Aubenhausen – Gleich drei Pferde durfte Benjamin Werndl beim Weltfest des Pferdesports, dem CHIO in Aachen, präsentieren. Erstmals ritt der 37-Jährige im deutschen Dressurteam um den Nationenpreis und freute sich über die geglückte Premiere mit dem 13-jährigen Famoso OLD. „Für mich ist mit dem Start für das deutsche Team in Aachen ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagte Werndl. Das Paar aus Aubenhausen beeindruckte durch präzise, harmonische Ritte und steigerte sich von Prüfung zu Prüfung. Die Deutschen belegten hinter den favorisierten Dänen den zweiten Platz. Eine starke Leistung, denn im Team, angeführt von Isabell Werth und DSP Quantaz, standen mit Frederic Wandres mit Duke of Britain und Ingrid Klimke mit Franziskus zwei weitere Neulinge.
Noch im Rahmen des CHIO Aachen stellte der Dressurausschuss des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) die Longlist für die Weltmeisterschaft im dänischen Herning (4. bis 14. August) auf. Das erfolgreiche Nationenpreisteam von Aachen dürfte im erweiterten Kreis der Kandidaten gute Chancen haben. Werndl ist sogar mit zwei Pferden vertreten. Neben Famoso OLD wurde Daily Mirror nominiert. Die endgültige Entscheidung über das deutsche WM-Team wird am 25. Juli fallen.
Das Sichtungsturnier in Aachen hätte kaum besser laufen können. Bereits im Grand Prix, der ersten Prüfung des Nationenpreises, gelang Werndl und Famoso OLD eine gleichmäßig gute Runde ohne Fehler. Das Duo steuerte mit 74,869 Prozent das drittbeste Teamergebnis bei. „Freddy (Wandres), Ingrid (Klimke) und ich haben uns gut zugesprochen. Isabell (Werth) hat uns Sicherheit gegeben. Wir sind froh, dass wir sie als Leitwölfin haben“, beschrieb Werndl die positive Mannschaftsstimmung. Im Special vergaben die Richter für ihn und Famoso OLD mehrmals die Note neun für Piaffen, Passagen, Übergänge und den Gesamteindruck, total 75,553 Prozent und das zweitbeste deutsche Ergebnis. Isabell Werth und DSP Quantaz wurden in der entscheidenden Prüfung regelkonform disqualifiziert, da sich der Schaum am Maul des Hengstes rosa färbte. Vermutlich hatte er sich während der Prüfung leicht auf die Zunge gebissen. „Das war schade für die Mannschaft, denn wir hätten vielleicht mit Isabells Ergebnis siegen können“, bedauerte Werndl.
In der Fünf-Sterne-CDIO-Kür gingen die 15 besten Paare aus dem Special als Einzelreiter an den Start. Neun von ihnen erreichten mehr als 80 Prozent. Die Plätze drei bis sechs lagen nur wenige Punkte auseinander. Werndl und Famoso OLD hatten nochmals eine ordentliche Schippe draufgelegt, doch ein Fehler in den Galoppwechseln zu zwei Sprüngen kostete Punkte. Mit 82,730 Prozent rangierten sie in dem Weltklassestarterfeld auf dem sechsten Platz. „Es ist so besonders, in diesem Stadion, vor dieser Kulisse eine Kür zu reiten. Es rührt mich, wie toll Famoso das macht. Unter so besonderen Umständen wie in Aachen ist er eher noch mehr bei mir. Wir haben uns über Jahre eine besondere Beziehung aufgebaut“, lobte Werndl sein Pferd.
Mit einem zweiten Platz im Grand Prix Special der Vier-Sterne-CDI-Tour setzte Werndl mit Daily Mirror, genannt Ken, ein dickes Ausrufezeichen. Der 18-jährige Routinier präsentierte sich so frisch und fit, dass es nicht nur für Bundestrainerin Monica Theodorescu „eine Freude“ war. „Dass Ken sich mit 18 Jahren nach so langer Pause in so einer Form zeigt, ist ein erhebendes Gefühl“, resümierte sein Reiter. Auch mit seinem erst neunjährigen Nachwuchspferd Discover, der zum ersten Mal ein ausverkauftes Stadion erlebte, war Werndl sehr zufrieden. „Discover hat immer wieder seine Genialität aufblitzen lassen und hat mir trotz der ungewohnten Atmosphäre zugehört“, stellte Werndl glücklich fest.
In Aachen hatte der Dressurreiter mit drei Pferden in drei Touren ein volles Programm. „Jetzt merke ich, dass ich erschöpft bin. Ich habe wirklich alles an Energie im Viereck gelassen“, berichtete er nach seiner Rückkehr. Großen Anteil am Erfolg hat das ganze Team im Hintergrund, vor allem die langjährige Pflegerin Aniko Hornik und die gesamte Familie. Schwester Jessica von Bredow-Werndl reiste hochschwanger am Wochenende nach Aachen. Die Doppel-Olympiasiegerin und Co-Bundestrainer Jonny Hilberath unterstützten Werndl im Training und nach der Prüfung, Bundestrainerin Monica Theodorescu leitete die Prüfungsvorbereitung. Ein wichtiger Baustein sind mentales Training und Atemübungen, um dem Leistungsdruck gewachsen zu sein. „Emotionen wie Zweifel oder Euphorie kommen in Wellen. Es geht darum, ins Hier und Jetzt zu kommen, Präsenz zu zeigen. Das ist mir jetzt gelungen“, findet Werndl.