Und plötzlich WM-Favorit…

von Redaktion

Teisendorfer Eisspeedway-Pilot Hans Weber will den Titel

Heerenveen – Der Ausschluss der russischen Sportler macht’s möglich: Hans Weber vom MSC Teisendorf kann als erster Deutscher überhaupt Eisspeedway-Weltmeister im Einzel werden. Denn der 37-Jährige ist von den startberechtigten Piloten beim Finale in Heerenveen (Niederlande) am Samstag um 19 Uhr und Sonntag um 14 Uhr derjenige, der bei der ersten WM-Veranstaltung in Togliatti (Russland) mit Abstand die meisten Punkte geholt hatte.

„Es war schon immer mein Ziel, irgendwann einmal in dieser Rolle zu sein. Ich möchte Weltmeister werden“, betont Weber. Dennoch sei die ganze Sache ein großer Zwiespalt der Gefühle für ihn. Schließlich sei die Ursache für die Disqualifikation der russischen Fahrer sehr traurig. Zudem sei es aus sportlicher Sicht zu bedauern, dass nun die besten Piloten nicht am Start sein können.

Weber blieb nach dem Lauf in Togliatti wie geplant in Russland, um mit dem Team von Kamensk-Uralsky in der russischen Superliga zu fahren. „Dann kamen die Nachrichten, was da passiert.“ Das führte dazu, dass er „hin- und hergerissen war, ob ich nun heimfahren soll oder nicht.“ Der in Valley wohnende Sportler entschied sich dafür, noch zu bleiben: „Ich hatte nicht das Gefühl, dass mein Leben bedroht ist. Aber ich dachte, wenn ich gleich heimfahre, könnte es für das Verhältnis in der Zukunft schwierig sein.“ Schließlich war der Kontakt mit seinen russischen Teamkollegen Dimitri Khomisewitsch und Dimitri Koltakow sehr gut, „vor allem mit Khomisewitsch habe ich mich angefreundet.“

Weber holte mit dem Team letztlich den dritten Platz in der Superliga, ehe er sich auf den Heimweg machte. „Schau, dass jetzt du Weltmeister wirst“, sagten die Russen zu ihm, „das war schon rührend.“ Letztlich verlief auch seine Heimfahrt „so wie immer. Ich habe auch fast mein komplettes Maschinenmaterial mitgenommen.“ Der Fahrer des MSC Teisendorf kann also technisch gut gerüstet in den Niederlanden antreten. Auch fahrerisch fühlt er sich gut: „Rennen sind immer das beste Training. Ich konnte viel probieren, jetzt läuft alles gut.“

In Togliatti hatte Weber insgesamt 25 Punkte erkämpft – und hat damit elf Punkte Vorsprung auf den Schweden Martin Haarahiltunen. Das führende russische Quartett Nikita Bogdanow (40 Punkte), Igor Konjonow (34), Koltakow und Khomisewitsch (je 30) dürfte er überflügeln können. Da auch die Russen Dinar Walejew (22) und Iwan Kuschin (20) in Heerenveen nicht antreten können, ist Haarahiltunen (14) Webers größter Kontrahent. Schließlich gibt es am Samstag und Sonntag jeweils für den Tagessieg 20 Punkte, für Rang zwei 18 Zähler, für Rang drei 16 und für Rang vier 14 Punkte. Ab Rang 5 (zwölf Punkte) geht’s immer einen Zähler weiter abwärts.

„Haarahiltunen ist mein stärkster Gegner. Aber ich schätze auch den Schweden Ove Ledström sehr stark ein und Jasper Iwema (Niederlande, Anm.d. Red.) wird vor eigenem Publikum sicher auch voll angreifen wollen“, weiß der 37-Jährige. Es „langsam angehen“ zu lassen, wäre eine falsche Herangehensweise. „Die Maschine ist ja auf das Tempo abgestimmt, da kann man nicht einfach langsamer fahren, weil sonst das ganze System nicht passt.“ Vorsichtig taktieren könne man allenfalls bei manchen Zweikämpfen, „aber wenn ich ein gutes Gefühl habe, werde ich auch richtig draufdrücken“, verspricht Weber den Fans. Richtig draufdrücken wollen auch die zwei weiteren heimischen Piloten. Franz Mayerbüchler (Inzell) war schon in Togliatti dabei (acht Punkte). Nach seinem fünften Gesamtrang bei der Europameisterschaft ist er zuversichtlich, in Heerenveen noch eine Steigerung schaffen zu können. Sogar Vizeeuropameister wurde Luca Bauer (Reit im Winkl), der nun per Wildcard in den Niederlanden antreten darf. „Ich möchte an die guten Leistungen von der EM anknüpfen“, hofft der 23-Jährige. Für den Titelkampf kommt er aber nicht in Betracht.who

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