Sonst wird der Sportplatz zum Bauland

von Redaktion

Der Bayerische Fußballverband will bei Spielgemeinschaften genauer hinschauen

Teisendorf – Die SG Tüßling/Teising ist ein Kuriosum. Sie ist vermutlich die einzige Spielgemeinschaft in Bayern, in der nur Fußballer eines einzigen Vereins spielen. Dabei sind die SGen eigentlich dazu da, Vereinen zu helfen, die nicht genügend Spieler für eine Mannschaft haben und sich deshalb in der Not einem Nachbarverein anschließen. Doch die letzten Spieler des SV Teising sind schon 2008 zum SV Tüßling gewechselt, der seither als SG Tüßling/Teising auftritt. Das war nie ein Problem – bis zur laufenden Saison.

Nun schnuppert die Mannschaft im zweiten Jahr nach dem Kreisliga-Aufstieg am Tor zur Bezirksliga – doch das bleibt ihr versperrt, wie der ehrgeizige Trainer Andreas Giglberger und seine Spieler überrascht kurz vor dem ersten Spieltag feststellen mussten. Auch eine Auflösung der „Nicht-SG“ nach der Saison würde nichts helfen.

„Spielgemeinschaften zum Zwecke einer Leistungsförderung oder eines Aufstiegs in eine höhere Spielklassenebene über die Kreisebene hinaus dürfen nicht genehmigt werden“, heißt es etwas umständlich in den Richtlinien des Bayerischen Fußballverbandes (BFV). In der Kreisliga ist also Endstation. Sonst, so fürchtet man, würden Vereine zusammengehen, um nicht nur mehr Spieler, sondern vor allem bessere zur Verfügung zu haben. „Sportliche Aspekte dürfen bei der Gründung einer Spielgemeinschaft keine Rolle spielen“, drückt es Bayernliga-Spielleiter Andreas Mayländer (Teisendorf) einfacher aus. „Und in der Bezirksliga steht die sportliche Leistung im Vordergrund.“ Mayländer ist Mitglied im Verbandsspielausschuss, der die Regional-, Bayern- und Landesligen beaufsichtigt und die Einhaltung der Regeln im Spielbetrieb überwacht. „Der BFV will, dass auch künftig in jedem Ort Fußball gespielt werden kann.“

Und das sieht Mayländer in Gefahr, wenn ein Verein nur noch das Anhängsel eines anderen ist. „Solche Vereine sind bald tot. Wenn es keine Herrenmannschaft mehr gibt, gibt es bald auch keine Jugend mehr. Und dann fragt die Gemeinde irgendwann, warum man einen Fußballplatz braucht – oder ob man den Platz nicht besser als Bauland ausweist.“ Über diese Konsequenzen machten sich viele Vereine zu wenig Gedanken. Deshalb warnt der Bayernliga-Spielleiter vor dem radikalen Schnitt: „Oft reicht der Kader wenigstens noch für eine eigenständige Mannschaft. Dann ist es doch besser, wenn man nur die zweite Mannschaft in eine SG einbringt.“ Auch das Flex-Modell „9 gegen 9“ könne genutzt werden. Dann werden auch nicht aus drei oder sogar vier Mannschaften zwei.

In der Praxis sieht es anders aus: Im Kreis Inn/Salzach sind in der laufenden Saison 2023/24 bei den Herren 25 Spielgemeinschaften gemeldet, davon treten 18 Vereine mit der ersten und der zweiten Mannschaft gemeinsam an. Und die nächste Spielgemeinschaft mit zwei Teams bahnt sich schon an: zwischen dem SV Unterwössen und dem SC Schleching. Die 25 SGen sind zwar nur sieben Prozent aller 339 Mannschaften im heimischen Kreis – doch das Problem verschärft sich bayernweit: In einigen dünn besiedelten Regionen Nordbayerns bestehen die A-Klassen fast nur noch aus SGen – mit bis zu fünf Vereinen.

„Der BFV wird künftig auf jeden Fall genauer hinschauen“, kündigt Mayländer an, und zwar nicht nur bei neu gegründeten SGen. Denn sie müssen jedes Jahr neu genehmigt werden. In der Praxis seien viele Spielgemeinschaften in der Vergangenheit einfach durchgewinkt worden – zumal messbare Kriterien in der Richtlinie fehlen. „Wir wollen das nachvollziehen können“, sagt Mayländer. Man denke etwa an einen Fragebogen, der mit dem Antrag ausgefüllt werden muss. Die Entscheidung liegt bei einer SG im Kreis, bei SGen mit zwei Mannschaften entscheidet der Bezirk.

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