Rosenheim/Kassel – Es war schon ein besonderes Wochenende mit vorgezogenem Weihnachtsgeschenk, das die Starbulls ihrem Coach und ihren Fans boten. Dass eine aktuelle Serie (drei Heimniederlagen) beendet wird, darauf konnte man schon realistisch hoffen. Dass aber die andere Serie, die drei Auswärtssiege in Folge beinhaltete, auch nach dem Gastspiel in Kassel weiterhin Bestand haben würde, musste angesichts der Stärke des besten Heimteams doch sehr bezweifelt werden. Dass nun aber auch beim überlegenen Spitzenreiter gewonnen wurde und zuvor ein in vielerlei Hinsicht rekordverdächtiges Match die heimischen Fans vollauf begeistern würde, das hatte schon was.
Die Partie gegen Freiburg war das torreichste Zweitliga-Spiel der Rosenheimer Historie. Noch nie zuvor gab es in dieser Spielklasse in einer Partie in Rosenheim 13 Treffer. Im bisherigen Rekordmatch fiel nicht nur ein Tor weniger, sondern die Treffer passierten in der Mehrzahl auf der falschen Seite. 9:3 hieß es am 5. Februar 2016 für die Gäste aus Dresden! Der torreichste Heimsieg war ein 8:3 gegen den ESV Kaufbeuren vor fast genau 13 Jahren, am 15. Dezember 2010.
Aber ganz abgesehen von der Anzahl der Tore purzelten gegen die phasenweise völlig überforderten Freiburger einige Rekorde. So stellten Hanna, Duke & Co. mit der Trefferflut neue Bestleistungen en masse auf, und nicht nur für die laufende Saison, sondern für das gesamte Zweitliga-Dasein der Starbulls! Zum Beispiel: Sechs Tore binnen 17:30 Minuten, sieben Tore binnen 30:40 Minuten, acht Treffer binnen 37:34 Minuten, und zum ersten Mal neun Tore in einem Spiel, wofür sie nur 42:39 Minuten brauchten!
Aber das ganz Besondere daran war, dass nicht nur ein oder zwei Spieler die anderen mitrissen, sondern dass die Tore von neun verschiedenen Spielern erzielt wurden – auch das ist einmalig für den Zeitraum der Zweit- und Drittklassigkeit seit dem Aufstieg aus der Bayernliga im Sommer 2004. Nicht einmal bei den zweistelligen Siegen gegen Landsberg, Passau oder Miesbach während der Oberliga-Phase teilten sich irgendwann mehr als acht Torschützen die Offensive. Und in der gesamten Zweitliga-Zeit waren acht verschiedene Schützen nur ein einziges Mal aktiv, beim 8:1 in Kaufbeuren am 22. November 2013. In der Landesverbands-Phase war insgesamt viermal das Toreschießen so breit gestreut (oder noch breiter). Neun Schützen waren es in Germering beim 13:2, zehn gegen Lechbruck (12:1), elf beim 22:1 bei der 1b des EHC München, und schließlich das Rekordspiel überhaupt, eins, an das sich die alten Fans sicher noch erinnern werden. Im allerersten Heimspiel in der Bezirksliga am 5. November 2000 ließen sich mehr als 3000 (!) Fans vor der Degradierung um sechs Spielklassen nicht abschrecken und erlebten einen 22:0-Sieg gegen den EV Berchtesgaden, bei dem, angeführt von den „Leitbullen“ Vitus Mitterfellner, Mondi Hilger, Jürgen Lechl, Walter Deisenberger und Toni Maidl, insgesamt zwölf Akteure (von 15) mindestens ein Tor erzielten.
Zahlenmäßig weniger spektakulär, aber umso höher zu bewerten war der überraschende Erfolg am Sonntag beim souveränen Spitzenreiter in Kassel. Bereits im ersten Heimspiel der Saison hatten Jari Pasanens Jungs die Huskies auf eigenem Eis mit 2:1 besiegt, und obwohl es nach einer 3:0-Führung zum Schluss noch einmal nervenzerfetzend knapp wurde, sind nach dem Ende der ersten Punktrunden-Hälfte die Starbulls das einzige Team, gegen das die Topfavoriten aus Nordhessen a) noch keinen Punkt holen und b) in zwei Partien erst drei Treffer erzielen konnten. Und so sind durch dieses perfekte Wochenende Tomas Pöpperle, der wieder gut 67 Minuten am Stück unbezwungen blieb, und seine Vorderleute auf dem siebten Tabellenplatz angelangt, so weit oben in der Tabelle wie seit dem 20. Oktober nicht mehr. Damals lag man nach einem Punktgewinn in Freiburg auf dem fünften Platz. Zwei Tage später begann mit einer 3:5-Niederlage gegen Dresden (nach 3:0-Führung) die Phase der unsicheren Heimspiele, die das Team bis auf zweistelligen Tabellenränge (zehn bis zwölf) absinken ließ.
Hauptattraktion am Freitag war das neue Traumpaar Reid Duke und Chris Dodero, die beide als erste Spieler in dieser Saison je vier Scorerpunkte in einem Match sammelten. Immensen Schwung bringt auch in den letzten Wochen Lukas Laub, der sich beim Pausentee anscheinend immer am besten pusht. Nicht weniger als fünf Tore gelangen ihm bisher in den jeweils ersten zwei Minuten nach Wiederanpfiff: Zweimal gegen Nauheim, davon einmal in Overtime, je einmal gegen Krefeld, Selb und zuletzt am Sonntag mit dem Gamewinner in Kassel.