Mit dem SBR Meister und dann ins Gefängnis

von Redaktion

OVB Exklusiv-Interview: Jamie Masters und Rick Bourbonnais nach 40 Jahren wieder in Rosenheim

Rosenheim – Es gibt vier Spieler, die dreimal mit Rosenheim deutscher Meister wurden und es gibt einige, die das zweimal schafften. Dazu zählt Jamie Masters, der zwischen 1980 und 1985 Rosenheimer Eishockeygeschichte mitschrieb. Er und sein kanadischer Landsmann Rick Bourbonnais kehrten nach 40 Jahren für eine Woche zurück nach Rosenheim und kurz vor ihrer Abreise erinnerten sich die beiden 68-Jährigen in einem Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen an die Zeit in Rosenheim.

Vor allem Jamie Masters war für viele Rosenheimer Eishockeyfans ein Held. Zusammen mit Oldrich Machac war er einer von damals lediglich zwei erlaubten Kontingentspielern. Beide Verteidiger, beide überragend und mit ihren Partnern Wacki Kretschmer und Peter Scharf an ihrer Seite und Karl Friesen im Tor war diese Abwehr der Garant für die großen Erfolge. „Da waren wir besser aufgestellt als alle anderen Vereine. Trotzdem war unser erster Titelgewinn eine Sensation. Das werden ich in meinem Leben nie vergessen“, sagte Jamie Masters im Interview mit der OVB-Sportredaktion.

Jamie, Sie waren ja nicht nur ein Topverteidiger, sondern Sie waren auch offensivstark. In ihrem vierten Jahr in Rosenheim, in der Saison 1983/1984, erzielten Sie laut Elite Prospects in 46 Spielen 29 Tore.

Jamie Masters: Ja, ich hatte auch in der Offensive meine Stärken, aber 29 Tore? Das glaube ich zwar nicht, aber wenn es da steht, dann lassen wir es mal so und glauben der Statistik. Richtig ist auf alle Fälle, dass ich im Meisterjahr 1982 zwölf Tore und 36 Assists in 51 Spielen geschafft habe.

Die 31 Tore von Rick Bourbonnais in seiner ersten Saison 1984/84 sind aber richtig?

Rick Bourbonnais: Das stimmt. Ich war damals bester Torschütze, doch in der zweiten Saison habe ich mich leider schwer verletzt und mir das Handgelenk gebrochen. Danach war für mich in Rosenheim Schluss. Trotzdem war es für mich eine tolle Zeit.

Nach 40 Jahren wieder zurück in Rosenheim. Wie ist die Idee entstanden?

Masters: Wir haben uns im Juni getroffen, ein Bier zusammen getrunken und über Rosenheim gesprochen. Und wir sagten beiden: Wir hatten hier so eine gute Zeit, wir müssen zurück. Wir haben so viele gute Freunde hier. Und jetzt hat es geklappt und es war einfach super hier. Das Stadion, die Fans, das Spiel gegen Crimmitschau – die Stimmung war toll, es war einfach der Wahnsinn.

Woher kennen Sie sich?

Masters: Wir haben schon in der Junioren-Zeit zusammen gespielt. Unter anderem mit Peter John Lee bei den Ottawa 67‘s. Und danach haben wir zusammen unsere ersten NHL-Spiele bei St. Louis bestritten.

Bourbonnais: Auch wenn wir jetzt rund 4000 Kilometer voneinander entfernt wohnen, treffen wir uns alle zwei Jahre und gehen zum Fischen. Wir sind Freunde und unsere Frauen verstehen sich auch gut.

Schiedsrichter wollte
das Stadion räumen

Wie war es für Sie, zurück nach Rosenheim zu kommen, das Eisstadion zu sehen?

Masters: Die Erinnerungen kommen zurück, viele Erinnerungen. Das Eisstadion war von außen fast das gleiche, aber innen – alles neu. Und wenn du reinkommst, erinnerst du dich an das Finale 1982, als die Zuschauer bis an die Bande standen, der Schiedsrichter das Stadion räumen lassen wollte. Dann der Sieg, der Meistertitel und als wir Pavel Wohl, den besten Trainer, den ich je hatte, auf die Schultern genommen und Ehrenrunden gedreht haben.

Bourbonnais: Wir haben am Vormittag die Jugend trainieren sehen. Die Jungs alle 16, 17 Jahre alt, alle talentiert. Es hat Spaß gemacht und das Stadion ist super.

Wie beurteilen Sie die Leistung der Starbulls Rosenheim?

Masters: Die Geschwindigkeit, das Tempo, es ist alles viel schneller als früher. Die Ausrüstung ist ganz anders und die Statur der Spieler hat sich verändert. Die meisten Spieler sind schneller und leichter und sie können alle schießen.

Bourbonnais: Das Eis hier in Europa ist groß, die Eisstadien hier in Deutschland, in Europa, sind viel besser. Es ist größer, es gibt mehr Platz und das ist besser für die Talente und die Techniker.

Wie war das für Sie, als Sie nach Deutschland gekommen sind?

Masters: Ich liebte es, weil ich mehr Zeit hatte. Ich konnte schauen und dann den Pass spielen.

Bourbonnais: Ich erinnere mich an Ernst Höfner, wenn er hinter dem Tor stand und darauf wartete, die Scheibe vor das Tor zu spielen. Ich kam von hinten, der Puck kam maßgerecht und ich habe vorbeigeschossen (lacht). Manchmal habe ich aber auch getroffen.

Sind Ihnen die kanadischen Spieler bei den Starbulls aufgefallen?

