Raubling – Nicht nur die Radsportler selbst müssen bei ihren Rennen Höchstleistungen vollbringen – auch die Begleitfahrzeuge und die Teamchefs der Rennställe als deren Lenker sind in jeder Sekunde gefordert. Seit mittlerweile 24 Jahren vertraut Ralph Denk mit seinen Radteams auf die Fahrzeuge aus der Region. Die Verbindung mit der Auto-Eder-Gruppe besteht seit Beginn. „Und die Silberhochzeit im nächsten Jahr steht auch schon fest“, hat die OVB-Sportredaktion erfahren, als sich Denk, Josef Eder junior und Ingo Henning aus der Geschäftsführung der Auto-Eder-Gruppe zum Gespräch eingefunden hatten. Ein Gespräch über neuwertige Technik und altbekannte Handschlagqualität.
Herr Eder, schon mal mit Ralph Denk auf einer Radtour gewesen?
Eder: Noch nicht.
Aber es kommt noch, oder?
Eder: Das machen wir bestimmt mal.
Denk: Eine Radltour gab’s noch nicht, aber er war zumindest schon einmal im Trainingslager in Spanien vor Ort und hat sich alles mal angeschaut. Das ist ja auch für uns das einzige Mal, an dem das gesamte Team beisammen ist. Danach verteilt es sich, das ist ja das Besondere an unserem Sport. Wir fahren pro Woche drei Programme und es ist durchaus möglich, dass ein Team in Australien, eines in Belgien und das andere in Spanien fährt. Und es gibt wirklich Rennfahrer, die sich nur im Trainingslager und nach der Saison auf der Weihnachtsfeier sehen. Deshalb hat es mich umso mehr gefreut, dass die beiden Herren in Spanien mit dabei waren.
Wie ist Ihre persönliche Verbindung zum Radsport?
Eder: Ich habe es ja von klein auf schon mitbekommen, dass die Kooperation von Beginn an besteht.
Denk: Und das war im Jahr 2000. Seitdem betreibe ich Radsportteams. Damals hat mir Klaus Werndl etwas empfohlen: Red‘ doch mal mit Willi Bonke (damals Geschäftsführer Auto Eder Kolbermoor, d. Red.), der kann was entscheiden, wenn du ein Auto brauchst.
Henning: Damals haben wir über ein kleines Mountainbike-Team gesprochen, gell?
Denk: Richtig. Der Ingo war damals schon im Vertriebsteam vom Willi Bonke und hat das damals schon abgewickelt. Es hat mit einem Ford Transit begonnen – und jetzt ist man dann offizieller Fahrzeugpartner von Red Bull-BORA-hansgrohe, wie das Team künftig heißen wird. Für eine regional verwurzelte Firma wie Auto Eder ist das schon ein mega Meilenstein, worauf wir persönlich auch stolz sind. Und eines muss man noch wissen…
Bitte!
Denk: Wenn wir Sponsoren akquirieren, dann stellen wir uns immer mit unseren Unternehmenswerten vor. Und einer davon ist Vertrauen. Da bringe ich immer das Beispiel von Auto Eder, das habe ich übrigens auch bei Red Bull erzählt. Wir haben einen Partner, mit dem wir nicht einmal einen Vertrag haben, sondern nur mit Handschlag arbeiten. Und das ist mit Auto Eder. Da sieht man mal, auf welcher Vertrauensbasis diese Partnerschaft besteht.
Es hat mit einem Ford Transit begonnen. Von wie vielen Fahrzeugen sprechen wir jetzt?
Henning: Mittlerweile reden wir von einem Gesamtfuhrpark von sicherlich 30 Autos, gemischt Ford und Volvo. Das betrifft sowohl das Team Red Bull-BORA-hansgrohe als auch das Team Grenke-Auto Eder. Das ist über die Jahre einfach gewachsen. Wir haben natürlich auch die gesamte Entwicklung von Ralph Denk und seinen Teams mitgemacht, vom Mountainbike zurück in den Straßenrennsport. Auch von unserer Seite ist Vertrauen wichtig, und wir sind da nie enttäuscht worden. Du auch nicht, Ralph?
Denk: Wir sind immer ins Ziel gekommen. Und wenn wir ausgeschieden sind, dann lag‘s nicht am Auto.
Diese Kooperation kann ja nicht nur Ralph Denk ansprechen. Wie sehr wirbt Auto Eder mit der Partnerschaft zu Red Bull-BORA-hansgrohe?
Henning: Wir sind sehr stolz, dass wir da Sponsor sind. Die Partnerschaft hat uns aber auch viel zurückgegeben, schon alleine durch das Netzwerk von Ralph und Willi Bruckbauer von BORA. Das Team ist zwar international in der Weltspitze unterwegs, aber für uns ist die Regionalität mit Sitz in Raubling schon noch sehr wichtig und spielt eine große Rolle.
Kommt die Kundschaft zu Ihnen, weil sie die Autos bei den Rennen im TV sieht?
Eder: Das kommt durchaus vor. Ich habe es schon gemerkt, wie oft man darauf angesprochen wird. Da sind wir wirklich stolz drauf.
Was braucht denn so ein Fahrzeug bei den Rennen alles?
