1860-Talent im Fokus der Proficlubs

von Redaktion

Der 18-jährige Marcel Martens hat sich in der Landesliga in den Vordergrund gespielt

Rosenheim – In den 1990er-Jahren hatte der Fußball-Nachwuchs in Rosenheim eine großartige Entwicklung genommen, an deren Ende dann mehrere Bundesliga-Akteure, Nationalspieler und gar Weltmeister standen. Verantwortlich damals war Peter Wimmer als Sportchef beim TSV 1860 Rosenheim. Einer der Nachwuchstrainer war der junge Wolfgang Schellenberg, später aufgrund seiner Fähigkeiten mit Talenten auch „Diamantenauge“ genannt. Nun sind beide wieder an der Jahnstraße in Rosenheim tätig – und natürlich widmen sie ihr Augenmerk den Talenten. Marcel Martens könnte der Anfang einer neuen Ära sein.

Martens ist eines der Gesichter des Neuanfangs im Rosenheimer Fußball. Nach zwei Abstiegen hintereinander und einer großen Fluktuation auf dem Spielersektor hat sich der TSV 1860 darauf berufen, was ihn einst schon einmal stark gemacht hat – und hat aus der Not eine Jugend gemacht, um das Sprichwort leicht verändert wahr zu machen. In der Landesliga Südost haben die Sechziger den freien Fall gestoppt, obgleich sie eine blutjunge Mannschaft aufbieten. Mit Martens, Florian Grundner, Matteo van de Wiel, Raphael Lang und Simon Fischer kommen fünf aktuelle A-Junioren-Akteure regelmäßig zum Einsatz, nicht zu vergessen Spieler wie Sebastian Amann, Lucas Gratt, Liam Markulin, Albin Krasnic oder Auron Hetemi, die allesamt gerade dem Nachwuchs entwachsen sind.

Logisch, dass da auch höherklassige Vereine auf diese Akteure aufmerksam werden. Gerade bei Martens, in der Landesliga als Innenverteidiger oder auf der rechten defensiven Außenbahn aufgeboten, wird es aktuell konkret: Im Dezember hatte der 18-Jährige Trainingstage bei der SpVgg Unterhaching und beim FC Bayern, mit den Hachingern bestritt er ein Testspiel gegen den FC Augsburg. „Gegen Spieler, die in der Bundesliga nicht zum Einsatz gekommen waren, und Spieler aus der U23“, erzählt Martens, „ich habe unter anderem gegen Sven Michel gespielt“. Eine Halbzeit lang durfte er ran. „Die ersten Minuten waren schon schwer, weil ich die Mannschaft ja nicht gekannt habe. Auch das Tempo war ganz anders. Das war noch einmal ein großer Schritt, mit der Zeit aber ist es immer besser geworden.“ Der größte Unterschied: „Du musst einfach clever sein. Es ist schon etwas anderes, wenn du gegen Spieler spielst, die seit 15 Jahren im Herrenfußball sind.“

Bei Martens, der mit vier Jahren beim SV Amerang begonnen hatte und in der U12 nach Rosenheim gewechselt war, steht erst ein halbes Jahr Herrenfußball in der Statistik.

Das hat er aber komplett mitgenommen. In allen 21 Saisonspielen stand der Abwehr-Schlaks in der Startformation und hat die meisten Einsatzminuten aller 1860-Akteure absolviert. Drei Tore gelangen ihm, alle drei waren mitentscheidend für Rosenheimer Punktgewinne. „Der Schritt in den Herrenbereich war der Wichtigste. Wenn du das frühzeitig machen kannst, dann bist du schon einen Schritt näher als die Leute, die erst regulär rauskommen“, berichtet Martens. Und so hatte er auch schon etwas voraus, als er bei der U19 beim FC Bayern mittrainiert hatte. „Die sind technisch brutal versiert, aber man merkt schon, dass das noch Jugendfußball ist“, bilanzierte er.

Den Unterschied wird er aber noch im Januar gezeigt bekommen, denn eine weitere Trainingswoche bei den Amateuren des FC Bayern steht dann für Martens auf dem Programm. „Der wird seinen Weg machen“, hat Trainer Schellenberg bereits im Herbst über Martens geurteilt. „Er hat eine gute Technik, ein gutes Auge und vor allem einen ganz feinen Charakter. Und mit seinem Kopfball hat er eine Waffe“, beschreibt Schellenberg die Stärken des 18-Jährigen. Martens selbst sieht „das Passspiel, die Übersicht und das Antizipieren“ als Stärken bei sich an. Woran er noch arbeiten muss? „Körperlich muss ich noch mehr machen, um stabiler zu sein. Und Schnelligkeit geht auch immer, wobei ich da schon recht zufrieden bin.“ Auch Wimmer hat viel Lob parat: „Er performt wunderbar, hat die Gabe, sich weiterzuentwickeln, eine sympathische Art und ein realistisch denkendes Elternhaus.“ Das erübrigt sich fast schon, dass Schellenberg sagt: „Wenn er am Boden bleibt, dann werden wir ihn noch in ganz anderen Spielklassen sehen.“

Wo das sein soll, stellt Martens klar: „Auf jeden Fall ganz oben ankommen. Das war von früh auf mein großer Traum.“ Und wann? „Erst mal das Abi fertig machen. Aber es kann auch alles ganz anders kommen und deshalb lasse ich alles auf mich zukommen“, sagt Martens, der seine Lieblingsposition in der Abwehrzentrale sieht. Wenn er auch die Frühjahrsrunde in Rosenheim spielt, dann wird er möglicherweise auch eine neue Position kennenlernen und auf der Sechs spielen. „Wir haben einen klaren Plan mit der Mannschaft“, sagt Wimmer. Auch mit Martens.

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