Raubling – Gold im Team, Bronze im Einzel – schon bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr hat Katharina Bauer große Erfolge feiern dürfen. Nun steht für die Recurve-Bogenschützin aber ein noch wichtigerer Wettkampf an: die Weltmeisterschaft! Beim Turnier in Berlin wird die Raublingerin im Einzel und im Team um die Medaillen kämpfen, gleichzeitig geht es auch um Quoten-Plätze für die Olympischen Spiele in Paris 2024. Für Bauer steht also viel auf dem Spiel, Druck verspürt die 27-Jährige allerdings kaum.
In wenigen Tagen beginnt die WM: Überwiegt die Vorfreude oder die Anspannung?
Aktuell die Vorfreude. Ich und auch der Rest vom Team haben richtig Lust, dass es losgeht. Wir sind alle gut vorbereitet und deswegen kann ich auch recht zuversichtlich starten.
Macht Ihre Hand noch Probleme?
Sie ist noch nicht komplett normal, aber ich kann wieder uneingeschränkt trainieren. Mit viel Physiotherapie habe ich das gut im Griff. Ich spüre da gar nichts mehr.
Wie läuft die Vorbereitung?
Wir waren in den letzten Wochen viel unterwegs. Wir haben noch die Finals in Düsseldorf mitgeschossen und jetzt waren wir zur letzten Vorbereitung mit dem Team direkt in Berlin und haben da an fünf Tagen auf dem WM-Feld trainiert. Da haben wir uns auch mit einem Psychologen abgesprochen, wie man mit dem Heimvorteil umgeht, haben die Abläufe besprochen und auch schon im Hotel geschlafen. Jetzt gilt es, gut zu regenerieren – und dann flieg ich am Sonntag nach Berlin.
Haben Sie einen Vorteil gegenüber anderen Nationen?
Ein Vorteil ist es in der Hinsicht schon. Wir haben schon auf dem Feld schießen dürfen, aber da hat es natürlich schon Wettkämpfe gegeben, also die anderen Nationen auch. Wir haben uns schon alle Gegebenheiten anschauen dürfen. Irgendwie muss man den Heimvorteil ja ausnutzen!
Was haben Sie für einen Eindruck von Berlin?
Das Feld, auf dem wir schießen, ist gigantisch. Ich glaube, ich habe noch nie auf so einem großen Feld geschossen. Wenn man sich das vorstellt, da stehen 80 Scheiben in die eine und 50 Scheiben in die andere Richtung! Dazu schießt man genau auf das Olympiastadion. Das ist echt beeindruckend, aber gleichzeitig auch schön.
Sie haben mit einem Psychologen gesprochen. Worum ging es da?
Da ist es um vieles gegangen. Wie wir mit dem Wort „Heim-WM“ umgehen, wir haben analysiert, was wir letztes Jahr bei der Heim-EM gut gemacht haben und was wir verbessern können. Über das ganze Thema Druck haben wir geredet, da habe ich schon einiges mitgenommen. Für mich ist so eine Heim-WM aber kein Druck, sondern einfach eine gute Sache. Alle Leute, die mir immer helfen, sind bei mir – und egal wie ich abschneide: sie werden mich trotzdem noch mögen.
Hilft diese Erfahrung der letztjährigen Heim-EM?
Ja, das ist auch ein Vorteil für uns. Wir haben jetzt nochmals diskutiert, was gut war und was wir verbessern können. Natürlich ist einfach mehr Trubel, alle Leute kennen einen irgendwie. Wenn man das vorab schon weiß, geht man anders in eine WM rein.
Ist wieder viel Unterstützung aus Raubling geplant?
Ja, von Raubling aus fährt ein Bus. Die fahren von Donnerstag bis Sonntag rauf und werden uns dann tatkräftig unterstützen. Das bedeutet mir sehr viel. Ich bin sehr heimatgebunden und mit meinem Verein verbunden, das ist dann natürlich schön, wenn ich solche Momente teilen kann.
Wie zufrieden sind Sie mit den Ergebnissen Ihrer letzten Wettkämpfe?
Mit meinen Ergebnissen war ich nicht zufrieden, ich habe mir viel mehr erhofft. Ich weiß, dass ich viel mehr Potenzial habe, ich konnte das nur leider nicht abrufen. Wir sind da gerade noch am Herausfinden, wieso nicht. In den letzten Wochen habe ich aber einen ziemlich großen Schritt nach vorne gemacht. Ich glaube, dass bei der WM auch mal der Knoten platzen könnte.
Wäre ein guter Zeitpunkt!
Ja, definitiv. Auch mit dem Team. Die letzten Ergebnisse waren nicht das, was wir uns wünschen. Ich hoffe, dass wir zeigen können, was in uns steckt. Wenn wir das zeigen können, dann landen wir auch weit vorne.
Hat Ihnen der dritte Platz bei den „Die Finals“ Selbstvertrauen gebracht?
Ja, das war noch einmal eine gute Erfahrung. Das war der erste Wettkampf, bei dem ich meine Trainingsleistungen abrufen konnte. Im Düsseldorfer Mediahafen zu schießen, ist auch eine super Erfahrung. Das war ein guter Testlauf. Da konnte ich auch schauen, was gut ist und was ich verbessern muss.
Woran gilt es noch zu arbeiten?
Einfach dass ich bei mir bleibe und egal, was ist, meinen Schuss im selben Tempo mache. Dass ich da mutig bleibe und keine Selbstzweifel habe.
Bei der WM geht es auch um Quotenplätze für Olympia. Wie geht man mit diesem Thema um?
Es wird sehr schwer werden, die Plätze zu holen. Es gibt jeweils nur drei Stück: drei Mannschaften und drei im Einzel, jeweils die Medaillengewinner. Die WM ist sehr gut besetzt mit 80 Nationen. Das ist die größte WM, die es jemals gegeben hat. Das wird natürlich schwer, aber es ist alles machbar, wenn wir unsere Leistungen zeigen und ein bisschen Glück haben.
Gibt es ein Ziel für die WM?
Die Zielvorgabe ist, einfach mein Ding zu machen. Wenn ich das schaffe und bei mir bleibe, ist alles offen. Es ist natürlich nicht nur von mir abhängig.