Und plötzlich war alles ganz anders

von Redaktion

Tragischer Unfall von Starbulls-Stürmer Mike Glemser erschüttert deutsches Eishockey

Rosenheim – Und plötzlich ist alles anders: Stunden und Minuten zuvor hat man noch im Mannschaftsbus und in der Kabine miteinander geflachst und sich mit Vorfreude und Motivation auf das Spiel vorbereitet. Und auf einmal ist das Lachen weg und der Ehrgeiz verschwunden. Ein kleiner Rempler bei hohem Tempo hat gereicht, etwas, das im Eishockeysport immer wieder Mal im Spiel vorkommt und auch in den allermeisten Fällen problemlos über die Bühne geht. Nicht so am 3. Februar in Garmisch-Partenkirchen: Da hatte das Schicksal mit Mike Glemser etwas anderes vor. Und statt um Punkte ging es beim Rosenheimer Gastspiel plötzlich ums Überleben.

Der Stürmer der Starbulls war mit voller Wucht in der Bande eingeschlagen und regungslos liegengeblieben. Nach der dramatischen Erstversorgung auf dem Eis wurde er sofort in die Spezialklinik nach Murnau gebracht. „Als wir die ersten Infos nach dem Spiel in Garmisch bekommen haben, war das für uns alle ein Riesenschock“, erklärte Starbulls-Kapitän Dominik Daxlberger wenige Tage später. Schnell war klar, dass Glemser, zu diesem Zeitpunkt 25 Jahre jung, nicht mehr aufs Eis zurückkehren würde. Er hatte sich bei diesem tragischen Unfall sehr schwere Verletzungen im Wirbelsäulenbereich zugezogen, der vierte und fünfte Wirbel brachen, er ist vom Halswirbel abwärts gelähmt und musste für mehrere Tage künstlich beatmet werden.

Der aus Stuttgart stammende Glemser war erst kurz vor Saisonstart im Sommer 2022 nach Rosenheim gewechselt. Dort entpuppte er sich als wertvoller Mannschaftsspieler, der sich weiterentwickeln wollte und oft Extraschichten in der Kraftkammer schob. Das verhinderte zwar den Unfall nicht, half aber für die Zeit danach, in der der Angreifer, der nun mit einem elektrischen Rollstuhl eine gewisse Mobilität erfährt, rund 25 Kilo abgenommen hatte. Nach rund einem halben Jahr hatte Glemser die Unfallklinik in Murnau verlassen und ist gemeinsam mit seiner Freundin Lara nach Pforzheim gezogen – etwas Eigenständigkeit in der Abhängigkeit!

Die Starbulls hatten schnell eine Spendenaktion organisiert, die zeigte, wie das Schicksal des jungen Stürmers die Menschen – und nicht nur die Eishockey-Welt – in den Bann zog. Während der Play-offs hing Glemsers Trikot mit der Rückennummer 97 immer an der Spielerbank und nach dem Oberliga-Meistertitel besuchte die Mannschaft ihren Mitspieler in der Klinik in Murnau und stellte ihm den Meisterpokal ans Bett. Zu den Heimspielen der Starbulls hört man auch jetzt noch „Mike Glemser“-Sprechchöre aus der Rosenheimer Fankurve.

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