Bruckmühl/Rosenheim – Zum Start in die Frühjahrsrunde bietet die Fußball-Landesliga Südost gleich einen Knaller: Am Freitagabend um 19 Uhr steigt im Mangfallstadion das Landkreis-Derby zwischen dem SV Bruckmühl und dem TSV 1860 Rosenheim. Beide Mannschaften sind in der Tabelle zweistellig, die Sechziger sind mit 29 Punkten Zehnter, die Gastgeber nehmen mit 26 Zählern den zwölften Rang ein. Obgleich der Vorsprung auf die Abstiegszone neun beziehungsweise sechs Punkte beträgt, richten beide Trainer den Blick erst einmal nach hinten. Insofern geht es gleich um wichtige Zähler für den Klassenerhalt. Die OVB-Sportredaktion hat mit beiden Trainern, Bruckmühls Mike Probst und Rosenheims Wolfgang Schellenberg, im Vorfeld gesprochen.
Es ist das erste Punktspiel nach der Winterpause. Ist Ihr Team gerüstet?
Probst: Ja, spätestens seit dem Pokalspiel gegen Kastl. Unsere Ergebnisse in der Vorbereitung waren zwar durchwachsen, ich weiß aber, was die Jungs tatsächlich geleistet haben. Das war absolut in Ordnung. Gegen Kastl hat mir dann Vieles schon gefallen.
Schellenberg: Unsere Vorbereitung war holprig, beginnend von den Platzverhältnissen bis hin zu den Testspielen. Ich bin nicht ganz zufrieden, wie alles gelaufen ist. Es wird sich zeigen, wie weit wir schon sind.
Welche Erkenntnisse haben Sie aus der Vorbereitung mitgenommen?
Probst: Dass die Jungs alle heiß sind. Und dass sie sich der Schwere der Aufgabe bewusst sind, auch wenn wir einen gewissen Punktevorsprung zu den Relegationsplätzen haben. Wir hatten eine hohe Trainingsbeteiligung.
Schellenberg: Dass wir nach wie vor einen weiten Weg vor uns haben. Wir sind noch nicht so stabil, wie wir eigentlich schon sein wollten.
Was war das größte Problem im Herbst und wie können Sie dem nun entgegenwirken?
Probst: Wir mussten im Herbst schon sehr improvisieren, weil wir viele verletzungsbedingte Ausfälle hatten – und zwar in allen Mannschaftsteilen. Auf der Torwartposition hatten wir keinen Rhythmus, so etwas geht an der Mannschaft nicht spurlos vorüber. Jetzt haben wir deutlich weniger Verletzte, auch wenn Torhüter Markus Stiglmeir immer noch fehlt. Hier kämpfen Max Gröbmayr und Manuel Aigner um die Nummer eins, beide haben mein vollstes Vertrauen.
Schellenberg: Wir haben viele unerfahrene Spieler und haben zu individuellen Fehlern geneigt. Diese Spieler müssen natürlich noch mehr Erfahrung und Routine bekommen, um Situationen im Spiel richtig zu erkennen und darauf zu reagieren. Das kommt aber nur mit den Spielen. Bei unserer fehlenden Durchschlagskraft in der Offensive hoffe ich, dass wir da kaltschnäuziger werden.
Sie haben Neuzugänge erhalten. Was erwarten Sie sich von Ihnen?
Probst: Von Michele Cosentino erwarte ich mir sehr viel im offensiven Bereich. Ich hoffe, dass wir damit einen gewissen Prozentsatz an Schlagkraft hinzubekommen. Laurent Misini wird noch ein paar Wochen benötigen, um heranzukommen.
Sie haben Spieler abgegeben – bewusst oder ist das jetzt ein Risiko?
Schellenberg: Die Spieler waren bei uns nicht in einer Rolle als Leistungsträger. Wir sind schon bewusst auf einen kleinen Kern gegangen und haben dadurch auch Kapazitäten, um die Spieler aus der A-Jugend heranführen zu können. Weil sich aber zum Beispiel Laurin Demolli derzeit beruflich verändert und uns dadurch momentan ein weiterer Spieler zu den verletzten Luis Jesse, Moritz Kappelsberger und Steven Khong-In fehlt, ist es schon eng.
Sie haben beide große Trainer-Erfahrung. Wie beurteilen Sie Ihren Gegenüber?
Probst: Wir sind nach dem Hinspiel beisammengesessen. Das ist ein sympathischer Kollege, ich halte viel von ihm. Ich schätze, was er in Rosenheim leistet.
Schellenberg: Wir kennen uns ja bislang nur kurz. Wie er Bruckmühl im Vorjahr in die Spitzengruppe geführt und jetzt auch trotz aller Verletzungssorgen mit Abstand zu den Abstiegsplätzen in einer guten Position hält, spricht auf alle Fälle für ihn.
Gibt es etwas, das Sie gerne von Ihrem Kollegen hätten?
Probst: Die drei Punkte, die er aktuell mehr hat.
Schellenberg: Drei Punkte am Freitagabend.
Das Hinspiel – 2:1 für 1860 – war knapp und emotional. Spielt das noch eine Rolle?
Probst: Tatsächlich ja, wir haben nach dem Abschlusstraining noch einmal darüber gesprochen. Es war eine unglückliche Niederlage, wir waren auf Augenhöhe. Diesmal wollen wir die Punkte natürlich bei uns behalten.
Schellenberg: Das spielt keine Rolle mehr. Wir haben einen Gegner, der bei den Punkten fast auf Augenhöhe ist. Und wir brauchen noch 15 bis 18 Punkte, die wir schnellstmöglich einsammeln wollen.
Welches Spiel können die Zuschauer am Freitagabend erwarten?
Probst: Ein Aufgalopp nach dem Winter ist immer unrhythmisch, mit Sicherheit auch hypernervös. Das Kastl-Spiel hat uns ein Stück weit mehr Aufschluss gegeben. Derjenige, der am schnellsten in das Spiel reinkommt, wird sicher Vorteile haben.
Schellenberg: Es wird ein umkämpftes Spiel sein. Die äußeren Bedingungen werden nicht zulassen, dass der Ball super läuft. Man muss die Zweikämpfe annehmen, Laufstärke beweisen, Fehler vermeiden oder auf der anderen Seite auch nutzen.
Was erwarten Sie von Ihrer Mannschaft?
Probst: Ich verlange, dass sie die zwei, drei Komponenten umsetzen, auf die wir in der Vorbereitung unseren Schwerpunkt gelegt haben. Dass die Jungs hoch motiviert sind, das weiß ich.
Schellenberg: Sie muss den Schalter umlegen. Wir haben uns in der Vorrunde alles hart erarbeitet. Daran müssen wir anknüpfen.
Zum Abschluss eine kleine Tipprunde: Wie geht das Spiel aus und wo landen beide Mannschaften am Saisonende?
Probst: 2:1 für uns. Und ich bin überzeugt, dass beide Mannschaften nichts mit dem Abstieg zu tun haben.
Schellenberg: Ich tippe auf die eigenen Spiele nicht. Bei den Bruckmühlern bin ich mir sicher, dass sie rechtzeitig die Punkte holen und am Ende über den Strich stehen. Bei uns hoffe ich das auch.