Ruhpolding – Es gibt Sportler, zu denen neben der persönlichen Erfolgsstory auch eine gut gefüllte Krankenakte gehört. Bestes Beispiel ist der Südtiroler Lukas Hofer, der 34-Jährige aus der italienischen Biathlon-Nationalmannschaft gehört zu den größten Pechvögeln der vergangenen Saison. Die beiden letzten Jahre hatte er Probleme mit den Schultern, dem Schienbein und den Knien. Derzeit arbeitet er in der Ruhpoldinger Chiemgau Arena an seiner Fitness. Dort hat er sich den deutschen Biathleten angeschlossen und mit Trainer Tobias Reiter einige Einheiten absolviert.
„Ich bin froh, dass ich hier trainieren kann. Es geht mir ganz gut, es ist aber nicht alles komplett weg und zwickt hier und da wieder“, sagt er über seinen Gesundheitszustand. Eigentlich läuft es bei ihm seit letztem Winter wieder ganz gut. Ab dem Weltcup in Antholz lief es ordentlich, der Körper hat sich auf das Leistungsniveau umgestellt und es kamen gute Ergebnisse. Da auch die Weltmeisterschaft in Nove Mesto ohne Probleme verlaufen war, ist er zuversichtlich, dass es in der kommenden Saison ebenfalls gut laufen wird.
Vor Ruhpolding war er im Höhentraining in Livigno, dort war er bereits im vergangenen Jahr. „Ich bin alleine in die Höhe gegangenen und habe auch Schießeinlagen gemacht, wollte immer einen Reiz setzen“, schildert er sein Training. Vor allem war ihm wichtig, in der Höhe zu trainieren, da die Olympischen Spiele in Antholz auch hoch gelegen stattfinden werden. Nachdem er knapp zehn Tage alleine in Livigno war, kamen auch die italienischen Frauen dazu. „Ich bin gespannt, wie sich das Training alles auswirkt“, so der 34-Jährige, der nun seine Runden in der Chiemgau Arena dreht.
Nachdem er nach dem Höhentraining doch etwas müde war, hat er es in Ruhpolding erst einmal ruhig angehen lassen. Bald kriegt er Gesellschaft von den italienischen Männern, mit denen es dann zu einer „Hit-Woche“ weitergeht. Dabei werden die Zügel wieder angezogen. „Ich bin froh, dass ich diese Entscheidung getroffen habe und mit den deutschen Männern Einheiten machen kann. Felix Bitterling (Sportlicher Leiter des DSV, Anm. d. Red.) hat mir angeboten, mitzutrainieren“, so Hofer.
Der aus Bruneck stammende Sportler ist in der Vergangenheit wegen seiner Verletzungen immer wieder alleine seinen Weg gegangen und hat sich zum Beispiel nach Olympia 2022 den Schweden mit Johannes Lukas angeschlossen. „Das ist relativ schnell von den Verbänden abgesegnet worden. Wir kennen uns schon sehr lange und er hat auch einmal mit der italienischen Mannschaft mittrainiert. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Es waren tolle Einblicke in ein anderes Trainingssystem. Johannes hat mir auf dem Weg zurück sehr geholfen. Das werde ich ihm nie vergessen.“
Aktuell fühlt Lukas Hofer eine sehr hohe Leistungsfähigkeit und ist sehr zuversichtlich für die Zukunft. Der nächste größere Test seiner Fitness sind die italienischen Meisterschaften. Dazu kommt im September der „City Biathlon“ in Dresden. „Darum werde ich auf alle Fälle weitermachen. Das darf man sich doch nicht entgehen lassen. Da stecken viel Kraft und Energie dahinter. Wenn man diese Möglichkeit nicht nutzt, kann man sich irgendwann in den Hintern beißen“, gibt sich der Luki, wie er allgemein genannt wird, kämpferisch.
Er gibt auch zu, in Sachen Sport ein wenig positiv verrückt zu sein. „Ich glaube, das sind viele Sportler, sonst würde es nicht gehen. Wenn ich was erreichen will, dann bleibe ich verbissen dran. Allerdings darf man nicht übertreiben, das habe ich auch schon gemacht. Der Ehrgeiz muss gesund sein.“ Für seine fünf Neffen ist er eine Art Vorbild. „Wichtig ist der Spaß dabei und, dass man das gerne macht. Es darf kein Zwang dabei sein. Natürlich, wenn das Hobby zum Beruf wird, muss man sich schon auch mal schinden. Eines meiner Mottos war immer: Grenzen versuchen zu erreichen und das Letzte aus dem Körper herauszuholen.“