Rosenheim – Der Halsschutz wird für Eishockey-Profis Pflicht: So entschied zumindest die Deutsche Eishockey Liga (DEL) und empfiehlt bis zum Inkrafttreten der neuen Bestimmung (Januar 2024) jedem Spieler das Tragen einer Halskrause. Auch in der DEL2 wird die Halskrause zur Pflichtausrüstung, wenn auch noch nicht ab Januar.
Den Ausschlag für diese Reaktion gab der Tod des Eishockeyspielers Adam Johnsons, der im Rahmen eines Pokalspiels im englischen Sheffield von einem Schlittschuh an der Halsschlagader getroffen wurde. Einen Tag später erlag der 29-jährige Ex-Augsburger seiner Verletzung im Krankenhaus. Die bevorstehende Regeländerung soll einen ähnlichen Vorfall in Deutschland entgegenwirken, denn ein Halsschutz hätte den Unfall in England verhindern können. Wird gegen die neue Regel verstoßen, so droht dem betroffenen Spieler und dessen Verein eine Geldstrafe, die sich für Wiederholungstäter verdoppelt.
Helmpflicht gibt
es seit 1979
Es ist nicht das erste Mal, dass es eine Änderung der Regeln für Schutzausrüstung im Eishockey gibt. Beispielsweise ist das Tragen eines Helms erst seit 1979 Vorschrift. Keinen Kopfschutz zu tragen, wäre heute undenkbar. Der schwedische Verband zeigt, dass die Erweiterung der Schutzausrüstung funktioniert. Dort ist das Tragen einer Halskrause bereits seit 1996 verpflichtend.
Seit Johnsons tödlichem Unfall ziehen weitere Ligen nach. In der englischen National Ice Hockey League ist der Halsschutz ab Anfang Januar 2024 Pflicht. Das Gleiche wird nun auch in der DEL durchgesetzt. Für die DEL2 steht der Beschluss laut ihrem Geschäftsführer René Rudorisch bereits inoffiziell fest: „Wir können noch nicht genau sagen, wann die Pflicht ins Regelwerk aufgenommen wird. Das liegt ein bisschen daran, dass wir den Vereinen ausreichend Zeit einräumen müssen, sich mit genügend Artikeln einzudecken.“ Eine vollumfängliche Ausstattung aller Spieler mit Halsschutz kann laut DEL2-Pressemitteilung erst zur Saison 2024/2025 erfolgen. Ziel ist es jedoch, das Tragen eines Halsschutzes bereits in den Endrunden der laufenden Saison verbindlich einzuführen, heißt es weiter.
Dass man auch ohne Liga-Beschluss für mehr Sicherheit der Spieler sorgen kann, zeigen unter anderem die Starbulls und die Dresdner Eislöwen. Beide Vereine haben bereits Halskrausen für ihre Spieler bestellt, die Adler Mannheim haben wenige Tage nach dem Unfall bereits reagiert und laufen seitdem mit Halsschutz in Deutschlands höchster Spielklasse auf.
Beim letzten Heimspiel der Starbulls gegen Selb spielte nur Wölfe-Spieler Nikita Krymskiy mit einem Halsschutz. „Die Halskrausen sind bestellt und wenn geliefert wird, werden unsere Spieler auch mit dem Schutz spielen, auch wenn das erst ab der neuen Saison vorgeschrieben ist“, erklärte Starbulls-Vorstand Marcus Thaller gegenüber der OVB-Sportredaktion. Der Bayerische Eissport-Verband (BEV) verpflichtet seine Spieler ab der Saison 2024/25 zum Tragen eines Hals- und Nackenschutzes. Bis diese Änderung in Kraft tritt, wird es also noch dauern.
Zurzeit gehen die Vereine in der Region noch ihren eigenen Weg und auch die Hobbyspieler stehen nun vor der Entscheidung: Halskrause ja oder nein. Die Aibdogs Bad Aibling aus der Eishockey-Landesliga, treten ebenfalls proaktiv an das Thema Halskrause heran: „Ich habe bereits eine Order aufgegeben und wir wollen da handeln. Man muss schauen, wann eine Pflicht kommt, nicht ab Januar, aber wahrscheinlich ab kommender Saison“, so Johannes Seidl, der sportliche Leiter der Aiblinger. In Waldkraiburg hat man eine andere Sicht auf die Dinge und möchte nicht voreilig agieren. „Wir wollen nicht vorpreschen, falls wir dann 50 Halskrausen wegwerfen müssen, weil sie nicht den Vorgaben des Verbands entsprechen. Als Landesliga-Verein müssen wir auch aufs Geld achten und können da nichts verbraten“, berichtet Alexander Ahrends vom EHC. Deshalb gilt bei Waldkraiburg: „Bevor nichts beschlossen wird, wird auch nichts bestellt.“
Den Vereinen, die sich dazu entschließen, für ihre Spieler einen Halsschutz zu bestellen, steht nun die Hürde der Lieferengpässe im Weg. Der sportliche Leiter der Aiblinger sagt dazu, dass „der Halsschutz so gut wie ausverkauft ist. Die Lieferanten bringen die Masse nicht mehr her. Da müssen wir schauen, wann die Halskrausen lieferbar sind.“
Die Nachfrage steigt offensichtlich nach dem tragischen Ereignis in Sheffield. Starbulls-Stürmer Lukas Laub zum Thema Halsschutz: „Der Vorfall verändert auf jeden Fall die Perspektive aufs Eishockey und zeigt generell, wie schnell es gehen kann. Ich habe mich zwar seit Jahren nicht mehr mit dem Thema befasst, schaden kann es aber auf jeden Fall nicht.“
Die Verantwortlichen der Aibdogs sehen es ähnlich, denn der Halsschutz ist „eine logische und sinnvolle Ausrüstung“. Auch Ahrends von den Waldkraiburger Löwen stimmt dem zu: „Sicherheit ist immer eine gute Sache, wenn man sieht, wie schnell es gehen kann. Jetzt ist der schlimmste Fall eingetroffen, da ist es gut, wenn man nochmal über die Sicherheit diskutiert.“
Der tödliche Unfall von Johnson hat offensichtlich Spuren in der Eishockey-Welt hinterlassen. Die DEL hat sich für eine verbindliche Tragepflicht ausgesprochen und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis die anderen Ligen nachziehen.