Ruhpolding – Seine Schützlinge zeigten sich begeistert von der Region und den Strecken in der Ruhpoldinger Chiemgau-Arena, und auch Simon Kastenhuber war sehr zufrieden. Der 30-Jährige aus Neukirchen ist seit Oktober vergangenen Jahres Trainer im Langlauf-Mekka Norwegen – und zwar im Gymnasium Sirdal in Südnorwegen. Dort ist er als leitender Trainer tätig.
In Sirdal „haben wir ein Internat. Zum Stadion sind es gerade mal zehn Minuten, und wir können in gut 30 Minuten in ein schneesicheres Gebiet fahren. Dreimal in der Woche ist bereits vor dem Unterrichtsbeginn Training, und wenn wir ins Gebirge fahren, wird eben der Stundenplan verändert. Der Sport hat hier einfach Vorrang. Jedes Training zählt auch als Schulstunde“, erläutert Kastenhuber. Zudem können die Schüler die 13. Klasse auf zwei Jahre verteilt absolvieren, um mehr Zeit für ihren Sport zu haben.
Nun war der Neukirchner mit gut zwei Dritteln seines Teams aus der Altersklasse U17 aufwärts für einen knapp zweiwöchigen Aufenthalt in Ruhpolding. Dort „setzen wir auf viel Trainingsvolumen, das heißt eine gute Trainingsmenge mit großen Umfängen. Aber wir arbeiten auch an der Technik, und vor allem das Teambuilding ist wichtig – schließlich sind inzwischen einige neue Athleten im Team dabei“, erklärt Kastenhuber.
Das gilt etwa für Synnöve Åusteraa, die wie ihre Teamkollegen Celina Staavi und Vetle Svanes Strand dem Jahrgang 2002 und damit bereits den Senioren angehört. Sie ging zwar nicht in Sirdal aufs Gymnasium, „aber ich lebe in der Nähe. Wir haben viel gemeinsam trainiert und uns schon bei regionalen Rennen getroffen“, berichtet die 20-Jährige. Mit 18 Jahren hatte sie im Norge-Cup – bei dem die Konkurrenten aus dem ganzen Land am Start sind – sogar mal einen Top-Ten-Platz erreicht. „Ich war dann öfter krank und muss versuchen, jetzt wieder ranzukommen“, berichtet sie. „Synnöve ist meistens besser als ich. Es ist schön, dass wir jetzt gemeinsam trainieren können“, freut sich Celina Staavi.
Beeindruckt war das Trio auch vom hiesigen Wetter: „Wir sind in Norwegen bei 13 Grad losgeflogen und hatten lange Sachen an. Als wir in München aus dem Flieger ausgestiegen sind, waren es 32 Grad“, lacht das Trio. Daher „sind wir gleich nach dem ersten Trainingstag erst mal in den Fluss gesprungen, um uns abzukühlen. Und der war wirklich kalt.“ Sie ergänzen: „Es ist toll, mal an einem anderen Ort trainieren zu dürfen. Sirdal ist nur ein kleiner Ort, da ist nicht so viel los. Deshalb ist Ruhpolding eine schöne Abwechslung.“
Angetan waren die Athleten auch von den Strecken in der Chiemgau-Arena. „Der Kurs ist gut, es gibt viele Variationen, das mag ich. Und es sind halt ganz andere Strecken als bei uns“, freute sich Vetle Svanes Strand. Dem 20-Jährigen gefiel es zudem, „hier die deutschen Athleten zu treffen.“ Kontakt gab’s zum Teil mit den Biathleten, und sogar zwei gemeinsame Einheiten mit der Langlauf-Trainingsgruppe von Falk Göpfert, in der ja unter anderem Olympia-Teilnehmer Lucas Bögl dabei ist.
Gearbeitet wird in Ruhpolding in allen Teilbereichen wie Technik, Geschwindigkeit und Kondition: „Wenn du gute Ergebnisse willst, musst du in allen Bereichen gut sein“, weiß Celina Staavi. Obwohl sie „kein Sprinter“ ist, ist die Vorbereitung in diesem Teilbereich wichtig. „Ich mag alles, bin aber auf der Distanz stärker“, ergänzt Åusteraa. „Du musst vom Start weg Vollgas geben, das ist hart“, beschreibt Svanes Strand die Herausforderung beim Sprint, „auf der Distanz kannst du taktischer laufen.“
Geht es bei den Rennen zur Sache, ist bei allen die Nervosität da, „aber ich habe gelernt, es zu kontrollieren“, berichtet Synnöve Åusteraa. Vetle Svanes Strand beschreibt das Gefühl „wie Schmetterlinge im Bauch, aber es hängt auch vom Gefühl für die eigene Form und von den Gegnern ab, wie nervös du bist.“ „Ja, wenn du dich gut fühlst, ist es nicht so stark“, ergänzt Celina Staavi.
Die Nervosität sei sogar wichtig, betont Åusteraa: „Das zeigt, dass es dir wirklich etwas bedeutet.“ „Ja, dadurch bleibst du konzentriert“, bestätigt Staavi. Die 19-Jährige weiß: „Sobald der Startschuss erfolgt ist, ist die Nervosität ohnehin weg. Da zählt nur noch der Wettkampf selbst. Ich bin so konzentriert, da bekomme ich oft nicht einmal mit, wenn mich die Leute anfeuern – außer beim Trainer.“ Denn „Simon ist ein guter Coach. Er hilft uns auf der Strecke mit seinen Zurufen unheimlich viel“, lobt Svane Strand.
Die Hilfe ist auch nötig: Beim ersten Schnee-Wettkampf im November in Beitostölen ist ganz Langlauf-Norwegen am Start, das heißt auch alle Stars aus dem Weltcup. Sich da unter fast 200 Teilnehmern zu behaupten, ist eine eminent schwierige Aufgabe. who