Waldkraiburg – Nach zweimal Gold und einmal Silber in den Team-Ziel-Wettbewerben haben die deutschen Einzelschützen bei der 69. Eisstock-Europameisterschaft der Herren und 48. der Damen noch einen kompletten Medaillensatz abgeräumt und damit das Einzel-Desaster von Litauen 2019 – nur einmal Bronze durch Gotzler – vergessen gemacht. Zum ersten Mal kam in Waldkraiburg eine neue, die Spannung extrem fördernde Technik zum Einsatz. Mittels Tablets wurden die Ergebnisse jedes einzelnen Schusses sofort auf die Videowall übertragen und jeder Zuschauer in der Raiffeisen-Arena wusste genau, wie es stand.
Bei den Herren spielte Vorrundensieger Stefan Zellermayer vom TSV Hartpenning wieder einmal seine unglaubliche Nervenstärke aus. Obwohl es in den beiden Finaldurchgängen zwischen ihm, seinem Kameraden Manuel Schmid (FC Ottenzell) und den beiden Österreichern Kevin Kronewetter und Marion Weingartmann – bedingt durch unterschiedliche schnelle Schussfolgen der Schützen – ständige Positionswechsel gab, blieb der 25-jährige Medaillengarant unglaublich cool und hatte am Ende mit 699 Punkten 16 mehr auf dem Konto als Vize-Europameister Weingartmann (683), der sich vom vierten Vorrundenplatz auf den zweiten Rang nach vorne schoss. Während Zellermayer Gold souverän holte, gab es beim Kampf um Silber und Bronze einen dramatischen Dreikampf. Schmid und Weingartmann waren etwas schneller fertig, wobei der Österreicher mit 683 zu 679 im Ausschuss knapp die Nase voran hatte. Gefordert war zu diesem Zeitpunkt nur noch der mehrmals durch Schiedsrichterentscheidungen zeitlich zurückgeworfene Kronewetter. Vor dem letzten Schuss des gesamten Wettbewerbs war allen im Stadion klar, dass er mit einer Null, Zwei oder Vier das Podest verpasste, mit einer Sechs Bronze, mit einer Acht oder Zehn sogar Silber gewinnen würde. Der österreichische Zielschütze schaffte eine Sechs, wodurch Schmid mit 679:682 in allerletzter Sekunde das Stockerl verpasste. Thomas Elsenberger (622) vom EC Saßbach wurde Sechster.
Eine tolle Aufholjagd von Alina Mayer fand bei den Damen kein Happy End. Im Finale mit 15 Punkten Rückstand auf die überragende Vorrundenbeste Sophie Schmutzer gestartet, holte die 22-jährige Gerabacherin im ersten Finaldurchgang mit 172:162 zehn Zähler auf. Im zweiten Abschnitt fielen beide etwas ab. Mayer war insgesamt etwas besser drauf und visierte 160 an, doch Schmutzer schaffte es, mit 158 dagegenzuhalten und damit Gold mit gesamt 690 Punkten nach Österreich zu holen. Mayer, die bei BMW in der Batterieentwicklung arbeitet und nebenher ein Fernstudium zum Wirtschaftsingenieurwesen macht, war zwar zunächst enttäuscht, freute sich dann aber sehr über 687 Punkte und Silber. Die Vorrundenfünfte Verena Gotzler vom österreichischen Spitzenclub ESV Neustift-Innermanzing holte mit 643 Zähler Bronze. Den Grundstein dafür legte die Außernzellerin im ersten Durchgang mit der Finalbestmarke von 181. Am Ende musste sie aber noch zittern, dass sie von Julia Omelko (638) nicht noch abgefangen wurde. Die Slowenin Sabina Dobnik rutschte vom dritten auf den fünften Platz ab. EM-Botschafterin Marina Dunstmair vom TuS Engelsberg wurde punktgleich mit der für die Schweiz startenden Mehringerin Katja Loher Siebte.
Zielwettbewerb, Damen: 1. Sophie Schmutzer (Österreich) Punkte 690/370 Vorrunde; 2. Alina Mayer (Deutschland/EC Gerabach) 687/355; 3. Verena Gotzler (Deutschland/ESV Neustift-Innermanzing) 643/315; 4. Julia Omelko (Österreich) 638/316; 5. Sabina Jancic Dobnik (Slowenien) 631/332; 6. Sarah Speckhard (Österreich) 564/282; 7. Marina Dunstmair (Deutschland/TuS Engelsberg) 543/299; 8. Katja Loher (Schweiz) 543/298; 9. Nicole Kühbacher (Italien) 528/256; 10. Sophie Enderle (Italien) 524/254; 11. Melanie Eder (Italien) 502/235; 12. Marta Bundi (Schweiz) 468/239.
Zielwettbewerb Herren: 1. Stefan Zellermayer (Deutschland/TSV Hartpenning) 699/346; 2. Marion Weingartmann (Österreich) 683/325; 3. Kevin Kronewetter (Österreich) 682/341; 4. Manuel Schmid (Deutschland/FC Ottenzell) 679/338; 5. Mathias Adler (Österreich/TSV Peiting) 664/330; 6. Thomas Elsenberger (Deutschland/EC Saßbach) 622/313; 7. Claudio Mathieu (Schweiz) 584/284; 8. Christian Oberhofer (Italien) 574/317; 9. Jörg Brun (Schweiz) 574/273; 10. Roman Zublasing (ItalienA) 560/262; 11. Martin Casper (Schweiz) 547/300; 12. Tomas Mraz (Tschechien) 524/255.