Kienberg/Ulm – Das war so nicht absehbar, ist aber deshalb umso sensationeller: Der SSV Ulm hat den Durchmarsch von der Fußball-Regionalliga Südwest bis in die 2. Bundesliga geschafft. Die Spatzen spielen in der neuen Saison nach 23 Jahren wieder zweitklassig. Vollkommene Ekstase – und mittendrin der Kienberger Philipp Maier. „Ich dachte, ich kenne das von letztem Jahr, aber das war noch einmal eine Stufe größer“, erklärt der 29-Jährige, der seit Juli 2021 bei den Baden-Württembergern ist.
Auch ein paar Tage, nachdem er mit seinem Team Geschichte geschrieben hat, „kann ich das noch nicht realisieren“, erklärt der Sechser, dessen großes Ziel noch vor einem Jahr die 3. Liga war. Künftig sogar noch eine Etage höher spielen zu dürfen, „ist wie ein Traum in einem Traum. Dass das so schnell wahr wird, ist unglaublich. Das sind Geschichten, die nur der Fußball schreiben kann.“ Zwei Aufstiege innerhalb von rund zwölf Monaten mit fast derselben Mannschaft zu schaffen, „das verbindet dich ein Leben lang, das ist etwas Besonderes und ganz, ganz selten.“
Die letzten beiden Saisonduelle werde er nun genießen. Nach dem Abschluss gegen den SC Verl gibt’s den Meisterpokal und die offizielle Meistersause in der Stadt, ehe es nach Mallorca geht. „Das ist dann ein guter Abschluss einer Wahnsinns-Saison“, schwärmt Maier, der bis Sommer 2025 einen Vertrag beim SSV hat und sich dort „rundum sehr wohl“ fühlt.
Vermutlich die Wenigsten hätten den Spatzen vor der Saison den Durchmarsch zugetraut. „Man träumt natürlich etwas. Wenn man dabei den Fokus aufs Alltägliche nicht verliert, ist das auch in Ordnung. Der Sport ist dafür da, sich die Träume ein bisschen zu erfüllen.“ Für Ulm war’s nahezu eine Runde nach Maß. „Wir sind konstant marschiert und eine der wenigen Mannschaften ohne richtige Niederlagenserie“, so der 1,90 Meter große Mittelfeldspieler. Nach so einem Erfolg ist es logisch, dass Maier zahlreiche Glückwünsche erhielt – auch von ehemaligen Teamkollegen wie etwa die Ex-Rosenheimer Thomas Masberg und Linor Shabani. „Ich habe mich über alle Nachrichten riesig gefreut“, erklärt der 29-Jährige, der früher unter anderem für den TSV 1860 Rosenheim und SV Wacker Burghausen auf dem Rasen stand und seinen heutigen Erfolg mehreren ehemaligen Coaches zu verdanken habe. „Du brauchst Trainer, die etwas in dir sehen. Dann kann man was draus machen.“ Viel zu verdanken habe er zudem seiner Familie mit Papa Leonhard, Mama Brigitte und Bruder Thomas. „Nicht selbstverständlich“ sei beispielsweise gewesen, dass seine Eltern ihn regelmäßig – als Maier noch keinen Führerschein hatte – ins rund 45 Minuten entfernte Rosenheim fuhren und bei Spielen dabei waren, die nicht auf der großen Fußballbühne stattfanden.
Dort wird der Sechser nun in der kommenden Saison auflaufen. „Die 2. Liga ist eine große Liga, da freue ich mich immens drauf. Dort wird ein Highlightspiel das nächste jagen.“ Wie etwa Partien gegen Hertha BSC, den Hamburger SV oder den FC Schalke 04. Mit der Begegnung in der Schalker Veltins-Arena schließt sich übrigens ein Kreis für Maier. Dort trat er nämlich schon einmal mit dem 1. FC Schweinfurt in der 1. Runde des DFB-Pokals 2020/21 gegen Schalke an. Bei der 1:4-Niederlage vor leeren Zuschauerrängen wegen der Corona-Pandemie saß er 90 Minuten lang auf der Bank. „Damals wusste ich nicht, ob das alles noch so Sinn macht, auf diesem Niveau weiterzumachen“, berichtet der Kienberger. Aber er blieb dran. „Jetzt kann ich nochmals die Chance ergreifen und eventuell vor ausverkauftem Haus spielen“, freut sich Maier. chai