Bad Endorf – Der Snowboardcross-Vize-Weltmeister von 2023, Martin Nörl, ist auf dem Weg der Besserung. Das sind gute Nachrichten für den Bundeswehr-Soldaten, denn vor seiner Verletzung im Dezember 2023 hatte der gebürtige Landshuter gerade damit begonnen, die Ernte seiner harten Arbeit einzufahren. Damals stürzte Nörl im Training vor dem zweiten Weltcup-Lauf. „Im ersten Hindernis bin ich eingespitzelt und habe dann ein Rad geschlagen“, erinnert sich der Niederbayer. „Ich bin auf der Zehenkante gelandet und dann hat es mir beide Sprunggelenke zusammengedrückt. Das eine habe ich mir dabei gebrochen“, fügt Nörl an.
Die OVB-Sportredaktion hat den 30-Jährigen exklusiv bei seiner Reha-Maßnahme in Bad Endorf getroffen.
Nachdem Sie begonnen haben, die Ernte für die harte Arbeit einzufahren, kam der Rückschlag. Was ging in Ihnen vor, als Sie das realisiert haben?
Das war schon ärgerlich, aber ein Stück weit gehört es auch dazu. Ich bin bisher relativ gut durch meine Karriere durchgekommen und jetzt hat es mich auch mal erwischt.
Es ist ein gutes halbes Jahr her. Wie ist der Stand jetzt?
Mir geht es relativ gut. Ich merke es schon noch hier und da, die Beweglichkeit fehlt noch. Klar, die Kraft ist auch noch nicht so da, aber es geht alles in die richtige Richtung.
Danach wurden Sie erst einmal operiert. Wie lange waren Sie jetzt hier im Reha-Training?
Ich wurde dann gleich im Dezember noch operiert. Ich habe jetzt schon die Metallentfernung hinter mir, also die zweite OP ist auch schon durch. In Bad Endorf habe ich meine Physiotherapien, Massagen, Elektrotherapien und dann speziell auf mich zugeschnittenes Reha-Training.
Letztes Jahr im Sommer sind Sie und eine Kollegin nach Australien geflogen, um zu trainieren. Der Verband hat da aber nur den Flug übernommen. Sie haben das auch in der Öffentlichkeit kritisiert. Hat sich da mittlerweile etwas getan?
Man versucht es einfach, mehr zu realisieren. Ich denke, der Verband ist echt auf einem guten Weg und versucht, es finanziell so aufzustellen, dass wir das Ganze lukrativer machen und wir das auch als Team machen können. Klar wird es da immer Eigenbeteiligung geben, aber ich glaube, dass wir für diese Saison schon besser aufgestellt sind.
Haben Sie schon die nächste Weltcup-Saison im Visier?
Also mein Plan ist, in drei Wochen das erste Mal auf Schnee zu gehen, dann wird man auch mehr sagen können. Im Dezember haben wir dann den ersten Weltcup.
Mit einem verkürzten Vorbereitungsprogramm wahrscheinlich.
Ja, das ist momentan noch ein bisschen schwierig zu sagen, aber vermutlich wird es so sein, dass ich jetzt ein bisschen auf Schnee gehe und dann wieder rausnehmen und wieder mehr auf die Athletik schauen muss. Das wird man immer Woche für Woche schauen müssen.
Was bedeutet das für die Weltcup-Saison?
Wie die letzten Jahre als Favorit werde ich natürlich nicht rein starten. Letztendlich ist der Fokus auf der WM. Die findet erst Ende März statt und da bin ich guter Dinge, dass ich bis dahin wieder fit bin.
Haben Sie sich sonst schon Ziele gesetzt? Olympia 2026?
Olympia ist schon das große Ziel, das irgendwie über allem steht. Ich habe jetzt zweimal Olympische Spiele in Asien gemacht und jetzt mit Cortina ist das halt mehr oder weniger vor der Haustür. Aber kurzfristig sportliche Ziele kann ich mir, glaube ich, momentan gar nicht setzen, weil es schwierig vorherzusagen ist, wie es weitergeht. Aber mir ist es wichtig, dass ich meine Fitness wiederherstelle und schmerzfrei snowboarden kann. Das wären so die großen Schritte, die ich gerne machen würde.
Worauf führen Sie Ihren Erfolg der vergangenen beiden Jahre zurück?
Da gab es ein paar Faktoren. Wir haben das Athletiktraining umgestellt. Ich habe dann auch das Gewicht aufs Brett gebracht. Wir haben rundherum ein super Team. Und dann war auch das Glück irgendwie auf meiner Seite.
Das erste Mal auf dem Podium standen Sie in der Saison 2014/15. Waren Sie da ein Spätzünder?
Ja, das schon. Also man muss sagen, dass die Erfahrung im Snowcross generell eine große Rolle spielt. Aber es gibt immer wieder so ein paar Ausnahmen, die wirklich in jungen Jahren schon vorne reinfahren. Bei mir kam es doch später.
Was bringt die Erfahrung oder wie merkt man, dass man sie hat?
Ich bin am Start nicht unbedingt der Schnellste. Das heißt, ich muss dann auf der Strecke überholen und wenn man viele Situationen schon gehabt hat, weiß man, wo es sich lohnt, einmal Risiko zu gehen.
Geht man nach so einer Verletzung eher weniger Risiko ein?
Also momentan mache ich mir da jetzt noch nicht so die Sorgen, aber ich habe einen Sportpsychologen, mit dem ich zusammenarbeite. Und ich glaube schon, dass man das dann auch wieder hinkriegt. Ich meine, mein Sturz war zwar in dem Heat, aber ich hatte jetzt keinen Kontakt mit irgendjemandem. Das war einfach selbst verschuldet. Von dem her bin ich guter Dinge, dass ich da auch wieder Risiko gehen werde.
Schaffen Sie es zurück auf den alten Stand?
Nicht in diesem Winter. So eine Verletzung wirft einen zurück, das ist klar. Wie das Ganze weitergeht, das wird man sehen. Aber dass ich den Winter so fit dastehe wie davor, das wäre ungewöhnlich.
Sie sind ein netter Kerl. Beim Mann gegen Mann braucht es aber Ellenbogen, oder?
Nicht unbedingt. Letztendlich bremst einen jeder Kontakt ab. Von dem her versucht man ja schon, das zu vermeiden. Aber klar, man muss sich durchsetzen. Ich glaube, das Körpergewicht habe ich. Ich wiege 95 Kilo. Da gibt es natürlich auch noch ein paar Schwerere, aber leicht bin ich auch nicht. Und das hilft mir dann schon.
Es ist Sommer und draußen ist schönstes Wetter. Wie groß ist die Lust auf Snowboard und Schnee?
Ich bin jetzt schon seit Dezember nicht mehr Snowboard gefahren. Von dem her könnte es jetzt langsam schon mal wieder so weit sein.