Rimsting/Salzburg/München – Zwei Brüder aus der Region im Profifußball? Schon dagewesen mit Bastian und Tobias Schweinsteiger. Heimische Zwillingsbrüder in der Bundesliga? Auch da hat die Region mit Lars und Sven Bender Namen zu bieten. Auf diesen Spuren bewegen sich nun auch zwei 18-jährige Kicker aus dem Chiemgau. Die beiden Rimstinger Mark und Mike Gevorgyan stehen bei Profivereinen unter Vertrag und haben zumindest schon in Freundschaftsspielen mit den Stars gespielt. Am 25. Juni spielte Mike Gevorgyan mit der Drittliga-Mannschaft des TSV 1860 München beim TSV Wasserburg (0:0), fünf Tage später lief Zwillingsbruder Mark mit dem österreichischen Meister Red Bull Salzburg im Testspiel gegen den ungarischen Titelträger Ferencvaros Budapest (2:1) auf.
Angefangen haben die Brüder beim TSV Bad Endorf und nutzten dann auch die Gelegenheit zum Training in der Chiemsee-Fußballschule. „Bei einem Turnier ist mir der Mark aufgefallen. Der Mike ist zu den Trainings dann immer mitgekommen, ich habe ihn dann aber zunächst nicht so registriert, zumal er damals noch Torwart war. Dann hatten wir mal ein Spiel und zu wenige Spieler. Olli Kunz hat ihn dann draußen spielen lassen – und dann war der so gut“, schwärmt Andreas Summerer, damals Gründer der Chiemsee-Fußballschule. „Meine Eltern sind nicht so groß, es war also klar, dass ich keine 1,90 Meter werde. Und dann habe ich gefragt, ob ich auch mal im Feld spielen kann. Im ersten Spiel habe ich dann auch gleich ein Tor geschossen“, erklärt Mike Gevorgyan seine Wandlung vom Torhüter zum Feldspieler. Das Zusatztraining machte sich bezahlt, denn für die Brüder ging es zunächst zu 1860 Rosenheim und 2017 dann gleich weiter nach Salzburg. „Bis zur U15 hat uns mein Vater zu jedem Training gefahren, danach haben wir in der Akademie gewohnt und sind dann auch in Salzburg zur Schule gegangen“, sagt Mike Gevorgyan. „Wir hatten aus unseren Zimmern die perfekte Sicht auf die Trainingsplätze der Profis“, schwärmt er. Einigen Spielern sei man in der Akademie auch immer wieder begegnet. „Luka Sucic oder Benjamin Sesko habe ich dort oft gesehen, da hat man dann auch ab und zu miteinander geredet“, erzählt der Mittelfeldspieler. Ein gemeinsames Zimmer mit dem Bruder gab es dort aber nicht. „Wir haben schon zu Hause in Rimsting in einem Zimmer gewohnt, das war genug“, lacht Mike Gevorgyan. Mittlerweile sind auch die sportlichen Bereiche getrennt.
Mark Gevorgyan, der Rechtsverteidiger, steht weiterhin in Salzburg unter Vertrag und spielt dort für den FC Liefering in der zweiten österreichischen Liga und vertritt die Salzburger Mannschaft in der UEFA Youth League. Bislang stehen 26 Zweitliga-Partien und acht Spiele auf europäischer Bühne für ihn zu Buche, im U17-Bereich bestritt er fünf Länderspiele für Deutschland. In der Youth League war er unter anderem gegen den AC Mailand, Chelsea und Real Madrid im Einsatz, zum Auftakt der aktuellen Spielzeit gab es einen Sieg bei Benfica Lissabon.
Bruder Mike Gevorgyan spielt hingegen schon seit 2021 im Nachwuchs der Münchner Löwen. „Ich wollte etwas Neues machen. Ich spiele U19-Bundesliga und glaube, dass das der richtige Weg für mich ist“, sagt er. 18 Spielen in der U17-Bundesliga folgten bislang zwölf Partien in der U19-Bundesliga. In der laufenden Saison hat er fünf Begegnungen in der Startelf absolviert, am Sonntag steht das Derby gegen den FC Bayern an. Dieses Spiel zählt er zu den Highlights: „Das war in der letzten Saison mit den Fans etwas Besonderes, aber auch Hoffenheim oder Mainz hatten starke Mannschaften“, so der Löwen-Spieler, der in seinem Team mit Torwart Erion Avdija (18), Abwehrspieler George Dumitru (18) und den Mittelfeldspielern Max Jägerbauer (18) und Emir Duran (16) weitere Akteure aus der Region hat.
Die Spiele vom Bruder kann er aufgrund der örtlichen Trennung nicht mehr so oft anschauen. „Dann habe ich meistens auch Spiele. Wir schreiben uns aber immer wieder Nachrichten oder telefonieren.“ Wenn er mal ein Spiel besucht, dann werden die Leistungen auch besprochen. „Von außen sieht man es manchmal besser und da tauschen wir uns schon aus“, sagt Mike. Und wenn der Bruder was zu kritisieren hat? „Dann passt das auch.“ Der Mittelfeldspieler lobt seinen Zwillingsbruder: „Mein Bruder arbeitet sehr hart, achtet auch sehr auf seine Ernährung. Diese Mentalität kann ich mir abschauen.“ Für sich selbst sieht er „Kreativität, Dribbling und Zielstrebigkeit“ als Stärken, sieht aber auch noch überall Verbesserungspotenzial. Schließlich will auch er Profispiele bestreiten: „Das ist mein Ziel. Aber mal schauen, wohin die Reise geht.“ Wenn es nach Mike Gevorgyan geht, dann soll sie irgendwann wieder gemeinsam mit seinem Bruder Mark gehen. „Das wäre schon schön.“