„Ich bin einer, der so etwas aufsaugt“

von Redaktion

INTERVIEW Manuel Kofler über fünf Jahre Nürnberg, Druck und seine neue Aufgabe

Kolbermoor – Für Manuel Kofler beginnt eine neue Zeitrechnung. Der Eishockeytrainer aus Kolbermoor war fünf Jahre lang als Co-Trainer bei den Nürnberg Ice Tigers engagiert und wechselt nun innerhalb der Deutschen Eishockey-Liga. In wenigen Tagen tritt er sein Amt als Co-Trainer bei den Kölner Haien an und wird dort künftig mit dem finnischen Chefcoach Kari Jalonen zusammenarbeiten. Wenige Tage vor seinem Dienstantritt in der Domstadt hat die OVB-Sportredaktion einen entspannten Kofler in der Heimat Kolbermoor getroffen.

Es wird ein neues Kapitel in Ihrer Trainerlaufbahn aufgeschlagen. Wie groß ist die Vorfreude so kurz davor?

Riesengroß. Ich freue mich auf die Möglichkeit, bei so einem Verein arbeiten zu dürfen. Es ist einer der größten Vereine Europas, zuletzt hatte Köln einen Zuschauerschnitt von 17000 Fans pro Spiel – das spricht unglaublich für sich. Ich freue mich sehr auf das, was jetzt kommt!

Blicken wir kurz zurück: Wie beurteilen Sie die fünf Jahre in Nürnberg im Nachgang?

Hervorragend, es war das Beste, was mir passieren konnte. Es ist heutzutage nicht mehr so selbstverständlich, fünf Jahre im gleichen Verein arbeiten zu dürfen. Ich habe viel lernen dürfen, das Umfeld war hervorragend. Ich kann nur positiv darüber sprechen. Aber nach fünf Jahren wollte ich auch wieder ein neues Kapitel aufschlagen. Ich wollte zu einem großen Verein – und da bin ich jetzt!

Gibt es speziell etwas, das Sie aus diesen fünf Jahren mitgenommen haben?

Einfach alles. Ich hatte die Chance, unter vier verschiedenen Headcoaches zu arbeiten, wobei mich Tom Rowe am meisten geprägt hat. Er hat mir wahnsinnig viel Verantwortung übertragen. Ich habe die komplette Videoaufarbeitung gemacht, war für meinen Aufgabenbereich selbst verantwortlich. Da bekommt man dann auch eine gewisse Sicherheit.

Sie hatten vier Cheftrainer in fünf Jahren. Wie einfach oder wie schwer ist es da, schnell eine Verbindung aufzubauen?

Für mich ist es relativ einfach, weil ich ein offener, kommunikativer Typ bin. Ich habe in den ersten Jahren das gemacht, was von mir verlangt wurde. Bei Tom Rowe war es so, dass wir uns gleich sympathisch waren und er mich dann auch in die richtige Richtung geschoben hat. Davon habe ich unglaublich profitiert und das hat mich natürlich auch geprägt.

Wie haben Sie sich als Trainer in diesen fünf Jahren verändert?

Man wird einfach erfahrener, das ist das Wichtigste. Die ein oder andere Situation löst man anders als noch vor einiger Zeit. Man ist grundsätzlich entspannter, weil man natürlich schon mehr Sachen erlebt hat. Aus meiner Sicht wird man mit der Erfahrung ein bisschen ruhiger.

Ihre Cheftrainer waren bislang Nordamerikaner, jetzt geht es in die skandinavische Richtung!

Für mich etwas Neues und auch ein Grund für meine Entscheidung. Wie ich vorher schon sagte: Köln ist einer der größten Vereine Europas, viele Zuschauer eine top-geführte Organisation, die in den letzten Jahren ein bisschen hinter den Erwartungen geblieben ist. Und dort hat man jetzt einen Umbruch vorgenommen. Es gibt ein skandinavisches Trainerteam – und mich dazu. Und ich glaube, dass das nach fünf nordamerikanisch geprägten Jahren genau das ist, was ich jetzt erleben möchte. Es wird ein anderes Arbeiten: In Nürnberg hatte jeder seinen Aufgabenbereich, in Köln werden wir viel gemeinsam machen und ausdiskutieren. Das ist für mich etwas komplett Neues – und ich freue mich darauf!

Was sind denn die Hauptunterschiede im Spielsystem zwischen Nordamerika und Skandinavien?

