Rosenheim – Es mag nur ein Spiel von insgesamt 34 Partien in dieser Saison der Fußball-Landesliga Südost gewesen sein. Aber es war vielleicht das Spiel, das man im Rosenheimer Fußball als Zeitenwende bezeichnen kann. Am 9. August 2023 gelang dem TSV 1860 Rosenheim ein 1:0-Sieg beim SB Chiemgau Traunstein. Es war am fünften Spieltag der erste Saisonerfolg für die Sechziger, die zuvor zwei Abstiege hintereinander erleben mussten und sich schier im freien Fall befanden. „Dieses Spiel hat die Saison dahingehend gekippt, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt im Mittelfeld der Tabelle stehen“, sagt 1860-Trainer Wolfgang Schellenberg.
Der erste Saisonsieg alleine beschreibt sicherlich keine Zeitenwende. Das Bemerkenswerte an diesem Spiel: Es war das erste Mal, dass bei den Rosenheimern gleich fünf aktuelle A-Junioren-Spieler aufgelaufen sind. Diese fünf Nachwuchsakteure haben sich vor dem Rückspiel mehr als ein halbes Jahr später schon teilweise etabliert und sind aus der Formation nicht mehr wegzudenken. Die OVB-Sportredaktion blickt etwas näher auf die Talente aus dem Jahrgang 2005:
Simon Fischer: 18 Jahre, 1,81 Meter, Rückennummer 5, Heimatverein TSV Emmering, beim TSV 1860 seit 2022 – er war aber vorher schon in Rosenheim, ehe es ihn zu 1860 München zog. Er ist hauptsächlich als Linksverteidiger in der Landesliga aufgetreten, kann aber auch als linker Innenverteidiger spielen. Seine bisherige Bilanz in der Landesliga: 14 Spiele, davon vier Einwechslungen, zwei gelbe Karten. „Er hat ein unwahrscheinlich gutes Passspiel und einen guten Spielaufbau. Dazu bringt er die nötige Aggressivität in den Zweikämpfen mit“, sagt Trainer Schellenberg. Er weiß aber auch: „Er muss noch lernen, konsequent zu verteidigen. Und er kann auch bei der Athletik noch zulegen.“
Florian Grundner: 19 Jahre, 1,89 Meter, Rückennummer 28, Heimatverein TSV Steinhöring, beim TSV 1860 seit 2019. Er spielt im zentralen Mittelfeld, hauptsächlich als Sechser oder etwas vorgezogen als Achter. Seine bisherige Bilanz in der Landesliga: 22 Spiele, eine Einwechslung, vier gelbe Karten. „Er macht viel über seine Mentalität, Athletik und Dynamik. Seine Laufstärke sticht hervor, er sucht in der Offensive oft die Tiefe. Allerdings muss er noch mehr den Blick fürs Spiel kriegen und in Drucksituationen die Übersicht bewahren“, urteilt Schellenberg.
Raphael Lang: 19 Jahre, 1,78 Meter, Rückennummer 25, Heimatverein SV Vogtareuth, beim TSV 1860 seit 2019. Ein klassischer Mittelstürmer. Seine bisherige Bilanz in der Landesliga: 21 Spiele, zwölf Einwechslungen, vier Tore, zwei gelbe Karten. „Er ist im Sechzehner sehr abschlussstark, hat eine gute Schusstechnik. Er kann aber auch den Ball gut festmachen und ist laufstark“, beschreibt Schellenberg den Angreifer. Was er noch besser machen kann: „Er muss in vorderster Linie wissen, dass man für den Gegner total unangenehm spielen muss. Und in Sachen Athletik und Dynamik kann er noch zulegen.“
Marcel Martens: 18 Jahre, 1,89 Meter, Rückennummer 22, Heimatverein SV Amerang, beim TSV 1860 seit 2016. Er ist vielseitig einsetzbar als Innenverteidiger oder Sechser, hat aber auch schon viele Spiele auf der rechten Außenbahn bestritten. Seine Bilanz in der Landesliga: 23 Spiele, drei Tore, sechs gelbe Karten. Martens hat im Winter bereits Probetrainings bei Drittligist SpVgg Unterhaching und bei den Junioren des FC Bayern bestritten, beim Spiel in Bruckmühl waren extra Scouts von Schalke 04 angereist. „Ihn zeichnet seine hohe Spielintelligenz aus“, sagt Schellenberg, „seine Ruhe am Ball, die sehr hohe Passqualität und sein Kopfballspiel.“ Allerdings gibt es auch bei ihm noch Luft nach oben: „Er muss noch an seiner Abgezocktheit arbeiten. Auch bei der Athletik kann er sich noch verbessern.“
Matteo van de Wiel: 19 Jahre, 1,86 Meter, Rückennummer 16, Heimatverein SB Chiemgau Traunstein, beim TSV 1860 seit 2020. Der schlaksige Spieler ist sehr vielseitig, kann im Mittelfeldzentrum auf der Acht oder der Zehn eingesetzt werden, hat aber die meisten Spiele bei den Herren auf der Außenbahn bestritten. Seine bisherige Landesliga-Bilanz: 16 Spiele, fünf Einwechslungen. „Seine Qualität ist, dass er offensiv extrem gut in Eins-gegen-eins-Situation gehen und beidseitig vorbeiziehen kann. Dazu ist er sehr laufstark“, urteilt sein Trainer. Was noch besser geht? „Er braucht noch etwas mehr Ruhe am Ball, besonders in Drucksituationen. Und es fehlt noch an der Detailarbeit im Abschluss, sowohl beim Torschuss als auch bei der Vorbereitung. Er kann für noch mehr Gefahr und Torbeteiligungen sorgen.“