Rosenheim – Der Hauptrunden-Endspurt in der DEL2 hat etwas von einem Revolverduell. Bloß, dass sich diesmal nicht zwei Kontrahenten wie im Western gegenüberstehen, sondern gleich aus allen Richtungen geballert wird. Und dass der Spitzenreiter quasi einen neuen Mann in die Schießerei schickt: den berühmt-berüchtigten „Kill Bill“. Dem neuen Trainer der Kassel Huskies, Bill Stewart, eilt ein Ruf voraus wie einst
Wyatt Earp oder Jesse James: Ein harter Hund sei der 66-Jährige, rücksichtslos auf dem Weg zum Erfolg. Nun soll der Italo-Kanadier den wankenden DEL2-Riesen wieder auf Kurs bringen. Seinen ersten Einsatz hat der erfahrene Eishockeytrainer am Freitagabend um 19.30 Uhr gegen die Starbulls Rosenheim.
Dass den Starbulls beim Spitzenreiter sowieso eine schwere Aufgabe bevorsteht, war klar. Dass in Kassel aber ein neuer Mann sein Pferd vor dem Saloon geparkt hat, der gegen Rosenheim seine Premiere feiert, lässt einem schon mal kurz das Blut in den Adern gefrieren. Denn vor Wochenfrist hatten schon die hessischen Kollegen aus Bad Nauheim einen erfahrenen Anführer aus dem (Cowboy)-Hut gezaubert und die Starbulls in den ersten Minuten des Aufeinandertreffens regelrecht überfahren. „Als Eishockeyspieler musst du Erfahrungen sammeln. Und die Jungs haben am eigenen Leib gespürt, was passieren kann. Nun ist es eine ähnliche Ausgangssituation“, sagt Rosenheims Trainer Jari Pasanen, selbst ein routinierter Fahrensmann. Er kennt Bill Stewart aus Trainerduellen in der DEL, wo der neue Mann für Mannheim, Krefeld, Hamburg, Köln, Straubing und zuletzt wieder Mannheim an der Bande stand und weiß, dass dieser nichts unversucht lassen wird, um schnellstmöglich in die Erfolgsspur einzubiegen. „Er ist ein sehr erfahrener Coach und ein Motivator. Die Spieler werden 110 Prozent geben, das ist das, was er von ihnen auch einfordert. Wir wissen, was da für eine Energie auf uns zukommen wird“, erklärt Pasanen.
Nicht zu erklären ist eigentlich, warum Kassel so in die Bredouille gekommen ist und nach einer überlegen gespielten Saison vor dem letzten Wochenende noch nicht mal den ersten Platz sicher hat. Aus den letzten sechs Spielen gab es vier Niederlagen, in den letzten sieben Heimspielen sprang kein Drei-Punkte-Erfolg heraus. „Die haben gut gespielt“, sagt Pasanen nach dem Videostudium, „vielleicht waren sie nicht frei und dann geht es halt mal nicht so einfach aus der Hüfte heraus“.
Für die Starbulls geht gar nichts aus der Hüfte heraus, denn sie müssen sich alles hart erarbeiten. So auch das erhoffte Endspiel um die Playoffs am Sonntag (18.30 Uhr) im Rofa-Stadion gegen die Wölfe Freiburg. Diese haben aktuell zwei Punkte mehr und dürfen im Heimspiel gegen Kaufbeuren am Freitagabend also keine bessere Bilanz aufweisen als die Starbulls. „Dieses Spiel können wir nicht beeinflussen. Aber wir werden auf der Bank sicherlich über den Spielstand informiert sein“, sagt der Rosenheimer Trainer, der weiter auf Steffen Tölzer verzichten muss, allerdings auch keinen Grund hat, die erfolgreiche Mannschaft vom letzten Spieltag zu verändern. „Da haben wir taktisch über weite Strecken sehr gut gespielt.“ Die letzte Patrone soll also erst beim „High Noon“ am Sonntag abgefeuert werden.