Aubenhausen – Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB haben bei den Dressur-Europameisterschaften in Riesenbeck erfolgreich ihre Titel verteidigt und Doppelgold im Grand Prix Special und in der Kür sowie Teamsilber gewonnen – jeweils mit neuem persönlichen Bestergebnis. Am Telefon berichtet die 37-Jährige, sie sitze gerade im Schritt auf Dalera, dem siebten Pferd für heute.
Wie geht es Ihnen nun, nachdem das Championat vorbei ist?
Die Tage waren sehr intensiv. Ich bin erschöpft, aber auch dankbar und glücklich. Ich freue mich so sehr darüber, dass wir alle drei Prüfungen gewonnen haben. Noch mehr freue ich mich, WIE wir gewonnen haben! Dalera war besser denn je, athletisch und auf den Punkt fit.
Wie haben Sie sich vorbereitet?
Ich habe Dalera nach Aachen komplett runtergefahren. Wir hatten dann zwei Wochen Zeit, um Kraft und Kondition zu trainieren. Ich trenne beides ganz gerne und höre in Dalera rein, was sie braucht. Nicht nur im Hinblick auf das Championat, sondern jetzt, in diesem Moment. Mein großes Einfühlungsvermögen hilft mir. Ich spüre, was notwendig ist und werde eine immer bessere Zuhörerin.
Ihre Kinder waren auch bei der EM in Riesenbeck. Wie schaffen Sie es, Ihren Kindern und dem Sport gerecht zu werden und dem enormen Prüfungsdruck standzuhalten?
Ich weiß nicht, ob ich es immer schaffe, allen gerecht zu werden. Das ist Tag für Tag ein Balanceakt. Es geht um Präsenz. Ich gebe mein Bestes, um immer zu 100 Prozent da zu sein, entweder bei meinen Kindern oder bei den Pferden. Ich übe jeden Tag, achtsam zu sein. Die besonderen Umstände erfordern es. Das ist vielleicht auch der Grund, warum ich in der Prüfung gut mit Druck umgehen kann.
Zwei britische Paare sind derzeit Ihre stärksten Konkurrenten. Wie ist das Verhältnis zwischen Deutschen und Briten?
Es ist eine positive Konkurrenz, in dem Sinn, dass man sich weiterentwickelt. Die Konkurrenz beschränkt sich aufs Viereck, außerhalb gehen wir nett und respektvoll miteinander um.
Sie arbeiten in Aubenhausen eng im Team zusammen. Tauschen Sie sich fachlich auch mit anderen Kolleginnen und Kollegen aus?
Ich bin sehr offen für Austausch und hatte noch nie das Gefühl, dass ich weiß, wie es geht. Ich bin wissbegierig und will mich immer weiterentwickeln.
Nicht nur sich selbst, vermute ich, sondern auch Ihre Pferde. Wie sind Ihre Pläne für die jungen Grand-Prix-Pferde?
Forsazza de Malleret möchte ich im Oktober zum ersten Mal international vorstellen. Sie ist zehn Jahre alt und soll vor dem Finale des Louisdor-Preises in Frankfurt einmal den langen Grand Prix gehen. Got it BB ist zwei Jahre jünger und darf körperlich noch reifen. Deshalb konzentriere ich mich bei ihm auf den Aufbau von Kraft und Kondition.
Es war zu lesen, dass Sie TSF Dalera BB bei den Olympischen Spielen in Paris verabschieden wollen…
(unterbricht) Das stimmt nicht! Ich habe gesagt, dass Dalera nicht mehr für mich um die Welt fliegen braucht. Das Weltcup-Finale im April wäre in Riyadh und der Fokus liegt jetzt einfach auf der Vorbereitung für Paris. Wir werden den Sichtungsweg zu den Olympischen Spielen gehen und danach schauen wir weiter. Dalera sagt mir schon, was sie will.