Neufraunhofen – Tore und Punkte zählen in jeder Fußball-Tabelle. Aber das ist beim SV Neufraunhofen nicht alles. Der Dorfverein hat erstmals in der Vereinsgeschichte in diesem Sommer die Verbandsebene betreten und spielt in der Landesliga Südost. Die Kicker aus der 1100 Einwohner zählenden Gemeinde im Landkreis Landshut, die am Freitagabend beim SV Bruckmühl antraten, zieren zwar mit nur einem Punkt das Tabellenende, aber der Respekt vor der Leistung des Klubs ist groß und der Zusammenhalt riesig.
Typisch dörflich, das beschreibt den Verein SV Neufraunhofen treffend. Bei Heimspielen ist regelmäßig das halbe Dorf auf den Beinen, 600 Zuschauer sind die Regel – und das, obwohl der sportliche Erfolg mäßig ist. Zum Auftakt gab es beim SV Pullach nach 2:0-Führung ein 2:2-Unentschieden, das ist bis heute der einzige Punkt in der Landesliga für den Neuling. „Wir waren häufiger nahe dran, aber es hat eben nicht gereicht“, sagt Thomas Huber, früher beim TSV Buchbach. Der 27-Jährige spielt seit 2017 in Neufraunhofen, ist Torwart und Kapitän und kümmert sich zudem noch um die Pressearbeit. Dass es noch nicht mit dem ersten Saisonsieg geklappt hat, ist für Huber und sein Team, dessen Trainer seit 2021 Alexander Auhagen (37) ist, kein Beinbruch: „Wir wussten ja von vornherein, dass es für uns schwer wird.“
Sportlich ist es für den Klub die größte Herausforderung in der 90 Jahre währenden Klubhistorie. Denn das Team ist in den letzten beiden Jahren zweimal Meister – in der Kreisliga Donau-Laaber und der Bezirksliga Niederbayern West – geworden und damit zweimal aufgestiegen. Der Kader hat sich seither kaum verändert. Interessant ist, dass der linke Verteidiger Bernhard Dachs und Stürmer Michael Gerauer auch schon 2009 bei der Meisterschaft in der A-Klasse und 2012 beim Titelgewinn in der Kreisklasse Landshut im Team standen. Aufstiege sind beim SVN daher nicht gleichbedeutend damit, dass dann neue Spieler her müssen, um die Liga zu halten. Entweder schafft es das Team, oder man steigt dann eben wieder ab: „Wenn wir die Landesliga nicht halten können, dann geht es wieder runter. Schön wäre es, wenn wir die Relegation erreichen könnten, denn dann hätten wir bestimmt noch mal 2000 Zuschauer. Für uns ist jedes Spiel ein Fußballfest, so nehmen wir es an und so sehen es auch unsere Zuschauer“, sagt Huber.
Mit Daniel Treimer (FC Ergolding) und Michael Koller (TSV Velden) gibt es nur zwei Spieler, die schon mal Landesliga gespielt haben. Die Mannschaft ist nahezu deckungsgleich mit der, die in der Kreisliga gespielt hat: „Aber wir schenken die Liga nicht her, sondern wollen uns in jedem Spiel so teuer wie möglich verkaufen.“ Denn nun spielt das Dorfteam gegen ehemalige Regionalliga- und Bayernliga-Spieler, wie zuletzt gegen den SB Chiemgau Traunstein – da stieß der SVN mit 0:4 an die eigenen Grenzen. „In den Spielen davor waren wir aber nie chancenlos. Wir bräuchten halt mal ein Erfolgserlebnis“, sagt Huber.
Dass der dörfliche Charakter des Vereins nicht Rückständigkeit bedeutet, beweist der SV Neufraunhofen auf alle Ebenen abseits des Platzes: „Wir haben vor einigen Jahren unser Sportheim vergrößert, bauen nun nochmals an, weil wir nur zwei Kabinen haben“, sagt Claus Riedi, Sportlicher Leiter. Er fügt an: „Wir stecken das Geld in Steine und investieren nicht in Beine.“ Es gibt kein Geld für die Spieler, die meisten kommen ohnehin aus dem nahen Umfeld. Für Sportkleidung müssen die Spieler zuzahlen.
Auf dem Hauptspielfeld gibt es ein LED-Flutlicht: „Ich arbeite am Flughafen und von dort haben wir die Masten bekommen. Das Licht haben wir dann selbst draufgebaut“, sagt Huber. Eine Stadionzeitung auf Papier gibt es nicht, dafür aber digital. In der Zuschauertabelle ist der SV Neufraunhofen vorne mit dabei, wenn es so weitergeht. Nur bei den Punkten sollte es noch etwas besser werden.