Wasserburg/Hannover – Eins allein geht bei ihr nicht. Svenja Brunckhorst braucht da schon mehr, um gefordert zu sein. Und so hätte sie gerne mit zwei deutschen Basketball-Mannschaften bei den Olympischen Spielen in Frankreich gespielt. Denn die ehemalige Wasserburgerin hat sich sowohl mit der Nationalmannschaft als auch mit dem 3×3-Team für die Wettbewerbe qualifiziert. Der Doppeleinsatz ist jedoch nicht machbar, denn die Spielorte sind zu weit voneinander entfernt und so musste sich die 32-Jährige für ein Turnier entscheiden – es ist das 3×3-Turnier, ihre große Leidenschaft.
Auch im normalen außerolympischen Leben ist Brunckhorst mehrfach beschäftigt. Zum einen ist sie als Sportsoldatin am 3×3-Stützpunkt in Hannover stationiert, kommentiert für den Streamingdienst Dyn die Spiele der Deutschen Basketball-Liga der Männer und ist seit der vergangenen Saison Managerin bei Alba Berlin für Mädchen- und Frauenbasketball. Letzteres wird künftig ihr Hauptjob, denn ab der neuen Saison wird sie für den deutschen Meister der Frauen in Vollzeit arbeiten. „In ihrer neuen Rolle wird sich Svenja Brunckhorst um die Förderung und Entwicklung des Mädchen- und Frauenbasketballs bei Alba in allen Alters- und Leistungsstufen kümmern und dabei die strukturelle wie organisatorische Leitung übernehmen, vom Minibereich bis zur Bundesliga, vom Freizeit- bis zum Spitzensport“, heißt es beim Berliner Bundesligisten. Dessen Geschäftsführer Marco Baldi meinte im Rahmen von Brunckhorsts Vorstellung: „Svenja bringt fachlich und menschlich alles mit, um unseren Club weiter voranzubringen. Wir freuen uns sehr auf die gemeinsame Arbeit.“
Svenja Brunckhorst ist also wieder zurück auf der Bühne, die sie in Wasserburg erstmals kennengelernt hat. Im deutschen Spitzen-Basketball bei den Frauen. Geboren im niedersächsischen Rotenburg an der Wümme, kam sie mit zehn Jahren mit ihrer Familie an den Inn. Sie spielte im Wasserburger Nachwuchs, schaffte dann den Sprung in die Profimannschaft und gewann 2008 und 2011 den deutschen Meistertitel sowie 2011 den deutschen Pokal. Nach einer Spielzeit in Freiburg kehrte sie wieder nach Wasserburg zurück und holte weitere Titel: Vier Meisterschaften hintereinander von 2013 bis 2016, dazu drei Pokalsiege von 2014 bis 2016 – die Nationalspielerin hatte großen Anteil daran, dass man anhand der Erfolge über den TSV Wasserburg vom „FC Bayern des Frauen-Basketballs“ sprach.
Danach lockte das Ausland: Zunächst spielte Brunckhorst eine Saison in Spanien bei Cadi La Seu, danach folgte eine Spielzeit in Frankreich für Cavigal de Nice. 2018 folgte die neuerliche Rückkehr nach Wasserburg. „In Frankreich habe ich viel gelernt und gesehen. Das waren schöne Jahre, doch dann hat es mich wieder nach Wasserburg gezogen“, bekannte Brunckhorst einst im Interview mit den OVB-Heimatzeitungen. Anfang Januar 2021 hatte sie sich dann auch aus der Badria-Halle verabschiedet, um nach Hannover an den Bundeswehr-Stützpunkt zu wechseln. Und als hätte sie es schon gewusst, antwortete sie damals auf die Frage nach beiden Disziplinen: „Irgendwann muss ich mich wahrscheinlich entscheiden, weil sich beides überschneidet.“
Für die Olympischen Spiele 2014 hat Svenja Brunckhorst ihre Entscheidung getroffen – für das 3×3. „Es ist nicht so taktisch, sondern basiert eher auf den Fähigkeiten, den sogenannten Skills. Man geht zurück auf die Sachen, die man damals im Streetball-Court gelernt hat“, erklärte sie damals im OVB-Interview. Und weiter: „Beim Fünf-gegen-Fünf hast du einen Matchplan und kannst zur Not etwas umstellen, beim 3×3 darfst du nicht lange überlegen, sondern musst einfach machen. Es gibt natürlich auch Taktik, aber im Endeffekt kommt es darauf an, wer die Eins-gegen-Eins-Situationen gewinnt.“
Ihr erstes 3×3-Turnier waren 2019 die „European Games“ in Minsk in Belarus. „Da habe ich ein wenig Blut geleckt“, bekannte Brunckhorst. Und sich dann Anfang 2021 auch aus der Damen-Basketball-Bundesliga (DBBL) und vom TSV Wasserburg verabschiedet. Wobei die langjährige Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft unwahrscheinlich gerne an ihre Zeit am Inn zurückdenkt. „Für mich gibt es nichts Schöneres, als in der vollen Badria-Halle zu spielen“, erklärte sie damals. Das Besondere an Wasserburg seien „die Menschlichkeit und Unterstützung. Es ist wie eine große Familie.“ Ihre vielen Meistertitel mit dem Wasserburger Team beurteilt sie unterschiedlich. „Die allererste Meisterschaft war sehr prägend. Da bin ich aber hauptsächlich auf der Bank gesessen und habe in der Finalrunde überhaupt nicht gespielt. Da habe ich mir gedacht: Ich möchte auch irgendwann eine Spielerin sein, die zum Schluss auf dem Spielfeld ist und einen entscheidenden Einfluss auf den Gewinn der deutschen Meisterschaft hat. Das war dann, als ich 2012/13 aus Freiburg zurückgekommen bin, der Fall. Ich habe in einer sehr guten Mannschaft einen Stammplatz bekommen und dabei geholfen, die Meisterschaft zu holen. Das war für mich der bedeutendste Erfolg, da ich zum ersten Mal wirklich darauf Einfluss hatte.“
Einfluss nehmen – das machte die 32-Jährige auch bei der Olympia-Qualifikation im 3×3 im ungarischen Debrecen. Im entscheidenden Halbfinale gegen die Gastgeberinnen versenkte sie 0,6 Sekunden vor Schluss den letzten Wurf zum 19:17-Erfolg. Nun kann Brunckhorst erneut Einfluss nehmen. Zunächst vielleicht mit einer entscheidenden Eins-gegen-eins-Situation, wenn es um Medaillen in Frankreich geht. Und dann als Managerin der Frauen und Mädchen von Alba Berlin. Damit es wieder mehr Teilnahmen von deutschen Frauen-Basketballerinnen bei den Olympischen Spielen gibt. Egal, ob als Nationalteam im Fünf-gegen-Fünf oder in der 3×3-Version…