„Es geht um Existenzen und Verträge“

von Redaktion

INTERVIEW Starbulls-Kapitän Dominik Daxlberger vor dem Start in die Playdown-Serie

Rosenheim – Dominik Daxlberger ist Kapitän der Starbulls Rosenheim. Mit den Eishockeyspielern von der Mangfall hat er zwei Aufstiege in die zweithöchste deutsche Spielklasse erlebt, 2010 als Youngster und 2023 als Führungsspieler. Im Jahr 2017 musste der gebürtige Rosenheimer mit den Starbulls den Abstieg aus der DEL2 hinnehmen. Ein zweites Mal will der 31-Jährige nun unbedingt vermeiden. Am Mittwoch um 19.30 Uhr startet die erste Runde der Playdowns für die Starbulls mit einem Heimspiel gegen die Bietigheim Steelers. Im exklusiven Interview mit der OVB-Sportredaktion erklärt Daxlberger, was diesmal anders ist, spricht über seine Rolle in dieser Saison und warum die Fans ein besonderer Faktor sind.

Wie beurteilt der Kapitän die Leistung seiner Mannschaft in der Hauptrunde?

Es gab sehr große Wellen. Der Start war gut, auch wenn wir da schon Spiele hatten, die wir ein bisschen verschenkt haben. Es hat aber die Konstanz gefehlt, ansonsten hätte man vielleicht auch Neunter oder Zehnter werden können. Wir haben einfach in der Phase rund um Weihnachten zu wenig gepunktet. Aber so zwischen Platz neun und zwölf – das spiegelt das schon wider!

Wie sehr wurmt es Sie, dass alle vier Derbys gegen Landshut verloren gingen?

Schon sehr. Ich hatte schon so lange kein Derby mehr gespielt und mich richtig darauf gefreut. Und dann bist du im ersten Spiel gleich nach zehn Minuten 0:3 hinten und warst chancenlos! Ein Derby daheim hätten wir vielleicht gewinnen können, da waren wir 1:0 vorne. Aber insgesamt war Landshut in allen vier Spielen die bessere Mannschaft, weil wir es eigentlich nie geschafft haben, Energie ins Spiel zu bringen.

Ein Manko waren die Special Teams, sowohl in Überzahl als auch in Unterzahl stehen die Starbulls am Ende der Statistik. Woran liegt das?

Wir hatten vor der Saison ein Ziel ausgesprochen, wo wir hinkommen wollten – da sind wir sehr weit weg. Im Powerplay ist es auch eine Sache des Selbstvertrauens: Wie läuft die Scheibe und traue ich mich, den Schuss zu nehmen? Da hatten wir lange Zeit Probleme, hintenraus ist es aber besser geworden. In Unterzahl war es so, dass wir gegen Top-Mannschaften sechs, sieben Situationen gekillt haben. Und dann hatten wir Spiele dabei, in denen wir in fünf Situationen vier Tore gekriegt haben. Da geht es auch um Aufopferung, die Schüsse zu klären. Das wird jetzt in den Playdowns auch wichtig sein.

Trainer Jari Pasanen hat ein Lob ausgesprochen, dass Sie und Manuel Strodel in Unterzahl die meisten Schüsse geblockt haben.

Gerade zu Beginn der Saison waren Manu und ich das erste Pärchen in Unterzahl – und wir haben gefühlt ewig kein Gegentor gekriegt. Und dann gab es ein Heimspiel gegen Dresden, da haben wir mehrere kassiert. Es gab noch so ein Spiel und dann hat der Trainer auch mal andere Formationen ausprobiert. Mit Manu fühle ich mich aber wohl, denn ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Er nimmt den Schuss genauso wie ich. Das hat uns schon ein bisschen ausgezeichnet, dass wir uns für die Mannschaft geopfert haben. Aber da brauchen wir mehr wie zwei, drei Leute.

Haben Sie eine gewisse Technik, wie Sie in einen Schuss reingehen?

Das ist eine Sache des Timings. Ich muss das Spiel ein bisschen lesen, wo die Scheibe hinkommen könnte. Dann bin ich vielleicht schon zwei Schritte näher dran und habe eine bessere Position. Das muss man auch können und ist eine gewisse Qualität, die man als Spieler haben muss.

Rosenheim hat unter der Saison Spieler nachgekauft. Mit Erfolg, denn diese Spieler haben ebenso eingeschlagen wie die Nachverpflichtungen in der vergangenen Saison.

Es war der Liga geschuldet, dass fast jede Mannschaft reagieren musste. Wir hatten früh gemerkt, dass wir noch jemanden brauchen. Da ist dann der Trammi (Stephan Tramm, d. Red.) gekommen. Beim Steffen (Steffen Tölzer, d. Red.) hat man gewusst, was man bekommt. Nämlich einen Führungsspieler, der Verantwortung übernimmt und hinten Stabilität reinbringt. Und der Oskar (Torwart Oskar Autio, d. Red.) war ein Glücksgriff.

Diese Neuen können aber auch nur aufzeigen, wenn die Kabine funktioniert. Und da hatten Sie als Kapitän mit die Verantwortung!

