Kurze Hose trotz klirrender Kälte: Erst Schneefall, dann klirrende Kälte und Sonnenschein – der Biathlon-Weltcup in Ruhpolding ist zu einem Wintermärchen geworden. Wer live dabei sein will, muss sich allerdings dick einpacken, denn die Chiemgau-Arena im Ruhpoldinger Talkessel liegt fast den ganzen Tag über komplett im Schatten, und so lagen die Temperaturen während der Rennen bisher deutlich im Minusbereich. Für einen tschechischen Kameramann war dies freilich kein Grund, auf seine kurze Hose zu verzichten, mit der er im Medien-Gang hinter dem Trainerbereich schon fast so etwas wie Kultstatus genießt. Mit seinem Gerät auf den Schultern rennt er von Schießstand zu Schießstand, um die tschechischen Athleten bestmöglich ins Bild zu setzen.
Nicht nur die Kappe ist Kult: Ebenfalls Kultstatus im Weltcup-Zirkus hat ein Fotograf mit seiner rot-weißen Baseball-Kappe: Kevin Voigt, Zwillingsbruder und unermüdlicher Unterstützer der deutschen Top-Biathletin Vanessa Voigt. Der nur drei Minuten ältere Bruder ist bei den Weltcuprennen und natürlich bei den Weltmeisterschaften im Februar an vorderster Front dabei. Die Geschwister hatten einst gemeinsam mit dem Skilanglauf begonnen, aber nur Vanessa schaffte den Sprung aufs Oberhofer Sportgymnasium und wurde zur Biathletin. „Da habe ich mir etwas überlegt, um auch dabei zu sein“, sagte Kevin Voigt – und begann mit dem Fotografieren. Seine Bilder zieren seitdem nicht nur die Webseiten zahlreicher Verbände, sondern auch die Social-Media-Auftritte mehrerer Stars der Szene.
Chips statt Geld: Eine Neuerung bei den Verpflegungsständen hat an den ersten Weltcup-Tagen für Verwunderung und teils Verärgerung bei den Fans gesorgt: Essen und Getränke kann man seit diesem Jahr nicht mehr direkt an den zahlreichen Buden kaufen, sondern muss vorab Bezahl-Chips erwerben, die man dann für Glühwein, Semmeln und Co. einlösen kann. An den Kassen bildeten sich schon am ersten Wettkampftag am Mittwoch lange Schlangen, obwohl „nur“ 13000 Zuschauer in die Chiemgau-Arena geströmt waren. Am Wochenende werden täglich über 20000 Fans im Hexenkessel am Zirmberg erwartet. Übrigens: Übrig gebliebene Chips zurückgeben und sich das Geld wieder erstatten lassen kann man nicht.
„Fisch“ allein, Dahlmeier hatte „gscheidn Huastn“: Für die TV-Übertragungen aus Ruhpolding ist in diesem Jahr das ZDF zuständig, das im jährlichen Wechsel mit der ARD live aus der Chiemgau-Arena ausstrahlt. Seit seinem Karriereende in 2007 ist Olympiasieger Sven Fischer ununterbrochen als gefragter Experte beim „Zweiten“ tätig. Die Damen-Staffel am Mittwoch musste der 52-Jährige aus Schmalkalden alleine mit Moderator Alexander Ruda analysieren. Co-Expertin Laura Dahlmeier fiel kurzfristig aus – sie habe „an g’scheidn Huastn“, ließ sie verlauten. Die 30-jährige Doppel-Olympiasiegerin und siebenfache Weltmeisterin war aber am Donnerstag und Freitag schon wieder am Mikro.
Top-Stars unter den Zuschauern: Deutsche Biathlon-Stars der vergangenen Jahre sind beim Weltcup in der Ruhpoldinger Chiemgau-Arena gern gesehene Gäste: So verfolgten der vierfache Weltmeister Simon Schempp und der dreifache Olympiasieger Michael Greis das Staffel-Rennen der Männer. Gefragte Gesprächspartnerin war auch Uschi Disl – die zweifache Olympiasiegerin und achtfache Weltmeisterin zeigte sich fasziniert von der großartigen Stimmung im Hexenkessel.
Hoher Besuch: Große Sicherheitsvorkehrungen traf die Polizei am Donnerstag, als Timothy Liston das Staffelrennen der Männer verfolgte. Der US-Generalkonsul in München wurde unter anderem von Bürgermeister und Weltcup-Botschafter Justus Pfeifer herzlich empfangen. rse