In Nürnberg haben wir schon sehr viel Wert auf die defensive Zone gelegt und sehr aggressiv gespielt. Am Ende des Tages geht es aber darum, dass wir erfolgreich spielen, egal, ob das jetzt ein nordamerikanisches, ein skandinavisches oder ein deutsches – wir haben die Silbermedaille gewonnen und wissen schon auch, was wir tun – System ist. Es ist wichtig, dass die Trainer das vermitteln können, was sie spielen wollen – und wenn die Spieler das dann übernehmen, dann wird es ein Erfolg.

Chefcoach Kari Jalonen ist ein Weltstar im Eishockey, war auch schon Nationaltrainer in Finnland und Tschechien. Was erhoffen Sie sich von der Zusammenarbeit?

Tom Rowe war ja auch schon in der NHL und die Zusammenarbeit hat mich geprägt. Jetzt erhoffe ich mir, dass ich noch mehr Tiefe kriege, was das ganze Spiel betrifft. Auch mein Co-Trainer-Kollege und der Torwarttrainer haben in der NHL gespielt. Ich glaube, dass ich von ihnen wahnsinnig profitieren kann. Sie werden aber auch von mir profitieren, weil ich seit fünf Jahren in der Liga bin und meinen Teil dazu beitragen werde, dass wir eine erfolgreiche Saison spielen.

Köln hat etwas Nachholbedarf an Erfolgen. Das erhöht natürlich auch den Druck!

Der Druck ist immer groß, aber den hast du ja jedes Jahr. Du hast 14 Vereine und alle wollen das eine – auch wenn es nur drei oder vier aussprechen. In Köln wird das nicht anders sein. Natürlich ist dort alles größer, nicht nur die Zuschauerzahlen sondern das ganze Drumherum. Aber das wollte ich auch so. Die großen Drei – München, Berlin, Mannheim – sind immer da, aber danach kommen gleich wir.

Ist es in Köln dann eine andere Art von Druck als in Nürnberg?

Das glaube ich nicht. Den Druck machst du dir ja immer selbst, denn du willst ja jedes Spiel gewinnen. Den Druck von außen lasse ich nicht so an mich herankommen, deshalb wird sich für mich nicht viel ändern.

Wenn im Schnitt 17000 Zuschauer kommen, dann gibt das natürlich auch einen Schub. Wie sehr nehmen Sie an der Bande so etwas wahr?

Ich bin einer, der so etwas aufsaugt. In Nürnberg haben wir nach Corona auch Zuschauerrekorde gebrochen, waren sehr oft ausverkauft. Das hilft natürlich. In Köln wird uns das noch mehr pushen.

Wie haben Sie die Menge bislang als Gegner erlebt?

Das war hervorragend. Die Spiele waren oft ausverkauft, weil wir mit Nürnberg oft zum ersten Saisonspiel oder rund um Weihnachten nach Köln gekommen sind. Ich habe es immer toll gefunden und habe nur positive Erinnerungen an die Gastspiele mit Nürnberg in Köln.

In Nürnberg haben sich viele junge Spieler hervorragend entwickelt, was ja auch in Ihrem Verantwortungsbereich lag. In Köln gibt es auch schon einen sehr guten Stamm an jungen deutschen Spielern. Gehört deren Betreuung auch künftig zu Ihren Aufgaben?

Das gehört immer zu den Aufgaben eines Co-Trainers. In Nürnberg war es immer speziell, weil wir nicht den höchsten Etat hatten, und darauf angewiesen waren, dass sich junge Spieler entwickeln. Und die haben das brutal zurückgezahlt. Man arbeitet dann individuell mit ihnen auf dem Eis und am Video – und das hat in Nürnberg super funktioniert. In Köln gibt es sehr gute junge Spieler, die weiterkommen wollen. Und denen versuche ich natürlich zu helfen, dass sie den Sprung in die Liga schaffen, dort Eiszeiten erhalten und sie sich dann etablieren können.

Was muss passieren, dass man in Köln von einer erfolgreichen Saison spricht?

Dass wir kontinuierlich gutes Eishockey spielen und möglichst im April auch noch im Spielbetrieb sind. Da gehört ja immer auch ein Quäntchen Glück dazu, weil es viele Top-Vereine gibt, die vorne mitspielen wollen. Wir wollen auf jeden Fall in dieser Saison unseren Fußabdruck hinterlassen.

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