das elegante, harmonische und leichtfüßige Zusammenspiel von Mensch und Pferd macht das perfekte „Golden goal“. Die mich dabei auch ereilende Faszination wäre sicher beim Fußball nicht möglich. Außerdem ist Reiten die schönste Sportart der Welt!
Sie haben während des Ritts von Jessica von Bredow-Werndl gesagt, Sie würden Pferd und Reiterin gerne zum Tanz auffordern. Kam da schon eine Rückmeldung?
Gott sei Dank nicht, da ich sonst erst einmal zwei- und vierbeinigen Tanzunterricht zur Auffrischung bräuchte. Aber im Kopf darf man ja mal mittanzen.
Es fällt auf, dass Sie während der Dressuren öfter mal lange schweigen und der sportlichen Leistung den Vortritt lassen. Planen Sie das irgendwie oder lassen Sie sich einfach treiben?
Meine Kommentare sind völlig spontan, sich an der Situation orientierend. Bilder, die ich dabei aber gerne einfach mal für sich selbst stehen lasse, sagen manchmal mehr als die schönsten Worte.
„Dieser Ritt wirkt wie eine gegenseitige Liebeserklärung zwischen der Reiterin und ihrem Pferd.“ Diesen Satz haben Sie über Jessica von Bredow-Werndl und Dalera gesagt. Wie sind die Rückmeldungen auf solch blumige Kommentare?
Das Feedback war sicher sehr positiv. Aber allen Menschen kann man es nie recht machen. Es ist wie beim Dressurreiten – nicht jeder Richter sieht dich in allen Lektionen vorn.
Wenn Sie ein Sportereignis kommentieren könnten, bei dem Sie noch nie waren: Welches wäre das?
Die Olympischen Spiele 2024 in Paris – dort könnte der Tanz gerne weitergehen.
Interview Moritz Kircher