„Ich kann befreit zum Training fahren“

von Redaktion

Ex-1860-Rosenheim-Coach Robert Gierzinger: Vom Bayernliga-Abstieg in die 2. Liga

Saalfelden – Die Pause hat knapp zwei Monate gedauert. Nun ist Robert Gierzinger wieder voll im Saft. Nach dem Abstieg mit dem TSV 1860 Rosenheim aus der Fußball-Bayernliga Süd hat der Trainer aus dem Salzburger Land wieder eine neue Aufgabe angenommen. „Es ist ein spannendes Projekt“, sagt Gierzinger, der nun in der zweiten Liga arbeitet.

Der noch junge Trainer – Gierzinger ist 36 Jahre – hatte sich die Zeit genommen, um das anstrengende halbe Jahr bei den Sechzigern zu reflektieren und zu regenerieren. „Wir haben uns auch noch getroffen und ich habe meine Sachen abgegeben“, sagt der Coach, der die Zeit an der Jahnstraße als „sehr lehrreich“ bezeichnet. Danach habe er mehrere Angebote gehabt – und zugeschlagen, als die Anfrage aus Saalfelden kam. „Der Verein hat sich sehr bemüht, mich zu bekommen. Das habe ich sehr wertgeschätzt“, sagt Gierzinger. Beim ambitionierten Regionalligisten aus dem Pinzgau wird er nun die U18 anleiten. Und zwar in einer Akademie. Das Team wird in der neugegründeten Jugend-Regionalliga antreten, die als Unterbau zur höchsten ÖFB-Jugendliga installiert wurde. Dort spielen letztlich zwölf Akademien – österreichweit. „Da sind mit St. Pölten oder dem Grazer AK auch Vereine dabei, die im Nachwuchs schon seit Jahren gut gearbeitet haben“, erzählt Gierzinger.

In Saalfelden versucht man schon seit Jahren, etwas aufzubauen. Der frühere Bayern-München-Profi und Ex-Nationalspieler Christian Ziege, Europameister von 1996, war als Trainer und in der Sportlichen Leitung aktiv und hat einiges angeschoben. Dass die Pinzgauer nun mit dem Nachwuchs eine Akademie aufbauen, zeugt davon, dass man Möglichkeiten erkennt und auch über den Tellerrand hinausblickt. „Wir haben hier Internatsplätze und eine super Infrastruktur, es fragen viele Talente an“, erzählt Gierzinger. Er hat 26 Spieler im Kader, „den wir uns in der Sichtung zusammengebastelt haben“. Unter anderen sind auch Spieler aus Nürnberg und Unterhaching gekommen, dazu aus dem Salzburger Land Akteure, „die bei Red Bull nicht reinkommen“. Zwei Spieler – Mahboo Nazari und Matei Noroc – kommen aus Bad Reichenhall. „Es wird aber schon geschaut, dass viele Spieler aus dem Pinzgau kommen“, sagt der Trainer, der täglich in der Akademie anzutreffen ist – die Internatskicker wollen schließlich beschäftigt werden. Mit der Mannschaft gibt es vier Einheiten in der Woche, Gierzinger hat in seinem Trainerteam einen Co-Trainer, dazu gibt es in der Akademie Torwarttrainer und Athletiktrainer. „Auch medizinisch sind wir gut aufgestellt“, sagt er. Und er schwärmt von den Gegebenheiten in Saalfelden, wo es neben dem Stadion noch vier Naturrasenplätze, einen Kunstrasenplatz, eine Sporthalle sowie einen Fitness- und Regenerationsraum gibt. Dass er rund 70 Kilometer einfach zu seinem Arbeitsplatz hat und damit eine knappe Stunde unterwegs ist, stört ihn keineswegs: „Nach Rosenheim hatte ich einen ähnlichen Zeitaufwand.“

Vieles ist anders als bei seinem ersten Engagement im bayerischen Raum: Der Kader ist groß, die Trainingsmöglichkeiten vielfältig und die Rundumbetreuung passt. Und: „Es ist vom Druck her ganz anders. Ich kann jetzt befreit zum Training und zu den Spielen fahren“, sagt Gierzinger. Ein halbes Jahr Abstiegskampf unter ganz besonderen Um- und Zuständen hatten an den Nerven gezehrt. „Jetzt geht es vorrangig um die Entwicklung und nicht ums Ergebnis.“ Der Anfang ist mit der Kader-Zusammenstellung gemacht, seit dieser Woche befindet sich die neue U18 des FC Pinzgau Saalfelden nun im Trainingsbetrieb – und bekommt gleich einen dicken Brocken vorgesetzt. Am Donnerstag findet das erste Testspiel gegen die A-Junioren des FC Bayern statt. „Wir sind erst seit drei Tagen im Training. Das ist nicht ideal, aber für die Spieler ein Highlight“, so Gierzinger – man sieht die Möglichkeiten, nicht die Schwierigkeiten! Auch für den jungen Trainer ist es eine Chance. „Es ist wieder etwas Neues, weil ich lange im Herrenbereich war. Und wir sind in diesem Kreis noch ein No-Name. Aber es wird eine spannende Herausforderung.“ Das Feuer brennt wieder in Robert Gierzinger.

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