Man vergleicht da immer mit Spielzeiten, wo alles funktioniert hat. Aber auch letzte Saison war nicht immer alles von Tag eins an rosig. Das hat sich auch aufgebaut und entwickelt, und dann hat sich jeder dem Ziel untergeordnet. Heuer hatten wir eine neue Mannschaft. Neue Kontingentspieler brauchen ihre Zeit, um sich zu akklimatisieren. Wir hatten Spieler, die aus der DEL gekommen sind, bei uns aber ihre neue Rolle finden mussten. Nichtsdestotrotz war das vom Mannschaftsgefüge und Zusammenhalt auch wieder gut. Und das hat sich darin gezeigt, wie sich die Mannschaft jetzt wieder gefangen hat. Wir waren zum Schluss eine Mannschaft, die kontinuierlich gepunktet hat – und das ist im Endeffekt mit ein Erfolg aus der Kabine.

Sie haben drei Tore erzielt und drei Vorlagen geliefert. Wie sind Sie mit Ihrer persönlichen Bilanz zufrieden?

Meine Rolle war anders. Jari ist ziemlich früh in der Saison auf mich zugekommen und hat mir gesagt, dass ich mit zwei Jungen zusammenspielen werde. Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich das gerne mache. Ich habe viel mit Sebastian Cimmerman und Kevin Handschuh gespielt, die haben sich über das Jahr super entwickelt, auch taktisch. Wenn man unsere Plus-/Minus-Bilanz sieht, dann war für eine vierte Reihe nicht mehr zu erwarten. Wir gehören zu den wenigen Stürmern, die im Plus sind. Ich denke, dass ich meinen Job ganz gut gemacht habe. Aber das ist für mich auch nicht so wichtig. Ich will mit der Mannschaft den Klassenerhalt.

Sie haben plus 6, obgleich sie vierte Reihe spielen. Was bedeutet Ihnen so eine Bilanz?

Das ist mir im Laufe der Jahre schon wichtiger geworden. Früher war ich oft Center eins oder zwei, da ist man mehr auf Tore oder Punkte oder Überzahl aus. Jetzt hatte ich die Rolle, defensiver zu spielen. Und der Job der vierten Reihe ist es, den anderen Reihen Luft zu bringen und keine Gegentore zu kassieren. Wenn du dann nach 50 Spielen mit plus 6 rausgehst und den Schnitt in der Mannschaft siehst, dann haben wir in den hinteren Reihen einen guten Job gemacht. Aber ich muss auch sagen, dass ich mir offensiv mehr Tore gewünscht hätte. Aufs erste Tor habe ich lange warten müssen.

Das hat aber gleich einen Sieg gebracht!

Ja, das war in Crimmitschau in der Overtime. Da war die Freude groß, die Erleichterung aber auch. Danach fiel es mir schon etwas leichter, es ist ein bisschen Druck von mir abgefallen. Aber meine Hauptaufgabe war ja auch eine andere.

Ein Treffer von Ihnen war auch beim 9:3-Sieg in Bietigheim dabei. Die Steelers von damals sind aber nicht mehr mit denen zu vergleichen, oder?

Das ist das Gefährliche, dieses Spiel muss aus den Köpfen. Bietigheim hat seit Wochen gewusst, dass es Richtung Playdowns geht, und hat sich darauf vorbereiten können. Die sind jetzt gefühlt 0:2 hinten und haben in der ersten Runde nichts zu verlieren. Wir haben das erste Heimspiel, das extrem wichtig für uns ist. Das müssen wir durchbringen, dann sind wir in einer guten Situation.

Rosenheim hat sieben der letzten zehn Spiele gewonnen. Die Starbulls können mit breiter Brust in die entscheidende Phase gehen!

Absolut. Das Wochenende mit den Niederlagen in Landshut und gegen Ravensburg war unser Tiefpunkt. So konnte es nicht weitergehen, denn wir waren zu diesem Zeitpunkt wohl mit Bietigheim die formschwächste Mannschaft. Wir mussten aus dem Strudel raus und haben gleich in Krefeld gepunktet. Und dann ist alles wieder leichter gegangen. Und jetzt haben wir die beste Ausgangsposition in den Playdowns.

Sie haben schon mal Playdowns gespielt, 2017 sind die Starbulls abgestiegen. Was ist diesmal anders?

Die Ausgangslage ist ganz anders. Damals gab es über Monate eine Abwärtsspirale und wir hatten nie so den Turnaround wie jetzt. Playdowns ist anderes Hockey. Du bist angespannt, es gibt viel mehr zu verlieren. Es geht um Existenzen und den Standort, es geht aber auch für die Spieler um Verträge. Da hängt schon viel mehr dran als in den Playoffs.

Was können Sie den jungen Spielern für diese Partien mitgeben?

Dass man mental frisch ist, dass einem auch bewusst ist, dass die Kleinigkeiten noch wichtiger sind als zuvor. Das Wichtigste ist aber, dass wir mit Selbstvertrauen auftreten. In den Playdowns ist es auch so: Wer ist cooler? Wer zieht seinen Plan durch? Du musst aber auch Eier haben und dir etwas zutrauen. In der ersten Runde ist es aber noch ein bisschen anders. Die musst du gewinnen, weil keiner in die zweite Runde gehen mag.

Rosenheims ist sechstbeste Mannschaft in der Heimbilanz, jetzt steht auch gleich ein Heimspiel an. Kann das der große Faktor sein?

Da brauchen wir nicht darüber reden. Wir hatten heuer über 100000 Zuschauer, die Unterstützung der Fans war der Wahnsinn. Ich glaube, dass die uns daheim auch einige Punkte gebracht haben. Wir spielen zwei Drittel mit der grünen Wand hinter uns, das ist für die Gäste ein Ballastanker, den sie erst einmal überbieten müssen, und für uns ein Riesenvorteil.

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