Grandioses Zuspiel, gewaltiger Aufschlag

von Redaktion

Pollinger Johannes Tille macht Berlin zum Volleyball-Rekordmeister

Polling – An Selbstbewusstsein mangelt es Johannes Tille eigentlich nicht. Zuversichtlich hatte sich der gebürtige Pollinger vor dem Entscheidungsspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen den VfB Friedrichshafen am vergangenen Sonntag gezeigt. Schließlich hatte Berlin nach zwei Siegen einen guten Lauf. Und mit dem achten Titelgewinn in Folge sollte es in diesem Jahr dann auch mit dem 14. Meistertitel insgesamt klappen. Das tat es dann auch: Souverän zogen die Berliner ihr Spiel mit ihrem Zuspieler aus dem Landkreis Mühldorf durch, ließen bei der „Best-of-five-Serie“ den „Häflern“ mit einem 25:16, 25:16 und 25:17 nicht den Hauch einer Chance und sicherten sich damit den deutschen Meistertitel.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach wird. Aber schon nach dem knappen 3:2 in Friedrichshafen haben wir gemerkt, dass der Gegner gebrochen war. Die Fans dort haben uns bereits beglückwünscht.“

Doch von so viel Euphorie ließen sich die Berliner nicht beirren. Hochkonzentriert starteten Tille und Co. ins Spiel, niemand wollte das Spiel dem Zufall überlassen. Entsprechend druckvoll gingen die Männer von der Spree beim Heimspiel vor über 8500 Zuschauern zu Werke, vor allem die Aufschläge der Berliner stellten die Friedrichshafener vor große Probleme. Die Annahme unpräzise. Schnellangriffe hatten Seltenheitswert.

Kein einziges Mal konnten die Friedrichshafener – wie übrigens während des gesamten Spielverlaufs – in Führung gehen. „Wir haben uns im Block auf Tim Peter und Michał Superlak konzentriert, die in den ersten beiden Durchgängen noch gut dagegengehalten haben. Ab Satz drei hat man aber nicht mehr viel von ihnen gesehen“, berichtet Tille, der sogar von Totalausfällen spricht.

Was den Berlinern zugutekam: eine grandiose Aufschlagbilanz. „Das Team besteht aus 14 Spielern mit sehr gutem Aufschlag. In dieser Saison war es selten, dass der bei allen zündet. Am Sonntag aber hat jeder seinen Aufschlag getroffen.“

Der Beste war Tille selbst: Vier Asse gingen auf sein Konto, nur zwei seiner knallharten Aufschläge waren fehlerhaft. Insgesamt servierte er 24 Bälle von insgesamt 74 Aufschlägen seines Teams. „Ich bin definitiv zufrieden!“, grinst der 27-Jährige und er lobt dabei auch die Annahme seiner Teamkameraden: „Das Zuspiel war nicht so schwer, weil die Annahme sehr gut war.“

Auf der anderen Seite jedoch viel zu viele Fehler, die das Ergebnis in dieser Deutlichkeit erst begünstigten. „Dass wir unser Spiel in drei Sätzen und so konstant durchziehen, das war schon erstaunlich.“ Er kann sich während der Saison nur an ein Spiel erinnern, das ähnlich deutlich gewesen sei. „Am 21. Dezember 2023 ist das gewesen.“ Tille ist das Datum noch gut in Erinnerung, „ein klares 3:0 gegen Halkbank Ankara in der Champions-League. Und jetzt wieder: Es ist geil, wenn etwas auf den Punkt genau funktioniert!“ Und wie fühlt sich Tille nun nach seiner zweiten Meisterschaft mit Berlin? „Der erste Titel hat sich spannender angefühlt. Aber jetzt überwiegt das absolut tolle Gefühl, alleiniger Rekordmeister zu sein. Und ich war dabei! Dazu die achte Meisterschaft in Folge. Das ist einfach grandios!“, sagt der Zuspieler, der bei den Recycling Volleys noch einen Vertrag über zwei Spielzeiten hat.

Zieht es ihn nicht weiter nach diesen Erfolgen? Tille, der sein Handwerk beim TSV Mühldorf erlernt hat, verhehlt nicht, dass man sich Gedanken darüber machen könnte, dass andere Vereine möglicherweise auch höhere Gehälter zahlen könnten. „Doch nach wie vor ist Berlin einer der besten Stationen in Europa. Berlin gefällt mir, meine Freundin wohnt auch hier, mir taugt‘s!“

Getaugt hat ihm auch, dass seine Familie angereist und diesmal live dabei war in der Max-Schmeling-Halle. „Das erste Mal, dass sie eine deutsche Meisterschaft in der Halle mitverfolgen konnten. Und das vor einer Kulisse mit über 8500 Zuschauern“, freut sich Johannes Tille, der tags darauf noch mit seiner Familie gefrühstückt hat, bevor es für sie wieder zurück nach Polling ging.

Er selbst gönnt sich jetzt erst einmal eine Pause, bevor er für die Olympia-Vorbereitung zum deutschen Nationalteam dazustößt. „Es geht für ein paar Tage nach Mallorca“, verrät er, zusammen mit Freundin Cilla Gatzsche setzt er sich dazu am Dienstag in den Flieger. Kein Ballermann, sondern die Nordseite. Ganz ohne Volleyball die Natur genießen, wandern, Yoga. „Aber faul rumliegen ist nicht drin. Wenn ich am 11. Mai zurückkomme, soll der Wiedereinstieg nicht zu schwer sein!“ Der nächste Fokus ist also bereits gesetzt, wenn es Ende Juli zu den Olympischen Spielen nach Paris geht.enk

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