Burghausen – Was für eine turbulente Herbstrunde für den Fußball-Regionalligisten SV Wacker Burghausen. Ein Platz in der unteren Tabellenhälfte, Trainerwechsel, Verletzungsmisere – für die Salzachstädter stand schon früh fest, dass es in der Saison 2023/24 mehr gegen den Abstieg als um den Aufstiegskampf gehen wird. Mit dem neuen Cheftrainer Robert Berg aus Peterskirchen stabilisierte sich der SVW in den vergangenen Monaten und ist aktuell mit 25 Punkten auf dem zwölften Rang zu finden. Trotzdem gibt’s noch einiges zu tun. Im Gespräch erklärt der 48-Jährige, was er seit seinem Amtsantritt verändert hat, wie wichtig Neuzugänge sind und was er für die Zukunft plant.
Der 19. September wird Ihnen vermutlich noch länger in Erinnerung bleiben. Es war Ihr erstes Spiel als Chefcoach beim SV Wacker Burghausen. Wie nervös waren Sie vor dem 1:0-Heimerfolg gegen die SpVgg Greuther Fürth II?
Ich bin jedes Mal maximal nervös. Man ist zwar schon lange dabei, doch es war trotzdem eine besondere Situation. Es war schön zu sehen, wie alle bis zum Schluss Gas gegeben haben, da muss man der Mannschaft ein Riesenkompliment machen.
In den ersten neun Liga-Partien der laufenden Saison hat der SVW – noch unter Hannes Sigurdsson – gerade einmal sieben Punkte geholt. Mit Ihnen als Hauptverantwortlicher waren es in 13 Begegnungen 18 Zähler. Wie ist es Ihnen gelungen, die Trendwende herbeizuführen?
Wir haben davor nicht direkt schlecht gespielt. Manche Partien sind unglücklich verlaufen, doch wir haben auch viele Einladungen verteilt und vielleicht auch zu naiv agiert. Deshalb haben wir an ein paar Stellschrauben gedreht. Die Basis ist einfach eine stabile Defensive. In dieser Liga geht nicht viel über Ballbesitz, stattdessen sind Defensive, Umschaltspiel und Standards entscheidend. Uns war klar, dass darauf der Fokus liegen sollte. Das ist uns auch gelungen, wir haben viel weniger zugelassen. Wir wollen auf Sicht schon wieder aktiver spielen, doch letztendlich hilft dir das nichts, das Ergebnis ist am Ende das Wichtigste. Wenn die Ergebnisse passen, kehrt das Selbstvertrauen zurück.
14 Spieler haben den Verein im Sommer verlassen. Sie sind mit einem überschaubaren Kader von 19 Mann in die Saison gestartet. Hatten Sie selbst die Befürchtung, dass es schwierig werden könnte?
Ich bin relativ spät während der Vorbereitung dazugekommen, deshalb war es zunächst schwer für mich einzuschätzen. Es war ja auch so, dass vor Saisonbeginn potenzielle Transfers, Top-Spieler, abgesagt haben, weil dann doch noch finanzkräftigere Vereine dazwischengefunkt haben. Im ersten Spiel hat sich dann Sebastian Niedermayer direkt verletzt – und etwas später auch noch weitere Spieler. Während der Saison hat man mit dem ein oder anderen Neuzugang reagiert, was positiv ist. Wir haben uns, was die Tabelle betrifft, gut herausgearbeitet, trotzdem ist es immer noch eine knappe Situation. Wir wissen, dass wir da noch nachlegen müssen.
Das heißt, es wird Neuzugänge in der Winterpause geben! Wie ist da der aktuelle Stand?
Ja, definitiv, wir müssen zugreifen. Wir brauchen mehr Torgefahr und einen breiteren Kader. Mit Verletzungen muss man immer rechnen, außerdem sind ein paar Spieler gelb-gefährdet. Wir sind aktuell mit möglichen Neuzugängen in Gesprächen. Im Winter ist es natürlich nicht einfach, gute Spieler zu bekommen, die uns weiterhelfen können. Ich hoffe, dass da bald der erste Schritt gemacht werden kann.
Wie sieht es mit den verletzten Spielern aus, wird da der ein oder andere zeitnah zurückkommen?
