Rosenheim/Egling – Er hat angepackt. Und das, obwohl er mehrere Jahre aus dem Fußball-Geschäft war und als Trainer im Herrenbereich noch gänzlich ohne Erfahrung war. Die Rede ist von Peter Holzner, dem gebürtigen Riederinger, der lange in Langenpfunzen bei Rosenheim lebte und mittlerweile in Egling fast vor den Toren Münchens wohnt. Dort hat er im vergangenen Winter auch die Sportfreunde Egling-Straßlach übernommen. Und plötzlich ist eine Erfolgsstory daraus geworden. Der 38-jährige Holzner rettete den Verein in der Abstiegsrunde vor dem Abstieg aus der A-Klasse und führte ihn unangefochten in die Meisterrunde. Das gesamte Punktspieljahr 2023 blieb er ungeschlagen.
Ein ganzes Jahr ungeschlagen – hätten Sie sich das bei Ihrem Amtsantritt erträumt?
Definitiv nicht. Die Mannschaft war am Boden, als ich sie übernommen habe, von einer Aufbruchstimmung war nichts zu spüren. Es war viel harte Arbeit notwendig. Wie wir jetzt dastehen, das ist das i-Tüpfelchen und ich freue mich, was im Laufe des Jahres alles passiert ist.
Wie sind Sie zu dem Job gekommen?
Ich war dort oben natürlich unbekannt, nachdem ich wegen meiner Freundin dort in die Gegend gezogen bin. Ich habe mich aber davor schon sehr intensiv mit Fußball beschäftigt. Und dann habe ich mir auch dort immer mal Spiele angeschaut – unter anderem des Öfteren Egling-Straßlach. Bei einem dieser Besuche bin ich dann angesprochen worden, was ich da mache und wie ich die Truppe finde. Ich hatte dann schon erwähnt, dass man aus dieser Mannschaft mehr herausholen könnte, wenn man an ein paar Stellschrauben dreht. Letztlich hat sich mein Gesprächspartner als der Abteilungsleiter herausgestellt und im Winter hat er mich dann angerufen und mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die Mannschaft zu trainieren. Nach kurzer Bedenkzeit habe ich dann zugesagt.
Sie waren früher mal in der Jugend als Trainer aktiv und dann lange Zeit raus: Wie haben Sie sich vorbereitet?
Ich habe mich intensiv mit der Liga, der Mannschaft und den einzelnen Spielern beschäftigt, bin bei den Gegnern beim Training und in den Vorbereitungsspielen aufgetaucht und habe die auch gefilmt. Das hat mir geholfen, die Liga und die Gegner zu analysieren, und meine Mannschaft einzustellen. Dazwischen habe ich auch noch meinen Trainerschein in Oberhaching aufgefrischt und meine Lizenz erneuert.
Die Mannschaft war in der Abstiegsrunde, mit dem scheidenden Spielertrainer war auch der beste Torschütze weg. Ihr Engagement war schon ein Wagnis, oder?
Die Basis war, dass ich die Mannschaft bei meinen vorherigen Besuchen wohl richtig eingeschätzt hatte. Ich habe gesehen, welche Stellschrauben zu drehen waren, habe dann in den Werkzeugkasten eines Trainers gegriffen und zunächst mit Motivation und vielen Einzelgesprächen gearbeitet.
Sie sind noch ein junger Trainer. Wie groß ist Ihr Werkzeugkasten?
Ich habe mir in jeder freien Minute auf Fußballplätzen Spiele angeschaut – egal ob 3. Liga, Landesliga oder A-Klasse – und mit vielen Leuten gesprochen. Unter anderem mit Marc Unterberger von der SpVgg Unterhaching, den ich am Rande unseres Spiels zu unserem Vereinsjubiläum im Sommer kennengelernt hatte. Für mich ist dabei immer interessant: Wie ist die Mannschaft eingestellt? Was bringt sie davon auf dem Platz rüber? Ist es außenrum ruhig? Da versuche ich, viel für mich umzumünzen.
Sie haben den ersten Erfolg über die Sommerpause rübergerettet und souverän die Aufstiegsrunde erreicht – und das, obwohl ihr Stammtorwart zwei Klassen höher gewechselt ist. Wie sind Sie damit umgegangen?
Das war natürlich ein Rückschlag, weil wir plötzlich ohne Torwart dastanden. Mit viel Überzeugungskraft haben wir dann einen früheren Torwart akquirieren können und der hat uns dann sofort zugesagt. Dafür bin ich sehr dankbar.
Verfolgen Sie den Fußball im Landkreis Rosenheim noch?
Auf jeden Fall. Ich liebe die Region und schätze die Vereine. Auf vielen Fußballplätzen in der Region kenne ich immer zwei, drei Leute und bin da tief verwurzelt. Sollte sich in Zukunft in dieser Region sportlich etwas ergeben, dann werde ich mir auf jeden Fall Gedanken machen.
Erst mal steht die Aufstiegsrunde an. Von sechs Teams steigt eines auf und eines spielt Relegation. Was ist Ihr Ziel?
Definitiv der Aufstieg. Wir haben zunächst die Klasse gehalten, das nächste Ziel war, die Aufstiegsrunde zu erreichen. Jetzt wollen wir den nächsten Schritt gehen. Das Wort Aufstieg ist bei uns nicht verboten. Aber dafür muss man auch etwas tun.
Und wie soll es zukünftig mit Ihrer Trainerkarriere weitergehen?
Ich denke Schritt für Schritt und mein nächstes Ziel ist, mit Egling-Straßlach aufzusteigen. Ich will dann auch schauen, wie weit ich mit meinen Lizenzen beim Verband noch komme. Der Ehrgeiz ist da mein Motor. Ich weiß aber auch, dass ich mit meinem Weg noch lange nicht fertig bin und noch viel lernen kann. Insofern könnte ich mir auch vorstellen, bei einem richtig guten Trainer als Assistent zu arbeiten und für meine Zukunft viel mitzunehmen.