Der Hinspielstachel sitzt noch tief

von Redaktion

Vor Inn/Salzach-Duell: Sechzig will Wiedergutmachung, Wacker kommt mit breiter Brust

Rosenheim/Burghausen – Wenn man auf die Tabelle blickt, dann ist das Inn/Salzach-Duell in der Fußball-Regionalliga Bayern ein ungleiches: Auf der einen Seite der TSV 1860 Rosenheim, Tabellenletzter mit arg gedämpften Hoffnungen, nachdem der Start aus der Winterpause mit einem Remis und zwei Niederlagen missglückt ist. Zum anderen der SV Wacker Burghausen, der seine drei Spiele im Jahr 2022 mit drei Siegen abschloss und nur noch drei Zähler Rückstand auf den dritten Rang hat. Die Favoritenrolle vor dem Aufeinandertreffen am Dienstagabend um 19 Uhr im Rosenheimer Jahnstadion ist natürlich klar verteilt.

Zumal ja auch noch das Resultat aus dem Hinspiel wirkt: Damals fieselten die Burghauser den Gast aus Rosenheim mit 8:0 ab. Logisch, dass die Sechziger diese Schmach ausmerzen wollen. „Wir haben etwas gutzumachen“, sagt Trainer Florian Heller – und liefert gleich noch hinterher: „Der Stachel sitzt noch tief.“ Für Burghausens Coach Leo Haas ist „das Hinspiel kein Thema mehr. Was vor einem halben Jahr mal war, das interessiert doch jetzt nicht mehr.“ Haas will das Resultat von damals „nur kurz ansprechen“, denn er will seine Mannschaft damit warnen, „dass jedes Spiel seine eigene Dynamik hat“. Der Wacker-Trainer weiß, „dass Rosenheim von den Einzelspielern sehr gute Leute hat“. Als Beweis führt er die Partie der Sechziger vom Wochenende in Eichstätt an: „Wenn die da in Führung gehen, dann ist einiges möglich.“ In die gleiche Kerbe schlägt auch Heller: „Auch wenn sich das nach Durchhalteparolen anhört: Wir sind nicht so weit weg, müssen aber jetzt den Bock endlich mal umstoßen.“

Wobei Heller auch weiß, dass auf sein Team „eine brutale Aufgabe“ zukommt: „Burghausen spielt mit den attraktivsten Fußball der Liga, spielt mit viel Tiefgang und ist schwer zu verteidigen.“ Das hat sich auch nicht geändert, obgleich Wacker mit Andre Leipold und Robin Ungerath zwei erfolgreiche Angreifer verloren hat und Rückkehrer Andrija Bosnjak doch ein etwas anderer Stürmertyp ist. „Sie haben immer noch die Läufe hinter die Viererkette und kriegen das technisch auch gut umgesetzt. Von der Spielanlage sind sie sehr weit“, sagt Heller. Wacker-Coach Haas hat da ganze Arbeit geleistet. „Ich bin echt froh, dass wir so gut aus der Winterpause gekommen sind“, sagt der Ex-Wasserburger angesichts der Veränderungen im Angriff und der verletzten Spieler. „Das musst du erst schaffen, dass die Mannschaft das so auffängt.“ Die Mannen von der Salzach haben es geschafft und können deshalb mit breiter Brust antreten. „Selbstbewusst können wir sein, überheblich darf es nicht sein“, sagt Haas vor dem Auftritt beim Schlusslicht, das noch nicht die letzte Chance auf den Klassenerhalt aufruft. „Dass die Chancen immer weniger werden, das ist ja klar. Aber es ist eine Chance“, meint Heller. Und er führt an, was letztlich für ihn entscheidend sein wird: „Zweikämpfe, die Zielstrebigkeit vor dem Tor und die Leidenschaft gegen den Ball – darum geht‘s!“

Für das Inn/Salzach-Duell wird der Sechziger-Trainer seine Startformation umbauen müssen: Tim Kießling fehlt gelbgesperrt und Stephan Mensah wird nach seiner in Eichstätt erlittenen Verletzung noch nicht fit. Zwei weitere fehlende Akteure, nachdem zuletzt mit Thomas Steinherr, Sascha Marinkovic, Markus Sattelberger, Vegard Salihu, Lucas Stegemann und Thomas Wimmer schon sechs Kaderspieler fehlten. Immerhin ist Linor Shabani nach abgesessener Gelbsperre wieder dabei, für den Mensah-Ersatz hat Heller noch eine „Denksportaufgabe“ vor sich. Bei Wacker muss Haas weiter auf die länger verletzten Nicholas Helmbrecht und Georgios Spanoudakis verzichten, dazu gesellen sich noch der Ex-Rosenheimer Moritz Moser, der angeschlagen ist, sowie das verletzte Nachwuchstalent Christian Fischer.

Heller und Haas: Zwei Freunde an der Seitenlinie

Die meiste Zeit waren sie in einem Team: Die Rede ist von Florian Heller, dem Trainer des TSV 1860 Rosenheim, und von Leonhard Haas, dem Coach des SV Wacker Burghausen. „Das hat in der D-Jugend angefangen“, erzählt Haas, damals spielten beide für den Nachwuchs in Rosenheim. „Ich bin dann zu den Bayern gegangen, der Leo erst zu den Löwen und ein Jahr später zu Bayern“, erklärt Heller – und wieder waren beide in einem Team vereint. Und zwar erfolgreich, schließlich wurden der Panger (Heller) und der Ramerberger (Haas) auch für die deutsche U17-Nationalmannschaft berufen, mit der sie 1999 die Weltmeisterschaft in Neuseeland bestritten. Da spielte dann Spanien mit Pepe Reina und Mikel Arteta, Brasilien mit Adriano, Ghana mit Michael Essien und die USA mit Landon Donovan. Für Deutschland, unter anderem mit Andreas Görlitz, Thomas Hitzlsperger und Florian Kringe, kam nach zwei 0:0-Unentschieden gegen Mali und Brasilien sowie einer 1:2-Niederlage gegen Australien das Aus nach den Gruppenspielen. „Der Leo war unser einziger Torschütze“, weiß Heller, „und dazu hat mir der Flo den Assist gegeben“, ergänzt Haas. Im Herrenbereich standen sie sich dann meist gegenüber, als Heller mit Erzgebirge Aue und Mainz 05 auf Haas mit Greuther Fürth und den FC Augsburg traf. „Da waren schon ein paar hitzige Dinger dabei“, deutet Haas an. Am Ende waren beide wieder vereint und spielten noch gemeinsam beim FC Ingolstadt 04. „Ich habe zu ihm ein wahnsinnig gutes Verhältnis, uns verbindet über die lange Zeit ganz viel“, sagt Heller. Sein Trainerkollege Haas bestätigt: „Er ist einer meiner langjährigen Weggefährten. Uns verbindet deutlich mehr.“ Dennoch: „Für 90 oder 95 Minuten muss die Freundschaft jetzt ruhen.“

Artikel 5 von 11