Denk: Es wird viel Technik eingebaut. Ein klassisches Begleitfahrzeug braucht erst einmal einen speziellen Dachständer für die Ersatzräder. Jeder Fahrer hat sein eigenes Ersatzrad und dann sind da acht Räder auf dem Dach. Bei der Tour de France fahren zwei Autos hinter dem Feld her und auf beiden sind Ersatzräder. Dann gibt es ein Funksystem, mit dem wir mit dem Veranstalter, mit jedem Rennfahrer und teamintern kommunizieren können. Das ist ein Dreikanal-Funksystem, dementsprechend braucht man auch viele Antennen. So ein Fahrzeug ist ja auch die Kommandozentrale des Sportlichen Leiters, im Fußball wäre das der Trainer. Wenn also Julian Nagelsmann von der Seitenlinie seine Anweisungen gibt, so passiert das bei uns aus dem Auto heraus. Der Sportliche Leiter kriegt die Informationen über den Funkkanal vom Veranstalter. Da wird die Rennsituation abgefragt: Wer greift an? Wer reißt aus? Wie sind die Abstände? Hinzu kommt auch noch ein Fernsehbild. Für das permanente Fernsehsignal braucht es auch die entsprechende Technik.
Von wem wird die eingebaut?
Henning: Das geschieht vom jeweiligen Dienstleister.
Denk: Aber wir können dafür oft die Räumlichkeiten bei Auto Eder nutzen. Es kommt aktuell noch mehr Technik hinzu. Wir drehen gerade die dritte Staffel unserer Netflix-Dokumentation. Dafür wird das Teamauto noch mit Technik und Kameras ausgestattet. Bei so einem Mannschaftswagen sind enorm viele Kabel drin. Und da ist wichtig: Was sind die Anforderungen? Erstens geräumig sein. Dann brauchen wir ein super Fahrwerk, denn wenn die Rennfahrer mit knapp 100 km/h den Berg runterfahren, dann musst du ja dahinter sein.
Es geht ja auch den Berg hinauf. Gibt es Unterschiede bezüglich des Antriebs?
Denk: Du brauchst jetzt nicht 500 PS für die Rennstrecke. Aber wenn du acht Räder auf dem Dach hast, mit drei Personen und jeder Menge Ersatzmaterial beladen bist, da braucht man schon einen gewissen Antrieb. Wir finden es geil, wenn die Autos Allrad haben, es geht ja auch über Schotterstraßen. Früher hatten wir dafür Unterbodenschutz, jetzt sind die Autos aber generell ein bisschen höher.
Sind das dann auch schon E-Autos?
Denk: Noch nicht. Wir sind aktuell noch ganz froh, dass es Verbrenner sind. Man muss sich das auch so vorstellen: Wenn das Etappenziel Rosenheim ist, dann ist das Hotel nicht unbedingt in Rosenheim, sondern möglicherweise in München oder Augsburg. Das heißt, dass wir auch nach der Etappe noch bis zu 200 Kilometer zurücklegen. Das ist schwer umsetzbar, wenn wir zwischendurch noch einmal aufladen müssten.
Wären Hybridfahrzeuge eine Lösung?
Henning: Im Prinzip ist das die nächste Stufe, die wir zünden können. Früher oder später wird man auf die Hybridtechnik zurückgreifen können. Man muss auch wissen: Die Fahrzeuge sind Serienfahrzeuge, da gibt es kein verstärktes Fahrwerk oder technische Veränderungen. Für mich ist da Paris-Roubaix das Paradebeispiel. Wenn die Autos danach wieder heimkommen, dann wissen wir, was sie können. Auf dieser Strecke sind sie nämlich wahnsinnig gefordert und unterliegen unheimlich viel Verschleiß. Bisher haben wir sie immer alle heimgebracht.
Nehmen Sie für Paris-Roubaix ein anderes Modell?
Denk: Für die ganzen Klassiker nehmen wir die Volvo CC-Serie, also die Cross-Country-Modelle. Ein perfektes Auto.
Warum jetzt Volvo statt Ford?
Henning: Wir haben mit zwölf Marken eine große Vielfalt im Konzern. Und es war einfach so, dass Ford diverse Modelle schlicht nicht mehr baut. Wir mussten uns da intern auch Gedanken machen, was wir dem Team da für ein Produkt zur Verfügung stellen können. Und da sind wir an Volvo nicht vorbeigekommen.
Wenn die Autos aus Roubaix zurückkommen: Wie viel muss repariert werden?
Denk: Es muss gewaschen werden, sonst nichts.
Henning: Vielleicht muss mal ein Reifen getauscht werden, wenn man in ein Schlagloch gefahren ist. Ansonsten haben wir mit den Autos aber keinen Stress.
Und was passiert bei einem Unfall?
Denk: Ein Rennunfall ist wie auf der Rennstrecke. Jeder zahlt seinen Schaden selbst. Es geht schon auch mal was kaputt, das geschieht aber meist durch Auffahrunfälle im Konvoi.
Wer ist bei den Begleitfahrzeugen am Steuer?
Denk: Die Sportlichen Leiter. Das sind meist ehemalige Rennfahrer und Spezialisten in ihrem Metier. Die können Autofahren, können aber auch Multitasking. Aber sie brauchen halt auch ein gutes Auto dazu. Die Volvos sind über das ganze Jahr für uns ein perfektes Auto, viele Teams sind da neidisch auf uns.