Gerolfing – „Es war eine kurze Nacht“, bekannte Thomas Deißenböck, der Trainer des SV Aschau/Inn, nach dem letzten Akt der Fußball-Relegation zur Bezirksliga. Seine Mannschaft hatte am Dienstagabend mit einem 2:2-Remis im Rückspiel beim FC Gerolfing nach der 1:2-Hinspielniederlage den Aufstieg verpasst und spielt auch in der kommenden Saison in der Kreisliga Inn/ Salzach. Das sind die Fakten dieser Aufstiegsrunde. Hinter diesen steckt aber viel mehr. Nämlich ein ehrenwerter Aschauer Auftritt, und das nicht nur in sportlicher Hinsicht!
Deißenböck selbst hat schon viel erlebt in seiner fußballerischen Laufbahn, der 31-Jährige hat für Ampfing, Töging und Erlbach mehrere Jahre in der Landesliga gespielt. „So etwas war aber noch nicht dabei“, meint der Coach der „Veilchen“. Gemeint ist die Szene in der 81. Minute, als seine Aschauer nahe dran am Führungstreffer und damit der Verlängerung waren. 1:1 hieß es nach dem Gerolfinger Führungstreffer von Lukas Achhammer (12.) und dem SVA-Ausgleich von Christoph Scheitzeneder (26.), die Gäste waren nach der Roten Karte für Gerolfings Matthias Hamm (77.) in Überzahl und drängten auf das zweite Tor. Gerade hatte Johannes Asanger den Pfosten getroffen, als ein Spieler der Hausherren am Boden lag und der Ball ins Aus geschossen wurde. Den anschließenden Einwurf beförderten die Aschauer die Linie entlang, allerdings wollte kein Gerolfinger Akteur den Ball aufnehmen. Und so liefen die Gäste hin und chippten den Ball in Richtung FCG-Torwart, trafen dabei aber einen Abwehrspieler – und von da an hatte das Geschehen eine eigene Dynamik, an deren Ende Burhan Karababa zum 2:1 für Aschau traf (81.). „Das war alles so irreal, ich habe mich nicht einmal gefreut“, so Deißenböck. Konnte er auch gar nicht, weil sich die Hausherren schnurstracks lautstark schimpfend in Richtung Aschauer Bank aufmachten.
Doch was tun? „Man möchte schon gewinnen, aber der Fairplay-Gedanke ist schon noch ein bisschen höher“, findet Deißenböck, der es schon als „faden Beigeschmack“ gefunden hatte, dass sich die Gerolfinger nicht um den zugeworfenen Ball bemüht hatten. Am Ende der tumultartigen Diskussionen mussten die Aschauer eine Entscheidung treffen. „Lassen wir die ein Tor schießen oder nicht. Wir haben das unseren Spielern auf dem Platz überlassen, ihnen aber gesagt, dass wir dahinter stehen.“ Und so ließen die Mannen vom Inn die Gastgeber gewähren, Ex-Nationalspieler Christian Träsch versenkte den Ball letztlich zum 2:2 (87.). Und Deißenböck sagt: „Von uns gibt es dafür die volle Akzeptanz, ich habe allergrößten Respekt vor unseren Spielern. Das war die richtige Entscheidung.“
Natürlich gab es eine lange Nachspielzeit, in der die Aschauer auch noch die Chance hatten, doch noch eine Verlängerung herbeizuführen. „Wir waren in Überzahl und voll am Drücker, sind auch noch einmal alleine aufs Tor zugelaufen“, haderte der SVA-Coach mit der Verwertung der Möglichkeiten. Dies machte er auch als Hauptgrund für den Nicht-Aufstieg aus. „Wir haben es schon selbst vergeigt. In den beiden Spielen hatten wir sieben, acht Chancen, die wir nicht genutzt haben.“ Und so blieb den „Veilchen“ letztlich nur die Enttäuschung und eine bittere lange Heimreise aus dem Ingolstädter Vorort. „Wir haben eine Top-Saison gespielt, insofern sind wir natürlich wahnsinnig enttäuscht, wenn man so viel aufwendet und dann mit leeren Händen nach Hause kommt“, erklärt Deißenböck, der von einer „ganz besonderen Mannschaft“ spricht.
Es wird eine gewisse Zeit dauern, bis die Aschauer dieses letzte Spiel verdaut haben. Vielleicht kommt die Sommerpause gerade recht: „Die Nerven lagen schon blank“, sagt Deißenböck, und meint damit auch den spannenden Saison-Endspurt und die aufgrund der Hochwasser-Situation verlängerte Relegation. In ein paar Wochen will der SV Aschau dann einen neuen Anlauf starten.