„Ich wusste, dass die müde sind“

von Redaktion

Brad McGowans Siegtreffer geht in die Rosenheimer Eishockey-Geschichte ein

Rosenheim – Es war der 4. Februar, als die Ambitionen der Starbulls Rosenheim auf den Titel in der Eishockey-Oberliga einen weiteren Anschub erhielten. An diesem Tag wurde Brad McGowan als vierter Kontingentspieler verpflichtet. „Mit ihm sind wir für eine lange Saison gerüstet“, meinte Trainer Jari Pasanen damals schon vorausahnend.

McGowan war aus der Alps Hockey League gekommen, wo er einer der Top-Spieler war. Für den HC Gröden hatte der Kanadier in 33 Spielen 22 Tore und 27 Vorlagen erzielt, allerdings verpasste seine Mannschaft die Play-offs. Mit den Starbulls waren die Ziele anders. „Ich möchte die Herausforderung in Rosenheim annehmen und dem Team und dem Club helfen, die gemeinsamen Ziele zu erreichen“, meinte McGowan damals. „Ich wusste, dass es ein richtig gutes Team hier gab“, bekannte der 33-Jährige nach dem Triumph über Weiden gegenüber der OVB-Sportredaktion.

In der Hauptrunde der Oberliga Süd kam McGowan noch auf zehn Spiele mit insgesamt 14 Scorperpunkten für die Starbulls. In den Play-offs kamen neun weitere Begegnungen hinzu, McGowan erzielte drei Tore und leistete zu vier weiteren Treffern die Vorlage. Der Kanadier stellte sich in den Dienst der Mannschaft, war parat, als Klemen Pretnar verletzt ausfiel, als Tyler McNeely angeschlagen fehlte oder – wie zuletzt – eine Sperre absitzen musste. Und auch ohne Einsatz war er ein Teil der Mannschaft. Augenzeugen berichteten, wie McGowan im ersten Duell in Weiden bei jedem Rosenheimer Angriff auf der Tribüne mitging, als ob er selbst mit auf dem Eis stehen würde.

Am Freitagabend stand er auf dem Eis – und wie! Er war einer der Auserwählten von Pasanen, um im Powerplay der zweiten Verlängerung die Entscheidung herbeizuführen. „Wir wollten vier Offensivspieler aufs Eis bringen“, erklärte McGowan. „In der regulären Spielzeit hat es im Powerplay nicht geklappt, in der Overtime hat es dann funktioniert“, so der Kanadier. Er hatte die Scheibe an der eigenen blauen Linie übernommen und war an allen Akteuren vorbei ins Drittel der Weidener gestürmt. „Ich habe Tempo aufgenommen und wollte so direkt wie möglich vors Tor kommen. Ich wusste, dass die müde sind“, erzählte der Siegtorschütze. Mit einer Hand schaffte er es dann, den starken Gäste-Torhüter Jaroslav Hübl zu überwinden, McGowan nutzte den kurzen Moment, als sich zwischen Hübls Schoner die Lücke auftat, und schob ein.

„Es ist schwer zu beschreiben, ich habe noch nie so ein Tor geschossen“, war McGowan überwältigt vom Geschehen nach dem goldenen Treffer, der den Starbulls den Titel bescherte, „jeder ist durchgedreht, nachdem ich getroffen habe“. Und jeder wollte den Kanadier zu seinem Super-Solo beglückwünschen. „Ich habe noch nie so viele Fotos gemacht und Autogramme geschrieben“, meinte McGowan nach seinem ausgiebigen Bad in der Menge.

2019 wollten die Starbulls McGowan schon einmal verpflichten, damals gemeinsam im Duo mit seinem in Hamburg kongenialen Partner Josh Mitchell. Der kam nach Rosenheim, hatte aber einen Schockmoment. McGowan war damals nach Gröden gewechselt. Fast vier Jahre später spielte er doch an der Mangfall – und hat nun ein Tor für Rosenheims Eishockey-Historie erzielt.

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