Rosenheim/Prag – 40 Jahre ist es her, dass er erstmals den Stanley-Cup in der nordamerikanischen Profiliga NHL gewonnen hat. 35 Jahre sind es, seitdem er am letzten deutschen Meistertitel der Rosenheimer Eishockeyspieler maßgeblichen Anteil hatte. Nun ist Jaroslav Pouzar eine große Ehre zuteilgeworden: Der 72-Jährige ist neues Mitglied der Ruhmeshalle im Welt-Eishockey!
Am Rande der Weltmeisterschaften in Tschechien hat der Eishockey-Weltverband IIHF acht neue Mitglieder für die Ruhmeshalle benannt – darunter erstmals mit Jaromir Jagr einen noch aktiven Spieler! Neben Jagr wurden auch noch die Spielerin Natalie Darwitz (USA), die Spieler Kenny Jonsson (Schweden), Igor Liba (Tschechien), Petteri Nummelin (Finnland), Jaroslav Pouzar (Tschechien) und Ryan Smyth (Kanada) sowie der Kanadier Mel Davidson als Funktionär aufgenommen.
Die feierliche Zeremonie hat am Finaltag in Prag stattgefunden. Mit dabei war auch der Rosenheimer Herbert Schädler, der mittlerweile in der Schweiz lebt und dort als Trainer aktiv ist. „In meiner Form als IIHF-Delegierter bin ich bei der Eishockey-WM immer vor Ort. Ich habe mir erlaubt, die besten Glückwünsche aus Rosenheim an Jaro zu übermitteln. Er hat sich sehr darüber gefreut“, erzählt Schädler.
Pouzar, der in Budweis seine Karriere startete, war im Laufe der Saison 1987/88 nach Rosenheim gewechselt. Zuvor war er in Deutschland für den ECD Iserlohn aktiv, der aber während der Spielzeit Konkurs anmelden musste. Der tschechische Angreifer war damals schon hochdekoriert, hatte mit der Nationalmannschaft 1976 und 1977 die Weltmeisterschaft errungen und einmal Silber bei den Olympischen Spielen gewonnen. 1982 wurde er von den Edmonton Oilers in der vierten Runde des NHL-Drafts gezogen – und bestritt dann 215 Spiele in der besten Liga der Welt an der Seite der Weltstars Wayne Gretzky, Mark Messier, Paul Coffey oder Jari Kurri. 1984 gewann Pouzar als erster Tscheche überhaupt den Stanley-Cup, zwei weitere Triumphe 1985 und 1987 folgten. „Das Bild mit den drei Stanley-Cup-Ringen an seiner Hand blieb mir als Spieler immer in Erinnerung“, erzählt Schädler.
Danach ging es nach Deutschland mit den Stationen Iserlohn, Rosenheim und Augsburg. An der Mangfall spielte Pouzar zunächst bis 1990 und dann noch einmal für ein paar Spiele in der Saison 1991/92, nach der er seine glanzvolle Karriere letztlich beendet hat. Für den Sportbund DJK Rosenheim bestritt der Tscheche insgesamt 110 Spiele und kam dabei auf 141 Scorerpunkte.
Die Saison 1987/88 endete mit einer Niederlage im fünften Finalspiel gegen Köln, eine Saison später feierten die Rosenheimer die Meisterschaft auf Düsseldorfer Eis. Entscheidenden Anteil daran hatte Pouzar, der beim 4:2-Erfolg bei der DEG im vierten Spiel der Finalserie zwei Treffer erzielte; die beiden weiteren Tore zum Meistertitel steuerten Mondi Hilger und Jürgen Trattner bei. Auch in der Spielzeit 1989/90 stand Pouzar mit Rosenheim im Endspiel, diesmal blieb aber nur der zweite Rang, nachdem man im fünften Spiel der Finalserie in Düsseldorf verloren hatte. Damals wurden die Play-off-Serien noch im Modus „Best of five“ gespielt.
„Es hat mich in Prag sehr stolz gemacht, dass Jaro in meinem Heimatclub gespielt hat. Ich habe ihm gesagt, dass es für uns damalige Nachwuchsspieler sehr inspirierend war, einen solchen Spieler in Rosenheim zu haben“, erzählt Schädler.
Jaroslav Pouzar, der 2004 den Kampf gegen die Leukämie gewonnen hat, ist das achte Mitglied der IIHF-Ruhmeshalle, das auch schon in Rosenheim gewirkt hat. Vor ihm wurden die früheren Rosenheimer Trainer Xaver Unsinn (1998), Dr. Jano Starsi (1999) und Hans Rampf (2001) sowie die ehemaligen Rosenheimer Spieler Oldrich Machac (1999), Jiri Holik (1999), Udo Kießling (2000) und Dieter Hegen (2010) dort aufgenommen.