Rosenheim – Teststäbchen aus der Plastikhülle ausgepackt, die Gebrauchsanweisung genau beachtet und schon geht’s los mit einigen mehr oder minder kitzligen Umdrehungen beim Nasenabstrich. Kein „Aufwärmprogramm“ für die Fußballer des TSV 1860 Rosenheim und auch kein Ritual, wie man in Fußballerkreisen vor dem Training oder Spiel vermuten könnte – nein, ein unerlässlicher Aufwand, um eine mögliche Corona-Infektion feststellen zu können.
Der Sanitätsraum im Kabinentrakt des Regionalligisten gleicht derzeit einem eigenen Corona-Testzentrum. Ohne Negativ-Testnachweis darf kein Spieler, Trainer oder Betreuer in die Mannschaftskabine. Kartonweise werden Selbsttests angeschleppt, um aus Eigenverantwortung vor jeder Trainingseinheit oder vor einem Vorbereitungsspiel die Spieler des Regionalliga-Kaders, das Trainerteam, die Betreuer, die medizinische Abteilung sowie die Verantwortlichen in der Abteilungsleitung und Sportliche Leitung zu testen.
„Wir sind zwar eine Amateurmannschaft in der Regionalliga Bayern, werden aber als Profiteam eingestuft und halten uns an diese gesetzlichen Vorschriften“, erklärt Sportlicher Leiter Hans Kroneck. Er sieht bei der Teststrategie aber schon einen deutlichen Unterschied, weil Profispieler derzeit wohl nur Kontakte mit ihrer Mannschaft und dem familiären Umfeld hätten. „Unsere Amateurfußballer gehen dagegen auch noch in die Arbeit und ihrem Job nach, das heißt, dass sie entweder vom Arbeits- oder Studienplatz infiziert sein oder umgekehrt eine Infektion von der Mannschaft dort weiterverbreiten könnten. Deshalb wollen wir penibel verantwortungsvoll handeln und jeden, egal welcher G-Status, testen und alles dokumentieren“, so Kroneck.
Zwischendurch trudeln die Spieler in Abständen zum Test im Sanitätsraum ein, ein lautes „Hatschi“ bei einem Testkandidaten lässt aufhorchen und löst verschmitztes Gelächter aus. Die Stimmung scheint trotz des Aufwands nicht zu leiden. „Es ist nervig, aber notwendig“, sagt Torhüter Joey Brenner, der wie seine Mannschaftskameraden die üblichen Minuten auf das Ergebnis warten muss, ehe es nach der „Negativ Bestätigung“ in die eigentliche Umkleidekabine und danach auf den Trainingsplatz geht.
Für vier bis fünf Trainingseinheiten pro Woche mit jeweils rund 30 Personen sind zwischen 120 und 150 Test-Sets erforderlich. Im Monat werden also rund 600 gebraucht und 1000 Selbsttests hat Kroneck schon wieder geordert. Bisher seien noch keine Positiv-Tests festgestellt worden, in diesem Fall darf der Spieler erst gar nicht in die Mannschaftskabine, wird sofort heimgeschickt und müsste sich nach den gesetzlichen Vorgaben verhalten.