Rosenheim – Die Stimmung bei den Starbulls war beim Team und bei den Fans schon mal besser. Vor allem nach der vierten Derbyniederlage in Landshut kochte die Fanseele, weil die Leistung einfach nicht passte. So wie die Mannschaft in den ersten 30 Minuten aufgetreten ist, kann man einen Pre-Playoff-Platz schon jetzt abhaken und auch in der drohenden Play-down-Runde wird es schwierig, die Klasse zu halten. Am Sonntag folgte auch noch die vernichtende 0:8-Heimniederlage gegen Ravensburg.
Sogar Bietigheim
schnitt besser ab
Das ist keine Schwarzmalerei, sondern die Erkenntnis aus der Punkteausbeute nach dem Heimspiel gegen Ravensburg. Die Bilanz nach dem Sechs-Punkte-Wochenende Mitte Dezember mit dem 9:4-Sieg gegen Freiburg und dem 3:2-Erfolg in Kassel: 16 Spiele, nur ein Drei-Punkte-Sieg, elf Niederlagen und nur zwölf von möglichen 58 Punkten – katastrophal und besorgniserregend. Sogar der Tabellenletzte Bietigheim war mit 13 Punkten besser. Man kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen und die Spieler die Zeichen der Zeit erkannt haben. Es geht ja nicht nur darum eine bessere Platzierung zu erreichen, sondern man sollte sich in eine entsprechende Form im Kampf um den Klassenerhalt bringen.
Die aktuelle Situation: Für die Starbulls ist nach dem Derby in Landshut und dem 0:8-Debakel der Zug in Richtung der Pre-Playoff-Plätze ogne Rosenheim abgefahren. Die Niederlage in Landshut nach einer zumindest 30 Minuten lang unverständlich schwachen Leistung ist das eine, die Punktgewinne der Konkurrenten am letzten Wochenende das andere. Wie schwer es als Aufsteiger ist, sich in der ersten Saison in der DEL2 zu etablieren, zeigt das Abschneiden der Neulinge seit dem Abstieg der Starbulls. Lediglich ein Verein konnte sich seit 2017 einen Pre-Play-off-Platz sichern und das war Regensburg. In der Saison 2022/ 2023 wurden die Oberpfälzer Zehnter, alle anderen Aufsteiger mussten in die Play-downs, sicherten sich aber bis auf Deggendorf in der Saison 2018/2019 im ersten Jahr alle den Klassenerhalt. Das waren Bad Tölz, Landshut und Selb. In der Corona-Saison 2019/2020 gab es keinen Aufsteiger.
Die Starbulls und Verstärkungen: Aktuell bemühen sich die Rosenheimer um Verstärkungen, wobei Vorstand Christian Hötzendorfer klarstellt: „Es steht Geld zur Verfügung, aber eben nicht in dem Maß wie bei anderen Vereinen.“ Bei der aktuellen Torhüter-Situation zeichnet sich ab, dass die Rosenheimer ihre sechste Kontingentstelle wohl an einen Keeper vergeben werden. Der Grund: Tomas Pöpperle ist immer wieder verletzt und es ist durchaus möglich, dass für ihn die Saison von einem Tag auf den anderen beendet sein kann. Sein Vertreter Christopher Kolarz gehört zum Kader von Red Bull München, was auch mit ziemlicher Sicherheit so bleibt, und wenn er angefordert wird, kann er nicht für Rosenheim spielen. Sollten beide Torhüter nicht zur Verfügung stehen, müsste Patrick Mühlberger ins Tor. Diese Verantwortung kann man dem 19-Jährigen in einer möglichen Play-down-Runde nicht übertragen.
Der Starbulls-Kader: Angeblich herrscht bei einigen Spielern Unsicherheit über die Zukunft wegen ausbleibenden Vertragsgesprächen. Nach Information von Christian Hötzendorfer fanden beziehungsweise finden Gespräche mit Leistungsträgern statt, die man unbedingt halten will. „Es gibt natürlich auch einige Spieler, die bereits einen Vertrag für die nächste Saison haben“, erklärte Hötzendorfer.
Pasanen-Vertrag
für drei Jahre?
Der Trainer: Nach Informationen der OVB-Sportredaktion hat Jari Pasanen bereits einen längerfristigen Vertrag (drei Jahre?) bei den Starbulls unterschrieben. Obwohl man sich die Tabellensituation bei den Rosenheimern natürlich anders vorgestellt hat, genießt der Coach von der Vorstandschaft vollstes Vertrauen. Ein Trainerwechsel ist (noch) kein Thema, weil genau dieser Coach mit seinem Plan und seiner Erfahrung die Mannschaft endlich wieder in die DEL2 zurückgeführt hat. Ob sich an dieser Einstellung der verantwortlichen nach dem Offenbarungseid am Sonntag etwas geändert hat, wird man sehen. Regensburg zum Beispiel war vor dem letzten Gastspiel in Rosenheim Tabellenletzter (20. Spieltag) und es ist mit keinem Wort über Trainer Max Kaltenhauser diskutiert worden. Jetzt ist Regensburg Zweiter.
Die Fans: Seit den Oberliga-Play-offs herrscht in Rosenheim eine große Eishockey-Euphorie. Die Starbulls haben den zweitbesten Schnitt der DEL2, doch nach den letzten Wochen werden auch die Fans unruhig. Was sie vor allem kritisieren, ist die mangelnde Einstellung von einigen Spielern wie beim Derby in Landshut. Nach Niederbayern waren wieder einmal 700 Rosenheimer Fans gereist und unterstützten ihre Mannschaft, die allerdings auch das vierte Derby sang- und klanglos verlor. Die Folge: Einen Tag nach dem Spiel waren rund 70 Fans aus der Mangfallkurve beim Vormittagstraining und forderten ein Gespräch mit der Mannschaft, die sich auch den Fragen der Anhänger stellte. Auch Vorstand Christian Hötzendorfer, der im Stadion war, wurde von den Fans „in Beschlag“ genommen. „Ich finde, das war ein guter Austausch und die Fans waren zwar verständlicherweise aufgebracht, aber der Ton war immer höflich. Das hat mich schon überrascht und ich habe den Fans erklärt, dass wir den Ernst der Lage schon erkannt haben.“ Hötzendorfer sagte den Fans aber auch, dass er sich nicht öffentlich hinstellt, um auf die Mannschaft draufzuhauen. „Das werde ich jetzt und auch in Zukunft nicht tun.“ Trainer Jari Pasanen sagte nach dem Training zu den Fans: „Ihr wart gestern Abend in Landshut da, wir leider nicht.“
Die Wutrede von Stefan Reiter: Der Starbulls-Stürmer wurde bei einem TV-Interview in der zweiten Drittelpause deutlich und sagte: „Ich weiß nicht, was wir uns teilweise denken, wenn wir in ein Derby gehen. Mich kotzt das so an. Wir bekommen wieder völlig unnötige Strafzeiten und kassieren drei Tore in Unterzahl. Ob wir zu spät zum Spiel kommen, interessiert überhaupt keinen. Alles nur Ausreden, damit müssen wir jetzt schleunigst aufhören.“ Schön, dass es noch Spieler gibt, die einfach sagen, was sie gerade denken. Das sagt der Vorstand zu der Reiter-Wutrede: „Bei der überschaubaren Leistung in Landshut finde ich es gut, dass die Mannschaft zeigt, dass sie lebt. Und so ordne ich auch die Aussagen ein.“