Bei Thomas Winklbauer, der ja wegen seiner Verletzung am Syndesmoseband operiert werden musste, läuft die Reha nach Plan. Es ist alles wunderbar verheilt. Da sieht es gut aus, dass er zum Trainingsauftakt voll auf dem Platz sein kann. Sebastian Niedermayer (Knorpelverletzung, Anm. d. Red.) und Edin Hyseni (Kreuzbandriss, Anm. d. Red.) fallen ja bis Saisonende aus. Moritz Sommerauer hat die ein oder andere Baustelle, operiert werden musste er nicht. Bei ihm ist es jedoch unwahrscheinlicher als bei Thommy, dass er am 21. Januar voll einsatzbereit ist. Es wäre natürlich wichtig für uns, dass es beide schaffen.
Mit Brajan Begotaraj, Artur Andreichyk, Tobias Duxner und Emin Salispahic sind im Sommer vier Spieler aus dem Wacker-Nachwuchsleistungszentrum ins Team gestoßen. Wie hat sich das Quartett bisher geschlagen?
Das sind super Typen, die hart an sich arbeiten. Artur hat ja schon viele Einsätze bekommen, fast schon zu viele. Er ist in allen Belangen vorbildlich. Auch Tobias und Emin machen es gut. Brajan hatte es mit dem Syndesmosebandriss etwas schwieriger, er muss allerdings auch körperlich zulegen. Talent alleine bringt in der Regionalliga nichts. Insgesamt muss bei uns in Zukunft das Ziel sein, dass die Spieler früher an die Regionalliga herangeführt werden und nicht erst am Ende der Saison, wenn sie aus dem Jugendbereich herauskommen. Damit sie sich schon etwas an das Niveau gewöhnen und trotzdem noch genug Spielpraxis in der U19 haben. Wir wollen jetzt auch im Winter schauen, dass man den ein oder anderen dazunimmt. So kann man die jungen Spieler auch länger beobachten und sehen, ob es für sie reicht – oder eben nicht.
Am 21. Januar ist der offizielle Trainingsauftakt. Das aktuelle Hauptziel kann ja nur Klassenerhalt heißen?
Richtig, wir müssen jetzt erstmal schauen, dass wir die Klasse fixieren – was wir auch schaffen werden. Trotzdem muss man parallel auch langfristig planen. Der Anspruch von Burghausen und auch von mir ist, in absehbarer Zeit wieder vorne in der Liga mitzuspielen. Doch Zielsetzung und Kaderqualität müssen zusammenpassen. Wir brauchen in der Breite und Spitze Verstärkung, dann ist es auch leichter, dass man den eigenen jungen Spielern mehr Spielzeit geben kann. Wir sind auf einem guten Weg. Andreas Huber (Geschäftsführer, Anm. d. Red.) und Karl Heinz Fenk (Sportlicher Leiter, Anm. d. Red.) geben alles, da wäre Kritik fehl am Platz. Ich glaube, dass wir langfristig wieder Erfolge haben werden, kurzfristig müssen wir den Klassenerhalt sichern.
Das erste Liga-Spiel der Frühjahrsrunde ist ausgerechnet zuhause gegen den TSV Buchbach, der aktuell die rote Laterne trägt. Was sagen Sie zur Situation bei den Rot-Weißen?
Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen. Ich denke jedoch, dass es unglücklich gelaufen ist. Der Kader ist bei weitem nicht so schlecht, wie man aufgrund der Tabellensituation meinen könnte. Ich glaube, dass sie den Klassenerhalt schaffen. Es wäre schön, wenn beide Mannschaften auch in der nächsten Saison noch in der Regionalliga spielen.
Sie haben mit dem Engagement beim SV Wacker ein großes Ziel erreicht, was erhoffen Sie sich persönlich für die Zukunft?
Ja, es war ein großes Ziel, doch ich kann nicht sagen, dass ich jetzt alles erreicht habe. Es ist erst dann wertvoll, wenn es langfristig gut läuft, wenn man sportliche Erfolge feiert und die Mannschaft weiterbringt. Ich möchte auf jeden Fall so lange wie möglich in Burghausen bleiben.Interview: Aiche