Rosenheim – Man muss es schonungslos feststellen: Die Starbulls haben die Chance, in der Deutschlandcup-Pause an den großen Baustellen Über- und Unterzahlspiel zu feilen und auf ein annehmbares Level zu bringen, nicht genutzt. Inzwischen ist man in beiden Kategorien Letzter.
Darüber hinaus bot der Spielplan mit zwei Partien gegen Teams, die in der Tabelle noch weiter unten rangierten (Bietigheim Letzter, Selb Vorletzter) eine Chance, ein gewisses Punktepolster vor dem Tabellenkeller aufzubauen – was mit einem von sechs möglichen Punkten nicht gelang. Während man in Bietigheim stark spielte und nur 35 Sekunden zum angestrebten Sieg fehlten, war die Heimpartie gegen Selb, die erste seit zweieinhalb Jahren, als die Oberfranken durch einen abschließenden 2:0-Sieg in die DEL2 aufstiegen, der wohl bisherige Tiefpunkt der laufenden Saison.
Daran konnte auch der Doppelschlag binnen 23 Sekunden in der ersten Spielminute des Mittelabschnitts durch die wieder einmal besten Stürmer, Lukas Laub und Stefan Reiter, nichts ändern, denn mit der ersten (und einzigen) Rosenheimer Strafzeit des Spieles ging es rapide bergab. Während der fünf Minuten, die Dennis Shevyrin auf der Bank verbringen musste, schafften es die Wölfe mit einem Triple, binnen zwei Minuten und einer Sekunde das Spiel so nachhaltig zu drehen, dass die Starbulls danach nie mehr ihren Rhythmus fanden. Auch nicht während einer großen Strafe gegen einen Selber, als zwar Max Vollmayer in doppelter Überzahl traf, der Rest der Strafe aber nicht mehr genutzt werden konnte. Gesamtbilanz der Special Teams: Rosenheim ein Tor in fast zwölf Minuten Überzahl, Selb deren drei in fünf Minuten.
Da war es auch kein Trost, dass solche Blackouts in der Liga momentan zum Alltag zu gehören scheinen. Am selben Abend kassierte zum Beispiel Freiburg gegen Kassel während einer großen Strafe ebenfalls drei Treffer, und dies binnen 94 Sekunden! Weitere Beispiele vom letzten Wochenende vor der Pause? Noch mal Freiburg: Drei Crimmitschauer Tore in gut zwei Minuten, Ravensburg gegen Regensburg drei Gegentore in 1:43 Minuten und (Rekord!) Dresden in Bietigheim gleich vier in 96 Sekunden!
Für die Starbulls war es übrigens bereits das fünfte Mal in der laufenden Spielzeit, dass sie mindestens vier gegnerische Treffer zulassen mussten, ohne dazwischen selbst einen zu erzielen: in Ravensburg, gegen Landshut, in Weißwasser, gegen Selb und sogar deren fünf gegen Dresden, als sogar eine schnelle 3:0-Führung nicht zu einem Punktgewinn reichte. Ohne den ja aus bekannten Gründen „verhinderten“ Topscorer Reid Duke scorten in jüngster Vergangenheit eigentlich nur Lukas Laub (sieben Punkte in den letzten sechs Partien) und Stefan Reiter (zuletzt Torschütze in vier aufeinanderfolgenden Spielen) regelmäßig, während die restlichen Kontingentspieler merklich schwächeln. Shane Hanna liefert zwar viele Assists, aber ein einziges Tor (plus ein Penalty-Gamewinner) in 19 Spielen ist ebenso zu wenig für einen Legionär wie die bisherigen vier Tore von C.J. Stretch und vor allem die lediglich fünf Scorerpunkte von Tyler McNeely, von dem man eigentlich andere Zahlen erwartet hatte. Zum Vergleich: Fünf Scorerpunkte sammelte der Selber Artur Kruminsh, nicht einmal ein Kontingentspieler, in Rosenheim alleine.
Spektakuläres Déja Vu am Sonntag: Der entscheidende Selber Dreierpack geschah natürlich in der zweiten Hälfte des Mitteldrittels – von der 34. bis zur 36. Spielminute. Und hier wird die Desaster-Bilanz dieser Saison immer schlimmer. Zwischen der 34. und der 40. Spielminute stehen in den bisherigen 19 Begegnungen einem einzigen Rosenheimer Treffer durch C.J. Stretch ganze 14 Gegentore gegenüber! Doppeltes Pech für die Starbulls: In der bisher zahlenmäßig besten Spielphase, nämlich von der 50. bis zur 55. Spielminute, wo die Bilanz inklusive Norman Hauners Treffer in Bietigheim 9:2 zugunsten der Starbulls lautete, fielen am Sonntag die letztlich endgültig entscheidenden Selber Treffer zum 5:3 und 6:3.
Ein seltenes Ergebnis war der Selber Sieg in noch einer Hinsicht. Es war erst das zweite Saisonspiel, in dem die Starbulls zu irgendeiner Zeit sowohl mit zwei Treffern Differenz in Führung als auch im Rückstand lagen.
Das andere Beispiel endete für McNeely und Kameraden erfolgreicher – 6:3 gegen Crimmitschau, als der Gegner schnell 2:0 geführt hatte und schließlich 3:6 verlor. Diesmal war es bekanntlich umgekehrt und noch deutlicher.