„Man muss nicht nur im Kopf klar, sondern auch körperlich fit sein“

von Redaktion

Peter Eberl organisiert die German Masters in Rosenheim und verrät, was Schach ausmacht und warum es ein Sport ist

Rosenheim – Die Schach-Elite Deutschlands kommt nach Rosenheim und spielt um ein Preisgeld von 27000 Euro. Für die German Masters finden sich die besten Spieler und Spielerinnen im Gasthof Höhensteiger vom 11. bis 19. Dezember ein. Der Rosenheimer Peter Eberl ist der Präsident des Bayerischen Schachbundes und Organisator der German Masters 2023.

Im OVB-Exklusiv-Interview spricht Peter Eberl unter anderem über einen 15-Jährigen, der für Furore sorgen kann.

Herr Eberl, bevor wir auf die German Masters eingehen, welche Altersklassen spielen Schach?

Junge Leute bis 25 und ältere ab 50 sind gut vertreten. Die 25- bis 50-Jährigen, die in der deutschen Bevölkerung einen sehr großen Anteil ausmachen, bilden prozentual das Schlusslicht. Der wahrscheinliche Hintergrund: Wenn die Leute mit dem Studium fertig sind, Beruf und die Familie dazukommen, fehlt die Zeit. Wenn ich einen stressigen Beruf habe und vielleicht noch eine Frau und zwei Kinder daheim, dann kann ich nicht immer am Sonntag den Mannschaftskampf spielen und vielleicht noch alle 14 Tage auf ein Turnier fahren.

Aber die Leute kommen wieder zum Schach zurück?

Ja, es gibt Leute, die später wieder zum Schach zurückkommen. Wenn ich schaue, der Rosenheimer Fabian Geisler war früher einer der besten deutschen Spieler in der Jugend. Dann wurde er Chefarzt im Klinikum Rechts der Isar, hat drei Kinder und da hatte er dann halt keine Zeit mehr gehabt. Erst als er dann so Mitte 40 war, da waren die Kinder aus dem Gröbsten heraus, hat er wieder das eine oder andere Mal gespielt.

Oft stellt sich die Frage: Ist Schach überhaupt Sport? Was sagen Sie dazu?

Beim Schach muss man nicht nur im Kopf klar, sondern auch körperlich fit sein, sonst steht man fünf Stunden konzentriert am Brett nicht durch. Ich habe selber früher gespielt und da kam es vor, dass ich manchmal bei Turnieren drei, vier Kilo abgenommen habe und das im Sitzen.

Sie haben früher also selbst gespielt und sind jetzt Präsident des Bayerischen Schachbundes. Wie sind Sie dazu gekommen?

Ich bin dazu gekommen, weil ich gefragt worden bin, ob ich als Präsident kandidieren will. Da war ich erst zwei Jahre Vizepräsident. Mein Vorgänger wollte noch zwei Jahre machen, das war für mich ganz gut, weil dadurch habe ich mich in dieser Zeit einarbeiten können. Ich bin also nicht ins kalte Wasser geworfen worden. Jetzt bin ich seit neuneinhalb Jahren Präsident und höre nächstes Jahr auf, mache also noch das Zehnjährige voll.

Sie haben also Erfahrung als Spieler und Schach-Präsident. Was macht einen guten Schachspieler beziehungsweise eine Schachspielerin aus?

Das ist bei jeder Sportart gleich: Talent und den Willen zu arbeiten. Da ist es wie beim Fußballer: Wenn ich ein Riesentalent bin, aber am Ende nur in der Kneipe sitze und nicht auf dem Trainingsplatz bin, dann wird das nie was. Es ist schon aus so vielen Talenten nichts geworden, weil sie nicht bereit waren, sich zu quälen.

Jetzt setzen Sie Ihre Expertise zum Organisieren der German Masters ein. Was sind Ihre Aufgaben?

Ich habe zuerst das Turnier vorher kalkuliert. Der Deutsche Schachbund hatte enorme Zahlungsschwierigkeiten, nachdem das alte Präsidium für 2022 und 2023 zu viel ausgegeben hat, wodurch ich für die German Masters mit relativ wenig Geld kalkulieren musste. Die 27000 Euro Preisgeld werden von der Firma UKA gezahlt. Genauso wie fast die ganzen Übernachtungskosten. Ohne diese Unterstützung wäre es sonst nicht bezahlbar.

Sie haben das Preisgeld angesprochen. Wieso gibt es 5000 Euro für die Offene Klasse und nur 3200 für die Frauen?

Es liegt nicht an geringeren Zuschauerzahlen. Das Problem ist, dass die Männer um einiges stärker spielen. Komischerweise, denn beim Schach möchte man meinen, Frauen hätten die gleichen Voraussetzungen. Aber anscheinend haben sie andere Denkstrukturen, oder an was auch immer es liegt. Das ist, glaube ich, noch nicht wirklich erforscht.

Warum ist Ihre Wahl bei der Suche nach einem Austragungsort auf Rosenheim gefallen?

Erstens: Ich komme aus Rosenheim. Und ein weiterer großer Vorteil ist, dass ich die Familie Höhensteiger sehr gut kenne. Wir veranstalten seit vielen Jahren Turniere in ihrem Gasthof. Es ist praktisch meine zweite Heimat. Manchmal, wenn wir dort ein Schachturnier haben, bin ich in drei Wochen nur drei Tage nicht dort.

Gibt es irgendeinen Spieler oder eine Spielerin, auf die man bei den German Masters besonders achten sollte?

Bei den Frauen hat sich in den letzten Jahren Dinara Wagner sehr stark verbessert. Mittlerweile hat sie Elisabeth Pähtz, die in den letzten 20 Jahren die Nummer eins in Deutschland war, in den deutschen Wertungszahlen überholt. Bei den Männern sticht der 15-jährige Leonardo Costa hervor. Er wurde 2022 mit 14 Jahren Deutscher Meister und kann jetzt auch mitmischen und vielleicht sogar für Furore sorgen. Wer zuschauen will: Der Eintritt ist frei.

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