Aubenhausen/Riad – Es war ihre erste Weltcupsaison, ihr erstes Finale und es wurde auf Anhieb der fünfte Platz für Dressurreiter Raphael Netz und Great Escape Camelot aus dem Team Aubenhausen. Schon ihre Qualifikation war eine Überraschung gewesen, umso weniger hatte man eine Top-Fünf-Platzierung erwartet. Der verdiente Sieg ging an den Schweden Patrik Kittel mit Touchdown, knapp gefolgt von der Dänin Nanna Skodborg Merrald mit Blue Horse Don Olymbrio und Isabell Werth mit DSP Quantaz. Matthias Alexander Rath mit Destacado FRH wurde Vierter.
Dem Fünften gelangen in Riad/Saudi-Arabien mit
Great Escape Camelot im Grand Prix und in der Kür zwei technisch fehlerfreie Prüfungen, die – wie bei den Werndl-Geschwistern – durch feines, präzises Reiten und Harmonie überzeugten. Anders als eine Reihe anderer Pferde konzentrierte sich der elegante 13-jährige Braune trotz der beeindruckenden Kulisse auf seinen Reiter und auf die gemeinsame Aufgabe. In nicht einmal eineinhalb Jahren seit dem ersten Kennenlernen ist eine so vertrauensvolle Partnerschaft gewachsen, dass man dem Paar noch einiges mehr zutrauen darf.
Nach seinem Erfolg war Netz überwältigt. „Einfach unglaublich, ich kann es noch gar nicht richtig fassen, was Camelot (…) für mich getan hat. So ein toller Erfolg ist nur möglich mit einem tollen Team“, bedankte sich der Berufsreiter auf den sozialen Medien ausdrücklich bei allen. Nach der Rückkehr aus Riad steht er noch unter dem Eindruck der ereignisreichen Tage. „Wir hatten eine ganz tolle Woche und ich bin dankbar für die Unterstützung und die ganzen Erfahrungen, die wir machen durften“, sagte Netz am Telefon.
Einige Medien hatten nicht über das Weltcup-Finale in Saudi-Arabien berichtet. Die streng islamisch geprägte Monarchie steht unter anderem wegen Menschenrechtsverletzungen und Sportswashing in der Kritik. Sportliche Großereignisse dienten dem autoritären Regime nur dazu, das eigene Image aufzupolieren, so der Vorwurf. Netz bedauerte den Medienboykott. „Die einzigen, die darunter leiden, sind die Athleten. Das Land ist im Wandel. Dem sollte man eine Chance geben, finde ich. Alle, denen wir außerhalb der Reitsportanlagen begegnet sind, waren sehr freundlich und offen. Wir hatten eine ganz tolle Woche“, zeigte er sich positiv beeindruckt. Die sportlichen Bedingungen seien hervorragend gewesen und die Zuschauer, viele von ihnen ohne Erfahrung im Reitsport, sehr interessiert. Bei den Liveübertragungen im Internet war zu sehen, dass die Finals in Dressur und Springen gut besucht waren.
Für Netz und seine Freundin Selina Söder steht als Nächstes ein großer Umzug bevor. Nach fast acht lehrreichen Jahren in Aubenhausen hat sich der gebürtige Hesse entschieden, mit seiner Lebensgefährtin den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Das Paar hat eine eigene Firma gegründet und zieht zum 1. Mai mit acht Pferden von Aubenhausen auf das Gut Weiglschweig, eine private Reitanlage nahe Moosburg. Mit dem Team Aubenhausen wird das Paar in gutem Kontakt bleiben. „Freunde sind schließlich die Familie, die wir uns selbst aussuchen können“, findet Raphael Netz.