Eisenbichler: „Es läuft alles optimal“

von Redaktion

Skispring-Weltmeister seit April im Trainingsbetrieb – Ziel ist WM 2025 in Trondheim

Traunstein – Sechsmal war Markus Eisenbichler Weltmeister im Skispringen, eine olympische Bronzemedaille hat er gewonnen, aber in der letzten Saison wurde er aus dem A-Kader verbannt und mangels Leistungen in den Continental-Cup zurückgestuft. Ans Aufhören denkt der 33-jährige Siegsdorfer aber längst noch nicht. Er will zurückkommen, vor allem bei der Weltmeisterschaft 2025 im norwegischen Trondheim. Das sagte Markus Eisenbichler im Interview, das unsere Redaktion anlässlich der Eröffnung eines neuen Therapiegartens am Sozialpädiatrischen Zentrums in Traunstein mit ihm führte. Dort ist der sechsfache Weltmeister als Pate aktiv.

Herr Eisenbichler, wie steht es aktuell um die Gesundheit?

Ich kann mich wirklich nicht beschweren, mir tut nichts weh, mir geht es sehr gut. Im April bin ich in den Trainingsbetrieb wieder eingestiegen, es läuft alles optimal, ich freue mich darauf, meine Form zu verbessern und vor allem aufs Skispringen. Die Saison kann kommen.

Trainingsbetrieb läuft, wie sieht der aus?

Zunächst war Grundlagenausdauer angesagt und Kraftaufbau mit Maximalkraft. Aktuell sind wir in einem anderen Trainingsblock, da geht es um Schnellkraft, damit die Spritzigkeit wieder kommt. Das Programm wechselt sich alle sechs Wochen ab. Ja, die Trainer machen einen super guten Job, wir sind auf einem guten Weg, ich bin sehr zufrieden.

Für was steht das „wir“?

Vor allem der Co-Trainer des Nationalteams, Andi Mitter. Er kommt aus Ramsau am Dachstein aus Österreich. Dreimal in der Woche fährt er zu mir nach Siegsdorf und wir trainieren in der Sporthalle. Wir haben hier einen tollen Kraftraum und in der Halle gibt es alle Möglichkeiten, die Form aufzubauen.

Es ist ja Ihre Sporthalle.

Nicht meine Sporthalle, auch wenn sie Markus Eisenbichler-Sporthalle heißt. Sie gehört natürlich der Gemeinde, aber wir können sie optimal nutzen, das ist sehr cool.

Wann geht es auf die Schanzen?

Das ist schon lange passiert. Wir waren seit Mitte Mai schon auf der Matte in Stams, Bischofshofen und Oberstdorf. Das ist eigentlich unser täglich Brot. Im Sommer wird viel mehr trainiert als im Winter. Da haben wir wegen der vielen Wettkämpfe ja wenig Zeit dazu.

Wie ist das Gefühl auf der Schanze?

Aktuell wirklich sehr, sehr gut. Es ist von Woche zu Woche besser geworden. Die Arbeit ist hart, aber wenn die Sprünge passen, dann freut mich das besonders. Immer wieder gibt es natürlich neue Kleinigkeiten, die ich verbessern kann, aber daran gilt es zu arbeiten, um das System stetig zu verfeinern. Alles läuft sehr strukturiert und entspannt ab.

Über die schlechte letzte Saison wollen wir nur ganz kurz reden. Wie kam’s?

Solche Saisonen gibt es immer wieder mal. Ich gehe ganz entspannt damit um. Ich hatte körperlich auch etwas Probleme mit meinem Knie. Hinzu kamen einige private Dinge, die mit hineingespielt haben. Meine Situation war sicher nicht angenehm, aber ich habe sie akzeptiert. Natürlich bin ich echt schlecht gesprungen, aber ich habe mir dann immer wieder gesagt, dass es weltweit doch ganz andere Probleme gibt. Am Ende der Saison bin ich dann doch wieder gut in Form gekommen. Ich ziehe dann einfach für mich das Positive heraus. Man darf nicht verkrampfen und muss entspannt weiterarbeiten.

