Breite Spitze als Hoffnung

von Redaktion

Kristian Mehringer betreut deutsche Biathlon-Damen

Ridnaun – Kristian Mehringer hofft auf einen positiven WM-Verlauf für sein Damen-Sextett. Der Schlechinger ist seit 2018 nämlich für das deutsche Biathlon-Damenteamverantwortlich. Nach dem Weltcup zuletzt in Antholz galt es für das Trainerteam einige Problemchen lösen, so erwischte den meisten der Sportlerinnen ein Magen- Darm-Virus. „Zwei, drei Tage hatten sie damit zu tun, dann sind sie wieder ins Training eingestiegen“, so der 42-Jährige.

Zuletzt hat sich die Mannschaft in Ridnaun in Südtirol vorbereitet. „Das alles ist gut verlaufen, alle sind gesund und munter. Da haben wir den Feinschliff gemacht. Da geht es darum, dass man nicht mehr an Inhalten trainiert, sondern kleine Spitzen setzt“, erklärt der Cheftrainer. Dazu gehört aber auch, Selbstvertrauen aufzubauen und das hat in Ridnaun bei den Top-Bedingungen sehr gut funktioniert. „Wir haben Energie getankt, damit wir mit vollem Speicher zur WM anreisen“, so Mehringer. Zum etwas schwierigen Anfang der Saison erklärt er, dass sie insgesamt nicht ganz verkehrt eingestiegen und zufrieden gewesen seien. Das Team hatte teilweise Ausfälle von Franzi Preuß in Richtung Hochfilzen zu beklagen, in Antholz hatte Janina Hettich-Walz gesundheitliche Probleme. „Das alles war nicht optimal für uns, aber ansonsten sind wir schon auf Schlagdistanz. Immerhin haben wir einige Podestplätze erreicht, womit auch nicht so viele gerechnet haben. Deswegen können wir mit einigen Erwartungen an die WM herangehen. Was dabei rauskommt, müssen wir schauen.“

Zum Thema Denise Herrmann-Wick sagt Mehringer: Natürlich sei mit ihr eine Top-Athletin weggebrochen, die Top-Leistungen gebracht hat. Man habe das Loch aber stopfen können. „Wir haben jetzt mit Franzi Preuß, Vanessa Voigt und Janina Hettich-Walz eine breite Spitze. Die Last wird nicht mehr auf einer Schulter getragen, sondern auf mehreren. Ich denke, insgesamt muss keine „Mutti“ mehr dabei sein, brauchen wir auch nicht. Das hat sich im letzten Jahr so ergeben, weil sie durch ihre Erfolge in der Verantwortung stand und sich um die Jungen kümmerte. Dieses Jahr besteht das Team überwiegend aus gereiften Frauen, wir sind so zufrieden damit“, sagte der 42-Jährige. Viel mehr konzentriert sich der Trainer auf das was kommt und möglicherweise wie vor einem Jahr in Oberhof eine Medaille bringt, wie die silberne mit der Staffel. „Eine Staffel hat eigene Gesetze. Wegen der Aufstellung müssen wir schauen, wie wir in die WM einsteigen, ich muss die aktuelle Leistungsfähigkeit beurteilen“, so der Trainer. Ein wichtiges Kriterium sind dabei in der ersten Woche die Mix-Staffeln sowie Sprint und Verfolgung. Eine Woche später unter anderem die Staffeln. „Da kann sich immer einiges ergeben. Wir wissen nicht, wie die Einzelne aktuell dann drauf ist oder was sonst so kommt. Wir haben mit Preuß, Voigt und Hettich-Walz drei Damen in den Top-15 im Gesamtweltcup. Die sind mehr oder weniger gesetzt und kommen für die Staffel in Frage. Den Rest entscheiden wir relativ kurzfristig, aber früh genug, dass sie sich rechtzeitig vorbereiten können. Aber, da ist wirklich noch einiges offen“, so Mehringer diplomatisch.

Mit im WM-Aufgebot sind mit Selina Grotian und Johanna Puff auch zwei sehr junge Biathletinnen. Sie sollen neue Erfahrungen sammeln, zunächst in der Vorbereitung und dann WM-Luft schnuppern. „Für das erste Wochenende haben wir bereits eine Einsatzkonzeption und danach müssen wir die Leistungen wieder beurteilen. Das machen wir Trainer zusammen mit dem Sportdirektor Felix Bitterling, wie die Leistungen einzuordnen sind. Im Verlauf der WM werden wir genau hinschauen, ob jemand Probleme hat. Da kann es durchaus sein, dass eine der Jungen einen Einsatz bekommt, da sind die Türen offen“, verspricht der Cheftrainer.

Was Besonderes in Nove Mesto sind die Zuschauer, rund 200000 werden die Wettkämpfe besuchen. „Die Zuschauer sind sehr laut und haben Trommeln und Trompeten dabei, daran muss man sich gewöhnen. Auch der Anlauf zum Schießstand ist sehr lang, eine lange Gerade mit rund 30 bis 40 Meter nach einer Brücke. Dort gibt es oft Gegenwind, alles nicht so leicht“, so Mehringer. Dazu ist das Streckenprofil sehr anspruchsvoll. Allgemein steht der deutschen Mannschaft eine riesige Konkurrenz und eine enorme Leistungsdichte gegenüber. Alleine im Gesamtweltcup tummeln sich viele Nationen in den Top-15. Norwegen, Frankreich, Schweden mit den Öberg-Schwestern, Italien mit Vittozzi und Wierer und zum Schluss auch noch Lena Häcki-Groß. „Man muss den perfekten Tag finden, um überhaupt eine Medaille zu holen. Wir möchten die alle ärgern, es werden interessante und harte Wettkämpfe für uns, aber auch für die anderen.“

Keine „Medaillenvorgabe“ sagt der Coach und ergänzt: „Natürlich sagt der Verband, was er sich so vorstellt. Meine Zielsetzung ist wie die letzten Jahre auch, auf jedem Fall eine Mannschaftsmedaille und wenn es optimal läuft, zwei Einzel-Medaillen, dann wäre ich sehr zufrieden. Alles andere noch dazu, wäre superperfekt“, so der Wunsch.

Nach der WM heißt es Akkus noch mal aufladen, es geht ins letzte Trimester mit Oslo und zwei Weltcups in Nord-Amerika. „Nach der WM sollen die Athletinnen mal kurz Luft holen und die Woche nutzen, um auf andere Gedanken zu kommen. Dann wird man nochmal kurze Trainingseinheiten gestalten. Die letzten Weltcups sind immer sehr interessant. Da geht es noch um den Gesamtweltcup, da kann man Top-Leistungen bringen. SHu

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