Traunstein – Es war ein überaus erfolgreiches und aufregendes Jahr für Filimon Abraham: Der Ausnahmeläufer aus Traunstein hat den Sprung in die deutsche Lauf-Elite geschafft. Jetzt steht noch ein weiterer Höhepunkt in diesem Jahr für den sympathischen Sportler aus Eritrea auf dem Programm: Der 30-Jährige, der mittlerweile wieder für die LG Telis Finanz Regensburg startet, hat das Ticket für die Crosslauf-Europameisterschaft in Turin am Sonntag, 11. Dezember, gelöst. Er reist nach Italien als deutscher Vizemeister im Crosslauf an. Diesen Titel holte er sich beim Wettkampf über anspruchsvolle 9,8 Kilometer in Löningen.
In Niedersachsen wurde Abraham äußerst knapp von Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel) geschlagen, der damit seinen Titel erfolgreich verteidigte. Der Sieger brauchte 29:28 Minuten, Abraham kam nur einen Wimpernschlag dahinter – also nach 29:29 Minuten – ins Ziel. Dritter wurde Davor Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach/29:48). „Ich bin trotzdem sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt Abraham im Gespräch mit der Sportredaktion.
Für Abraham war es dennoch ein Top-Ergebnis und er will jetzt auch in Turin nochmals alles aus sich herausholen. Aber er sagt auch: „Die Saison war lang, mal schauen, was jetzt noch geht.“ Abraham, der auch ein begnadeter Bergläufer ist, war bereits 2021 bei der Cross-EM am Start. Damals wurde er im irischen Dublin über die Zehn-Kilometer-Strecke als 14. bester Deutscher.
Nach dem Wettkampf in Turin freut sich Abraham aber erst einmal „auf ein paar Wochen Pause“. Da müsse er erst einmal ein wenig runterkommen, sagt er. „Ich war das ganze Jahr über doch sehr viel unterwegs“, ergänzt er. „Und das ist ja nicht immer nur lustig, das ist ja harte Arbeit.“ Und diese hat ihn in diesem Jahr weit gebracht. Sein sportlicher Höhepunkt war die Teilnahme an den European Championships in München. Im Olympiastadion belegte Abraham bei der EM über die 10000 Meter am Ende den 19. Platz in 28:53,54 Minuten, ihn stoppten dabei Magenprobleme. „Das war nicht ganz so gut“, erzählt er rückblickend, „aber für mich war dabei sein alles.“ Schließlich sei er von 0 auf 100 durchgestartet, ergänzt er. „Ich war zuvor ja kein Profi“, erinnert er an seine sportlichen Anfänge zurück. Doch mittlerweile hat sich Abraham schon einen Namen in der Szene gemacht.
Doch er will weiter hart an sich arbeiten. In diesem Jahr habe er etwa schon weitere enorme Fortschritte in Sachen Schnelligkeit erzielt – so solle es 2023 weitergehen. Die Planungen für die neue Saison hat er jedenfalls längst schon aufgenommen. Auch im neuen Jahr hat er ein ganz großes Ziel vor Augen: Er will endlich auch sein Können bei einem Straßen-Marathon unter Beweis stellen. In diesem Jahr musste er sowohl in Hamburg als auch in Frankfurt vorzeitig aus den Rennen aussteigen – krankheitsbedingt und wegen muskulärer Probleme. „Das war einfach auch Pech“, sagt Abraham. Dennoch hatte er daran auch zu knabbern, schiebt er hinterher. Er habe sich auf diese Wettkämpfe lange und gezielt vorbereitet, sei gut in Form gewesen und „dann passiert dir das. Es wäre einfach cool gewesen, wenn es geklappt hätte“.
Im neuen Jahr hofft er auf mehr Glück über die 42,195 Kilometer – und dafür plant er durchaus auch etwas anders wie noch in diesem Jahr. „Ich werde weniger Wettkämpfe machen“, kündigt er an. „Mein Fokus soll voll und ganz auf dem Marathon liegen.“
Einen ersten Wettkampf hat er sich dafür auch schon ausgesucht: Er wird am 19. März 2023 aller Voraussicht nach beim Marathon Barcelona starten – und in Spanien hat er ein Ziel vor Augen: Er will die WM-Norm des Deutschen Leichtathletikverbands knacken. Damit er im August nach Budapest reisen kann. bst