Bruckmühl – Mit Gold und Silber im 1er-FrauenKunstrad dekoriert sind Jana Pfann und Ramona Dandl von den Europameisterschaften im ungarischen Nyiregyházar zurückgekehrt. Bei einem Empfang ihres Vereins „RKB Solidarität“ stellten sich die beiden Speichen-Cracks der OVB-Sportredaktion zum Interview.
Wie und in welchem Alter sind Sie zum Kunstradsport gekommen?
Pfann: Meine Mutter ist Lehrerin an einem Gymnasium und organisiert dort alle zwei Jahre eine Nacht der Talente. Als ich sieben Jahre alt war, habe ich dort zugeschaut und das erste Mal Kunstrad gesehen. Ich wollte es sofort ausprobieren, habe im September 2010 angefangen und bin bis heute dabeigeblieben.
Dandl: Ich bin mit sieben Jahren zum Kunstradsport gekommen. Ich war damals in der Grundschule in einer Mittagsbetreuung. Eine der Betreuerinnen, bei der zwei ihrer Töchter auch Kunstrad gefahren sind, hat mich gefragt, ob ich zum Probetraining kommen möchte, da ich mich beim Slackline-laufen gut angestellt hatte. Ich bin daraufhin ins Training gegangen und der Sport hat mich sofort begeistert.
Hatten Sie Vorbilder?
Pfann: Ich habe als ich etwas jünger war immer Viola Brand (ehemalige Europameisterin und Vizeweltmeisterin/Anm. d. Red.) als Vorbild gehabt, da sie einfach eine perfekte Haltung hat und ich meine Haltung immer so hinbekommen wollte, was mir auch einigermaßen gut gelungen ist.
Dandl: Wir hatten im Verein zwei sehr gute Sportler (Andreas Pfliegl und Michael Niedermeier, beide waren Junioren-Europameister und Michael Niedermeier u.a. zweifacher Weltmeister bei den Herren/Anm. d. Red.). Ich habe im Training dadurch schon bald mitbekommen, was auf so einem Rad alles möglich ist und das wollte ich auch können.
Wer hat Sie bisher trainiert?
Pfann: Angefangen habe ich bei Daniela Anderl, dann wurde ich eine Zeit lang von Robert Niedermeier trainiert. Und seit ein paar Jahren trainiere ich hauptsächlich mit meiner Mama.
Dandl: In den Schülern war es im Verein vor allem Daniela Anderl. Als ich älter wurde, hat das Training immer mehr Robert Niedermeier übernommen und auch meine Mutter ist immer im Training mit dabei.
Werden anfangs beim Training auf dem Hallenboden „Sturzmatten“ ausgelegt?
Pfann: Nein. Ich bin auch als Trainerin bei uns im Verein tätig und wir bringen unseren kleinen das Runterspringen am Anfang immer mit bei. Außerdem hält man am Anfang immer die Übungen bis sie einigermaßen sicher gehen, bevor die Sportler sie dann alleine versuchen dürfen. Aber Matten werden definitiv nicht ausgelegt, da man darauf nicht fahren kann, da diese zu stark bremsen.
Dandl: Nein. Aber man beginnt die Übungen am Anfang mit viel Hilfestellung und man lernt auch, wie man am besten vom Rad wegkommt, falls man die Kontrolle verliert.
Mit welchem Alter haben Sie den ersten Wettkampf bestritten?
Pfann: Ich habe, nachdem ich einen Monat im Training war, meinen ersten Wettkampf bestritten. Also mit sieben Jahren.
Dandl: Ich habe im Mai 2008 begonnen und im November 2008 meinen ersten Wettkampf gefahren.
Wie oft trainieren Sie pro Woche „normal“ und vor Wettkämpfen?
Pfann: Da unterscheide ich nicht, also ich trainiere jede Woche gleich viel. Ich gehe meistens fünf bis sechs mal pro Woche, da es sich an manchen Tagen zeitlich nicht ausgeht. Nebenbei gehe ich aber noch Laufen, um meine Ausdauer zu trainieren und mache zweimal die Woche eine Stunde Krafttraining. Noch dazu kommt das tägliche Handstandtraining Zuhause.
Dandl: Ich trainiere fünf bis sechs mal pro Woche. Vor Wettkämpfen trainiere ich öfter mein Programm, dass ich an den Wettkämpfen zeigen möchte. In ruhigeren Phasen arbeite ich mehr an neuen Übungen.
Was waren bisher Ihre schönsten Erlebnisse?
Pfann: Also es gab wirklich schon sehr viele schöne Kunstraderlebnisse. Dazu gehören natürlich meine drei Teilnahmen an EM‘s mit allem drum und dran. Außerdem sind Trainingslager im Sommer ein Highlight für mich.
Dandl: Neben vielen schönen Wettkämpfen war ich dieses Jahr mit ein paar weiteren Sportlern aus Deutschland in Kanada. Dort waren wir Teil der Show „Royal Nova Scotia International Tattoo“ in Halifax.
Wenn man sich als deutsche Starterin für die EM qualifiziert, zählt man dort zu den Favoriten. Haben Sie dadurch einen besonderen Druck verspürt und wie sind Sie damit umgegangen?
Pfann: An der EM war der Druck natürlich hoch, aber nicht, weil ich Teil der deutschen Nationalmannschaft bin, sondern einfach, weil ich gut fahren und gewinnen will. Diese EM war bei mir allerdings ziemlich interessant, da ich die Tage davor und am Tag selber ziemlich aufgeregt war. Aber in dem Moment, als ich an der Fläche stand, war meine Aufregung wie weggeblasen und ich habe mich einfach nur gefreut. Trotzdem war die Erleichterung am Ende sehr groß.
Dandl: Man möchte am Wettkampf seine beste Leistung abrufen können und macht sich dadurch selbst am meisten Druck.
Was sind Ihre nächsten sportlichen Ziele?
Pfann: Also als Nächstes steht die WM-Quali an. Da ich aber in meinem ersten Elitejahr bin, werde ich das Ganze locker angehen. Wenn es klappt, wär‘s mega und wenn nicht, dann ist das auch okay. Und mein größtes Ziel wäre die Teilnahme an der WM 2023 in Glasgow. Irgendwann würde ich gerne mal Weltmeisterin werden, aber dafür habe ich noch ein paar Jahre Zeit.
Dandl: Momentan finden noch ein weiterer Weltcup sowie das Weltcup Finale in Erlenbach statt. Dort möchte ich mein Bestes geben und die Führung beibehalten. Zusätzlich findet im Herbst die Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Belgien statt, bei der zwei Starterinnen aus Deutschland in der Disziplin 1er Frauen starten dürfen. Da wäre ich natürlich gerne mit dabei.
Zum Abschluss noch zwei „private“ Fragen: Wie alt sind Sie und befinden Sie sich im Studium oder in der Ausbildung?
Pfann: Ich bin dieses Jahr 19 geworden. Neben dem Kunstrad und einigen anderen Sportarten studiere ich Eventmanagement und bin gerade im vierten Semester. Ich mache also 2023 meinen Bachelor und was danach ansteht, weiß ich noch nicht. Außerdem arbeite ich, wenn ich noch Zeit habe, bei einer Eventagentur.
Dandl: Ich bin 21 Jahre alt und studiere im Master Biochemie an der Technischen Universität München.