Arezzo/Samerberg – Bei den Europameisterschaften (Fite EM) in Working Equitation, der aufstrebenden Turnierform einer südeuropäischen Arbeitsreitweise, hat die 18-jährige Leonie Saugspier vom Samerberg mit ihrer zehnjährigen Stute (deutsches Sportpferd), in der Konkurrenz der Juniorenklasse M, die Goldmedaille und den Europameister-Titel gewonnen. Ausgetragen wurden die Meisterschaften in Arezzo, Italien.
Beim Leonhardiritt in Roßholzen auf dem Samerberg hat Samerbergs Bürgermeister Georg Huber der neuen Europameisterin zu ihrem einzigartigen Erfolg gratuliert. Er meinte: „Ihre Goldmedaille und der Titel als Europameisterin sind nicht nur ein Beweis für ihr Talent und ihre harte Arbeit, sondern auch ein Zeichen für ihre Entschlossenheit und ihren Willen, Spitzenleistungen zu erbringen. Sie hat die Farben unserer Gemeinde auf internationaler Bühne erfolgreich vertreten und ist ein Vorbild für unsere jungen Sportlerinnen und Sportler.“ Im Interview mit den OVB-Heimatzeitungen sprach die junge Samerbergerin über ihren Erfolg.
Was ist „Working Equitation“ für eine Sportart im Reiten?
Working Equitation ist eine Reitsportdisziplin, die auf die unterschiedlichen europäischen Arbeitsreitweisen zurückzuführen ist. Die südeuropäischen Arbeitsreitweisen bilden zudem die Grundlage des heutigen Westernreitens und hatten früher eine elementare Bedeutung in der Landwirtschaft. Working Equitation setzt sich heutzutage aus vier Komponenten zusammen, die alle auf Basis der klassischen Dressur geritten werden. Neben einer Dressurprüfung besteht die Working-Equitation-Prüfung aus einer Stil-Trail sowie Speed-Trail-Prüfung. Den Abschluss bildet zumeist das beim Publikum bekannte Rindertreiben.
Wann haben Sie mit dem Reiten angefangen?
Ich habe vor Jahren mit Dressurreiten angefangen und war an Westernreiten nicht so interessiert. Dann bekam ich die Chance, ein Pferd zu reiten, das bereits in Working Equitation Erfahrung hatte. Da bin ich dann mit diesem Pferd weiter in diese Richtung gegangen. Später habe ich mit „Dakota“ ein eigenes Pferd bekommen und habe mit diesem Pferd dann auch „Working Equitation“ trainiert.
Welche Vorbereitungen haben Sie für die EM getroffen?
Ich trainiere täglich, außer Mittwoch und Sonntag. Einmal in der Woche habe ich Training mit einem Trainer. Eine Trainingseinheit dauert circa eine halbe bis zu einer Stunde. Je näher der Wettkampf rückte, desto mehr habe ich mich natürlich mit dem Pferd auf die Problemstellen konzentriert, damit diese besser und besser funktionieren und die Fehler da weniger werden und man das besser in den Griff bekommt.
Gab es bei der EM Momente, die besonders herausragten?
Es war ein sehr emotionales Erlebnis, sehr aufregend, aber auch sehr schön, einfach weil einmal alles sehr gut funktioniert hat. Es hat so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich musste mich mit mir selbst beschäftigen und meine Emotionen besser in den Griff bekommen. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch. Das ist für das Pferd jedoch nicht so gut, weil es die Nervosität spürt. Ich musste also einen Weg finden, mich selbst zu entspannen. Die größte Herausforderung war daher die Selbstdisziplin. Außerdem der Wille, den Wettkampf bis zum Ende durchzuhalten.
Wie wichtig war die Unterstützung durch Trainer, Teamkollegen und Familie?
Die familiäre Unterstützung war extrem wichtig. Natürlich schon alleine von den finanziellen Voraussetzungen, aber auch von den Freunden und dem Trainer, ohne die ich es hätte nicht schaffen können. Meine Mutter hat mich zum Wettkampf begleitet. Sie ist immer auf jedem Turnier mit dabei.
Welche Bedeutung hat diese Goldmedaille für Sie persönlich?
Unmittelbar nach dem Wettkampf war es für mich noch gar nicht real. Es war so überwältigend. Vor allem, dass ich von allen Prüfungen dann auch in der Gesamtwertung den ersten Platz belegt habe. Mittlerweile bin ich sehr stolz darauf, was ich mir in all den Jahren mit dem Pferd erarbeitet habe. Vom Moment an, wo ich laufen konnte, bin ich bereits auf einem Pferd gesessen, aktiv reite ich seit meinem sechsten Lebensjahr. Mit meinem jetzigen Pferd reite ich drei Jahre und vier Monate.
Haben Sie bereits Pläne für die Zukunft in Bezug auf Ihre sportliche und berufliche Karriere?
Eigentlich steht jetzt die Weltmeisterschaft an, die es aber in der Jugend nicht gibt, sondern nur bei den Senioren. Da ich in diesem Jahr mein Abitur schreibe, möchte ich mich jetzt zunächst darauf konzentrieren. Nach dem Abitur ist natürlich im Reitsport noch Potenzial nach oben. Beruflich möchte ich dann auch etwas mit Pferden machen. Bereits jetzt gebe ich Reitunterricht und reite mit anderen Pferden. Vielleicht gehe ich in die Ausbildung von Pferd und Reiter. Vielleicht mache ich eine Ausbildung als Pferdewirt oder studiere Pferdewissenschaften.