Aber der Rauswurf aus dem A-Kader war knallhart und hat wehgetan. Waren Sie sauer auf Bundestrainer Stefan Horngacher?

Klar hat das wehgetan, aber so ist der Sport. Nein, natürlich war ich nicht sauer auf den Bundestrainer. Der Sport läuft nach dem Leistungsprinzip und ich habe die Entscheidung verstanden.

Wer hat Ihnen in der schweren Zeit während der Rückstufung in den Continental-Cup eigentlich am meisten geholfen?

Natürlich mein Management, an erster Stelle Claudia Kecht, die mich immer sehr positiv unterstützt hat. Dafür bin ich ihr auch sehr dankbar. Aber natürlich auch meine Spezln und meine Familie waren in der Zeit ganz wichtig für mich. Aber auch die Trainer. Ich war immer in Kontakt mit dem Bundestrainer und den Co-Trainern. Sie haben immer wieder den Kontakt zu mir gesucht und mich nie alleine gelassen. Ich habe mir in der Saison eine gute Woche Auszeit genommen, das hat in dieser Zeit sehr gut getan.

Auszeit, wie sieht die aus?

Die Sprungski wurden in die Ecke gestellt, mit Spezln bin ich Skitouren gegangen weit weg von einer Schanze. In der Natur kriegst du den Kopf frei. Natürlich habe ich auch schon mal gedacht, hau die Ski in die Ecke, was soll das Ganze, ich hör auf. Aber wenn man dann wieder auf der Schanze steht, freut man sich und man merkt, wie schön der Sport doch ist, auch wenn man gerade nicht in Form ist. Da besinnt man sich dann darauf, warum man als kleiner Bub das Skispringen angefangen hat. Weil es einfach ein geiler Sport ist.

Also schauen wir nach vorne!

Sehr gut! Ich bin nach wie vor im A-Kader, dazu gehören sieben Springer. Natürlich habe ich viele Gespräche geführt mit unseren Trainern. Ich habe gesagt, dass ich gerne die Sommer-Grand-Prix am Anfang mitspringen würde. Die finden in Frankreich und Polen statt. Wir haben dann einen Lehrgang im norwegischen Trondheim, wo 2025 die Weltmeisterschaften stattfinden. Ich könnte mir gut vorstellen, im Herbst die COC-Serie Trondheim – Stams – Klingenthal mitzumachen und da hoffentlich den zusätzlichen Weltcup-Startplatz zu ergattern. Natürlich will ich auch bei der deutschen Meisterschaft gut abschneiden.

Ziele und Wünsche für die neue Saison.

Wünsche habe ich natürlich eine Menge, vor allem, dass ich was zerreiß. Ein großes Ziel ist die WM in Trondheim, da will ich dabei sein. Aber ich weiß, dass das Sportlerleben kein Wunschkonzert ist. Es wird schwer. Das erste Ziel ist aber, von Anfang an im Weltcup-Team zu sein und mich zu etablieren. Das ist nicht einfach, aber wenn es so weitergeht wie aktuell, dann sehe ich alles sehr positiv.

Ich habe jetzt nichts von der Vier-Schanzen-Tournee gehört.

Das Thema lasse ich jetzt speziell aus. Jedes Jahr wird im Vorfeld darüber geredet. Wenn sie für mich kommt, dann kommt sie, wenn nicht, dann halt nicht. Ich lass mich aber nicht verrückt machen.

Aber mit Markus Eisenbichler ist im kommenden Winter wieder zu rechnen.

Ich hoffe es, aber es ist noch eine Weile hin. Wichtig wird sein, keine Verletzungen zu haben. Ich werde alles geben, aber es gibt auch den Faktor x, das ist Glück und Zufall, den kann man nicht beeinflussen. Ich kann nur hart trainieren, mein Bestes geben und das tue ich.

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