Auf Goldjagd im Garten des Sonnenkönigs

von Redaktion

IM ZEICHEN DER RINGE Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl über Druck und gemeinsame Rituale

Aubenhausen – Dort, wo einst der Sonnenkönig Ludwig XIV. regierte, dort will auch Jessica von Bredow-Werndl glänzen. Die Dressurreiterin aus Aubenhausen will im Schlosspark von Versailles ihre beiden Olympiasiege von Tokio 2021 erfolgreich verteidigen. Gemeinsam mit TSF Dalera BB, der 17-jährigen Trakehnerstute, hat die gebürtige Rosenheimerin in den vergangenen Jahren alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Neben Doppel-Gold bei den Olympischen Spielen ist sie auch mehrfache Europameisterin und zweimalige Gewinnerin des Weltcupfinales. Klar, dass sich der Fokus auf die 38-Jährige richtet – möglicherweise ja auch schon bei der Eröffnungsfeier als deutsche Fahnenträgerin. Diese Entscheidung wird am Donnerstag bekannt gegeben.

Zuletzt war die Dressurreiterin in einer Dokumentation des Bayerischen Rundfunks zu sehen. Ein Jahr lang ist sie dabei von einem Fernsehteam begleitet worden. Und schon da machte die Aubenhausenerin deutlich: „Wir wollen nicht Zweiter werden.“ Allerdings wisse sie auch, „wie schnell auch mal ein Fehler passieren kann, der dann darüber entscheidet, ob du überhaupt eine Medaille bekommst“. Die zweifache Mutter erzählt in der Dokumentation auch über die Kür und die Musikauswahl für die Choreografie. „Ich werde damit nicht jeden Musikgeschmack treffen, aber mir geht da einfach das Herz auf. Und wenn es mir aufgeht, dann geht es auch Dalera auf. Es hat sich so fröhlich und leicht angefühlt.“

Seit dem vergangenen Wochenende befinden sich Jessica von Bredow-Werndl und ihre kongeniale Partnerin Dalera im Trainingslager und legen den Fokus voll auf die Wettbewerbe. Für die OVB-Heimatzeitungen hat sich die Reiterin dennoch Zeit genommen, um ein paar Fragen vor ihren zweiten Olympischen Spielen zu beantworten:

Auf was freuen Sie sich besonders?

Ich freue mich auf die wunderschöne Stadt und die ganz besondere Atmosphäre. So ein Gefühl habe ich wahrscheinlich noch nicht erlebt.

Sind Sie im olympischen Dorf untergebracht?

Wenn wir im olympischen Dorf untergebracht wären, dann hatten wir mindestens eine Stunde zu unserer Wettkampfstätte gebraucht. Daher hat sich unsere Federation dafür entschieden, ein näheres Hotel zu buchen. Das ist circa 20 bis 30 Minuten entfernt.

Als Doppel-Olympiasiegerin werden Sie die Gejagte sein. Ist das für Sie Druck oder Herausforderung?

Beides. Einerseits kann ich etwas entspannter rangehen, weil ich ja schon Olympiasiegerin bin. Andererseits wäre ich keine Sportlerin, wenn das nicht für mich noch mal eine große Challenge wäre, daran anzuknüpfen.

Wer sind denn die schärfsten Konkurrenten?

Die größten Konkurrenten kommen aus Dänemark und Großbritannien. Das wird sowohl für uns als Team als auch im Einzel eine Herausforderung.

Dalera ist jetzt 17. Kann man auch bei Pferden von Erfahrung sprechen, die sie in so einen Wettkampf mit einbringen?

Auf jeden Fall! Und es ist schon toll, dass wir beide schon über so viele Jahre ein eingespieltes Team sind.

Gibt es ein gewisses Ritual am Tag des Wettbewerbs?

Wir haben ganz viele Rituale, die habe ich über die Jahre bis ins kleinste Detail ausgefeilt. Das beinhaltet das Einflechten der Mähne, Yoga- und Atemrituale und vieles mehr…

Wer ist denn in Paris mit dabei und wird Sie unterstützen?

Meine ganze Familie ist mit vor Ort. Akkreditiert sind mein Mann Max, die Besitzerin von Dalera, Beatrice Bürchler-Keller, und ihre Pflegerin Franziska Leonhardt. Aber auch meine Eltern und meine Kinder sehe ich jeden Tag dort. Das gibt mir Kraft und Vertrauen.

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