Simssee/Kiel – Mit insgesamt 14 Seglerinnen und Seglern ist Deutschland bei den Olympischen Spielen in Frankreich vertreten. Die Spiele finden zwar in Paris statt, die Segelwettbewerbe werden aber in Südfrankreich vor Marseille ausgetragen. Im deutschen Aufgebot sind nur drei Bayern vertreten, neben Philipp Buhl, der für den YC Füssen-Forggensee und den Norddeutschen RV startet, sind es die früheren Simsseer Segler Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger, die im 49er antreten – Meggendorfer als Steuermann, Spranger als Vorschoter.
Es ist ein riesiger Erfolg für die beiden 1996 im Chiemgau geborenen Sportsoldaten, die in Kiel leben und trainieren. Ihre weitere Leidenschaft Skifahren kommt fern der Alpen sicherlich zu kurz. Dafür gilt die Konzentration dem Segeln und dem Studium: Der gebürtige Rosenheimer Meggendorfer studiert Informatik, beim gebürtigen Mühldorfer Spranger ist es Maschinenbau.
Schon mit neun Jahren segelten sie erste Regatten im Jüngstenboot Optimist beim Segler- und Ruderclub Simssee, der die beiden nach Kräften förderte. 2010 stiegen sie auf den 29er um, den sie zwei Jahre segelten. Wesentlich härter wurde es, als sie 2012 in den olympischen 49er einstiegen, doch sie ließen sich nicht unterkriegen und schafften den Sprung in den deutschen D-Kader des Deutschen Seglerverbandes (DSV). Es gab beachtliche Erfolge. Bei der Junioren-Weltmeisterschaft im olympischen 49er auf der Flensburger Förde belegten die Simsseer als zweitbeste Deutsche den 14. Platz. Sie begannen die Titelkämpfe sensationell mit einem Tagessieg, dann segelten sie weiter vorne mit. „Wir wollen unsere Chance als Mitglied der deutschen Nationalmannschaft und des Audi-Segelteams nutzen, um weiter nach vorne zu kommen“, meinte Steuermann Meggendorfer damals. 2016 fand die Junioren-Weltmeisterschaft der olympischen 49er in Lelystad (Holland) am Ijsselmeer statt. An den Start gingen 35 Junioren-Teams U24 aus 14 Nationen. Für Meggendorfer/Spranger war dieser Wettkampf der Saisonhöhepunkt, wo sie auch die Kaderkriterien einfahren mussten. Sie erfüllten die Aufgabe glänzend und wurden Dritte. 2017 erreichte die nun für den Bayerischen Yachtclub Starnberg startende Mannschaft bei der 49er-Europameisterschaft in Kiel als bestes deutsches Team den siebten Platz. Als Sechste der Weltmeisterschaft in Halifax haben die gelernten Binnenseesegler ihr bestes Karriereergebnis 2022 erreicht.
Ein Jahr später gab es mehrere Rückschläge mit Verletzungen und Materialschäden, sodass die Olympia-Teilnahme in Gefahr geriet. Doch die beiden Chiemgauer kamen stärker als zuvor zurück, gewannen die Last Chance Regatta vor Hyères im Frühjahr und können sich nun ihren großen Traum erfüllen.
Meggendorfer und Spranger sind Freunde des Starkwindes, wie sie in ihrer Vorstellung im German Sailing Team erklärten: „Das mögen wir, da haben wir gutes Bootshandling. Der Spaß daran pusht uns, wenn andere schon viel Respekt haben“, sagt Meggendorfer. Der Steuermann erklärt: „Das Olympiarevier ist uns mit seiner Vielfältigkeit sympathisch, bietet fast alles vom starken Mistral bis zum böigen und drehenden Südostwind, der über die Berge kommt.“ Sein Vorschoter Spranger fügt hinzu: „Uns kommt zugute, dass wir in Marseille nicht in der Favoritenrolle antreten. Wir wissen aber, dass wir auch ganz vorne mitspielen können, wenn wir die Leistung abrufen können, die wir in uns haben.“ Der letzte Chiemgauer Olympia-Auftritt war übrigens von Edelmetall gekrönt: Tina Lutz aus Holzhausen bei Bergen gewann 2021 bei den Spielen in Tokio gemeinsam mit Susann Beucke die Silbermedaille – und das im 49er!