Rosenheim– Neuer Name, neue Gegner, neuer Top-Spieler – es ist kein Alltag, sondern schon etwas Besonderes, wenn der TC 1860 Rosenheim in der Tennis-Bundesliga agiert. Aktuell rüsten sich die Sechziger-Tennisspieler für die dritte Saison in Folge im Oberhaus. Nach dem tollen Auftritt in der Premierensaison mit dem vorzeitigen Klassenerhalt, mussten die Verantwortlichen im vergangenen Jahr etwas mehr um den Verbleib zittern, der erst am vorletzten Spieltag fixiert werden konnte. Für die kommende Spielzeit sehen sich 1860-Tennis-Abteilungsleiter Wolf-Dieter Dörfler und Vorstand Bundesliga, Thomas Detterbeck, gut vorbereitet, auch wenn sie erklären: „Die Liga ist sehr ausgeglichen. Es ist alles möglich!“
Saisonstart für die Rosenheimer ist am Sonntag, 9. Juli, mit einem Heimspiel an der Pürstlingstraße. Und das ist gleich ein Knaller: Es kommt der TC Bredeney aus Essen, der sich für die neue Spielzeit mit Jan-Lennard Struff und Philipp Kohlschreiber hochkarätige Verstärkung aus der Republik gesichert hat. Auch die weiteren Heimpartien sind hochinteressant: Am Freitag, 14. Juli, stellt sich Aufsteiger FTC Palmengarten aus Frankfurt in Rosenheim vor, am Freitag, 4. August, kommt es zum sicher zuschauerträchtigen Derby gegen den TC Großhesselohe und am Sonntag, 6. August, kreuzt der mehrmalige Meister TK Grün-Weiß Mannheim auf der Sechziger-Anlage auf.
Der aktuelle Meister ist nicht mehr dabei
Der aktuelle Meister ist hingegen nicht mehr dabei. Der Rochusclub Düsseldorf hat sich im Dezember aus der Liga zurückgezogen. Als Grund wurden die gesundheitlichen Probleme des langjährigen Teammanagers Detlev Irmler und die Zurückhaltung der Sponsoren angegeben. „So etwas ist sehr schade, weil damit ein Traditionsclub fehlt“, sagt Detterbeck. Und so stehen die Düsseldorfer als erster Absteiger fest und die Liga hat nur noch neun Mannschaften. Zu den Rosenheimer Heimgegnern kommen noch die Teams aus Gladbach, Neuss, Aachen und von Aufsteiger Versmold, bei denen die Sechziger auswärts antreten. Die Konsequenz aus dem Rückzug des Meisters fasst Detterbeck so zusammen: „Für jeden ist es jetzt ein Spiel weniger, jeder hat aber mehr Munition.“
Allerdings hatten viele Teams ihr Pulver schon verschossen, als die Meldung vom Düsseldorfer Aus kam – da war der Kampf um die Top-Spieler schon vorbei. „Es war schon ein Hauen und Stechen“, hat Detterbeck den Transfermarkt, der noch bis Mitte März geöffnet ist, beobachtet. Eine der heißesten Aktien haben sich allerdings die Sechziger gesichert: Marco Cecchinato wird künftig für Rosenheim spielen. Der 30-jährige Italiener steht zwar aktuell nur auf Rang 93 der Weltrangliste, war aber auch schon an Nummer 16 notiert – das ist die bislang höchste Platzierung eines für Rosenheim spielenden Akteurs. Der Mann aus Palermo hat 2018 bei den French Open für Aufsehen gesorgt, als er im Viertelfinale Novak Djokovic besiegte und erst im Halbfinale gestoppt werden konnte. Cecchinato, großer Fußballfan des AC Mailand, hat in seiner Karriere schon mehr als 4,5 Millionen Dollar an Preisgeld eingespielt und bislang Turniersiege in Budapest, Umag und Buenos Aires auf der ATP-World-Tour sowie sieben Turniersiege auf der ATP-Challenger-Tour errungen – übrigens alle auf Sand. Cecchinato wurde frei, weil sein bisheriger Verein Blau-Weiß Krefeld im vergangenen Jahr aus der Bundesliga abgestiegen war. „Es war schon ein zähes Ringen, dass wir ihn bekommen haben“, erklärte Detterbeck, und Dörfler ergänzt: „Den wollte jeder haben.“ Cecchinato gilt als ausgemachter Sandplatz-Spezialist, nicht umsonst hat er bei den French Open eine 10:6-Bilanz. „Für die Bundesliga ist er ein Sandplatz-Gott“, greift Dörfler ins hohe Regal der Komplimente.
Neu im Aufgebot der Rosenheimer ist auch Franko Skugor, 35-jähriger Kroate. Er soll die Sechziger im Doppel stärker machen. Das ist auch eine Lehre aus der abgelaufenen Saison. „Wir haben gemerkt, dass wir unsere Punkte auch im Doppel machen müssen. Da sollten wir in der neuen Saison mehr punkten“, sagt Dörfler. Skugor, der gut Deutsch spricht, weil er zwei Jahre lang in Halle in Westfalen trainiert hatte, steht in der Weltrangliste der Doppelspieler aktuell auf Rang 160, war 2019 allerdings schon auf Platz 17.
Sechziger wieder mit Ofner und Dzumhur
Und auch einige wichtige Spieler aus den beiden vergangenen Bundesliga-Spielzeiten bleiben den Rosenheimern erhalten, das steht jetzt schon fest: So werden Norbert Gombos (32, Slowakei, Weltrangliste 121), Damir Dzumhur (30, Bosnien-Herzegowina, Weltrangliste 226) und Sebastian Ofner (26, Österreich, Weltrangliste 152) wieder im Kader stehen. „Ofner hatte eine Riesensaison gespielt und Gombos hat mitgeholfen, uns den Hintern zu retten“, erklärte Detterbeck den Wert der beiden Spieler im Vorjahr. Dzumhur hatte seine Stärken in der Premierensaison 2021 offenbart und war damals zum Publikumsliebling avanciert. In der vergangenen Saison bremste ihn eine schmerzhafte Erkrankung aus. „Er ist wieder fit. Wenn er seine Emotionen mitbringt, dann ist er ein toller Spieler“, sagt Dörfler. Sie alle werden dann unter einem neuen Teamnamen auflaufen. Aus dem TC Rosenheimer Unterstützungskasse wird im offiziellen Liga-Sprech das Team Marc O’Polo Rosenheim. „Das ist ein international renommiertes Unternehmen aus der Region. Wir sind damit sehr glücklich“, sagt Detterbeck stolz. „Und wir sind sehr glücklich, dass uns unser bisheriger Sponsor auch weiterhin erhalten bleibt.“
Dörfler erinnert daran, dass der neue Unterstützer bereits früher das Rosenheimer Tennis unterstützt hatte. „Als ich mit 15 in der ersten Mannschaft gespielt habe, da war Marc O’Polo schon Sponsor“ – für das Gesicht der Sechziger-Tennisspieler schließt sich also ein Kreis.