Masters: Auf alle Fälle Reid Duke, aber eigentlich waren alle Spieler gut. Früher waren die ausländischen Spieler viel besser als die meisten deutschen Spieler. Aber es gab auch sehr gute deutsche Spieler. Bei uns zum Beispiel Ernst Höfner, Axel Kammerer, Georg Franz, Franz Reindl.

Wissen Sie, dass zwei Rosenheimer in der NHL spielen?

Bourbonnais: Ja, das ist ein Wahnsinn. Philipp Grubauer. Und der Lukas Reichel. Sein Onkel hat auch in der NHL gespielt.

Masters: Mein siebenjähriger Enkel ist übrigens ein großer Fan von Philipp Grubauer. Das ist sein Lieblingsspieler. Er hat auch ein Trikot von ihm.

Gibt es Spiele mit Rosenheim, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?

Bourbonnais: Ja. Da gab es das erste Play-off-Spiel 1983 gegen Kaufbeuren. Wir haben 7:5 gewonnen und alle Tore hat die Reihe mit Kretschmer, Masters, Bourbonnais, Höfner und Adlmaier geschossen. Ich erinnere mich auch, dass wir gegen eine schwedische Mannschaft gewonnen haben und dann um den Europapokal spielen durften. Ich glaube, Ernst Höfner hat gegen Stockholm das 7:4 gemacht und durch dieses Tor sind wir weitergekommen.

Genauso war es. Und bei Ihnen Jamie?

Masters: Für mich bleibt die erste Meistersaison mit dem Play-off-Sieg gegen Landshut unvergesslich. Wir waren Tabellenfünfter und lagen 26 Punkte hinter Landshut. Und dann hat Baldi (Anm. d. Redaktion Gerhard Baldauf) das entscheidende 4:3 erzielt. Gegen Mannheim haben wir dann in zwei Spielen alles klar gemacht.

Gibt es Mitspieler oder Gegenspieler, an die Sie sich besonders erinnern?

Masters: Auf alle Fälle an Erich Kühnhackl. Er war groß, stark, super Schuss. Es gab viele gute Spieler. Helmut Steiger, Udo Kießling, Alois Schloder.

Bourbonnais: Und aus unserer Mannschaft Ernst Höfner, Franz Reindl und natürlich Karl Friesen.

Was war bei den Meisterschaften 1982 und 1985 das Erfolgsgeheimnis?

Masters: Der Zusammenhalt. Wir hatten jeden Dienstag ein Kabinenfest. Toni Sket hat die Brotzeit gebracht und dann waren wir unter uns. Es gab keinen Streit, im Gegenteil: Wir haben viel zusammen gelacht, hatten Spaß. Und wir hatten mit Hans Zach einen guten Kapitän. Er war laut, aber es war okay. Hans hat dir immer, auch wenn es weh getan hat, die Wahrheit ins Gesicht gesagt. Er war immer direkt und hat gesagt, was ihm nicht passt. Nicht umsonst hatte er als Vereins- und Nationaltrainer so große Erfolge.

Jamie, Sie verbindet noch etwas anderes als das Eishockey mit Rosenheim.

Masters: Genau. Meine Tochter ist hier in Rosenheim geboren. Sie ist mittlerweile 40 Jahre, war aber bisher noch nie da. Das sollten wir noch einmal machen. Und mein Sohn Dusty wurde in Villach geboren. Dort beendete ich 1987 meine Karriere.

Mit 32 Jahren. Warum so früh?

Ich habe einen guten Job bei der Regierung bekommen, habe gutes Geld verdient und erhalte jetzt eine Pension. Ich habe in einem Gefängnis für junge Leute, die zwischen 16 und 18 Jahre alt waren, gearbeitet. Da waren auch schwere Fälle dabei. Gewalttaten, Morde. Wir haben versucht, die Jungs zurück auf den richtigen Weg zu bringen. Auch mit viel Sport. Ich war aber auch Nachwuchstrainer. Jetzt habe ich mit meiner großen Familie viel zu tun, kümmere mich gerne um meine Enkelkinder und das hält mich jung und fit. Ich habe immer noch mein Kampfgewicht von früher.

Und bei Ihnen, Rick? Haben Sie auch Kinder?

Bourbonnais: Ja, ich habe auch zwei Kinder, einen Sohn der 32 ist und eine 30-jährige Tochter. Sie wohnen beide in den Vereinigten Staaten. Wir wohnen in Idaho. Ein schöner Platz mit Bergen und Seen.

Sie haben aber noch länger gespielt.

Bourbonnais: Nach Rosenheim bin ich nach Innsbruck, habe in der Schweiz, bei Deggendorf und drei Jahre in Kempten gespielt. Dort habe ich in der 4. Liga 1989 meine Karriere beendet, spiele aber immer noch regelmäßig bei einem Turnier in Sun Valley. Da sind viele ehemalige Spieler dabei. Ich habe auch als Nachwuchstrainer gearbeitet. Mit Jugendlichen von fünf bis 18 Jahren. Wir brauchen gute Trainer für die jungen Spieler. Das ist wichtig.

Die Tage in Rosenheim sind schnell vergangen.

Masters: Das stimmt, aber wir haben viel gesehen. Wir waren am Chiemsee, viel in der Stadt, haben unser altes Appartement besucht und uns mit vielen Freunden getroffen.

Bourbonnais: Wir waren mit Hans Zach, Peter Scharf, Ernst Adlmaier, Christian Kokoschka und Mondi Hilger im Akropolis in Rosenheim beim Essen. Da wurden viele lustige Geschichten erzählt.

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