Fast gegen eine Nationalmannschaft

von Redaktion

Starbulls-Viertelfinalgegner Tilburg Trappers unter der Lupe: Eine Macht im Norden

Rosenheim – Die ganz, ganz alten Eishockey-Fans – der Verfasser dieser Zeilen gehört dazu – erinnern sich vielleicht noch an die 70er-Jahre, als das Eishockey in Rosenheim vom EVR vertreten wurde. Damals spielte man in der Saison-Vorbereitung manchmal gegen ausländische Nationalmannschaften, zum Beispiel gegen die damaligen B-WM-Nationen Polen oder Rumänien. Dass man aber einmal in einem Pflichtspiel auf (fast) ein solches Nationalteam treffen würde, war lange Zeit undenkbar.

Und doch ist es so. Denn der Viertelfinal-Gegner der Starbulls, die Tilburg Trappers aus den Niederlanden, stellten bei der letztjährigen B-WM ziemlich genau die Hälfte des Kaders, nämlich elf von 23 Spielern. Eine kurze Betrachtung der Trappers und ihrer aktuellen Bedeutung für das deutsche Eishockey:

In den Jahren ab 2012 schrumpfte die höchste niederländische Spielklasse, sodass sie zur Saison 2015/16 nur noch vier Klubs umfasst hätte. Also formten mehrere niederländische Teams gemeinsam mit belgischen und einem luxemburgischen Team die BeNeLux-League, die bis heute besteht und derzeit elf Teilnehmer umfasst, inklusive der 1b der Tilburg Trappers.

Die Trappers (insgesamt 15-mal Landesmeister, zuletzt 2015) gingen damals den Sonderweg der Orientierung nach Deutschland. Seit 2015 spielen sie nun in der Oberliga Nord, allerdings ohne das Recht, in die DEL2 aufzusteigen. Dort wären sie längst angekommen, wurden sie doch in ihren ersten drei Oberliga-Jahren stets Play-off-Meister, sodass die unterlegenen Finalisten Bayreuth, Bad Tölz und Deggendorf aufsteigen konnten. Mit Corona kam dann ein leichter Einbruch, denn seit 2020 die Play-offs ganz abgesagt wurden, wurden die Trappers nicht nur nicht mehr Meister im Norden, sondern kamen in den letzten beiden Jahren auch nicht mehr übers Viertelfinale hinaus. Herne und letztes Jahr Memmingen gelang es, sie aus dem Rennen zu werfen.

Dennoch sind die Blau-Gelben nach wie vor eine Macht im Norden. Diese Saison wurden sie Dritter hinter den Hannover Scorpions und den Saale Bulls Halle, gewannen 41 von 56 Begegnungen (2,18 Punkte pro Spiel), schossen dabei 4,48 Tore und kassierten deren 2,57 im Schnitt. Während ihr Powerplay mit 21,5 Prozent eher unterdurchschnittlich für den Norden war, zeigten sich in Unterzahl (Tilburg 81,7 Prozent) nur drei Mannschaften besser. In der Schusseffektivität sind sich beide Teams ähnlich (Tilburg 11,8 Prozent, Rosenheim 11,4), auf der Strafbank verbrachten die Trappers pro Spiel zwei Minuten mehr als die Starbulls.

Die Topscorer heißen Max Hermens, Raymond van der Schuit, Danny Stempher und Reno de Hondt; auch die drei Legionäre Sean Richards, Mikko Virtanen und Brett Bulmer (früher schon DEL2) scorten mit rund einem Punkt pro Spiel, Bulmer sogar einiges mehr. Die gefährlichsten Blueliner sind die beiden Nationalspieler Jordy van Oorschot und Giovanni Vogelaar. Auch in der Achtelfinal-Serie gegen Peiting, in der die Trappers ihr erstes Auswärtsspiel verloren, waren die Erwähnten federführend in der Offensive. Dazu kommt noch der mit Düsseldorf und Krefeld DEL-Erfahrung aufweisende Deutsch-Holländer Diego Hofland. Die Nummer eins im Tor ist der Holland-Kanadier Cedrick Andree, der allerdings bei der Niederlage in Peiting entnervt seinem Kollegen Ruud van Leeuwesteijn (Nationaltorhüter) Platz machen musste. Völliges Neuland also für die Starbulls, die konditionell über gewisse Reserven verfügen müssten, haben doch die Niederländer nicht nur ein Play-off-Spiel, sondern auch acht Punktrundenspiele im Norden mehr auf dem Buckel.

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