„Der Plan ist, um die Medaillen zu spielen“

von Redaktion

Im Zeichen der Ringe Volleyballer Johannes Tille aus Mühldorf ist im Olympia-Fieber

Polling – Heute ist es soweit: Die Olympischen Spiele in Paris werden eröffnet! Wenn sich ab 18 Uhr die Athleten der Welt präsentieren, ist der Mühldorfer Volleyballer Johannes Tille aber nicht dabei. Und das hat einen nachvollziehbaren Grund.

Der Zuspieler der deutschen Volleyball-Nationalmannschaft wird sich die Eröffnungsfeier wohl von seinem Zimmer aus im Olympischen Dorf ansehen müssen. „Wir haben am Samstagmorgen um 9 Uhr bereits unser erstes Spiel. Deswegen lassen wir die Eröffnungsfeier aus“, erklärt der 27-Jährige wenige Tage, bevor er mit seinem Team in den Wettbewerb startet. Japan heißt der Gegner im ersten Vorrundenspiel der Nationalmannschaft. „Die sind machbar“, meint der gebürtige Pollinger.

In diesem Jahr habe die DVV-Auswahl zwar schon gegen Japan knapp mit 2:3 verloren. „Aber der Gegner liegt uns“, sagt Tille, der als Zuspieler der Deutschen Auswahl seinen Teil dazu beigetragen hatte, dass die Deutschen überhaupt die Quali geschafft haben. Im Oktober 2023 hatten die DVV-Herren die Hürde genommen, mit einem Sieg über Katar in Rio de Janeiro. „Paris, Paris, wir fahren nach Paris!“, skandierten die deutschen Volleyball-Männer damals im Freudentaumel. Jetzt, über ein halbes Jahr später, hat Tille sein Doppelzimmer in einem Achter-Apartment im Olympischen Dorf bezogen.

Referenzen bringt der junge Pollinger, der sein Handwerk bei seinem Vater Joachim beim TSV Mühldorf gelernt hat, genug mit, um Spielzeiten zu beanspruchen. Nach dem Pokalerfolg und dem deutschen Meistertitel im vergangenen Jahr mit den Berlin Recycling Volleys wiederholte er diesen Erfolg mit den Berlinern in diesem Jahr. Tille war zum Stammzuspieler avanciert. Gelingt das auch in der Deutschen Nationalmannschaft?

„Momentan bin ich die Nummer 2“, sagt Tille, der in höchsten Tönen von seinem Konkurrenten Lukas Kampa im Zuspiel schwärmt. „Der ist in diesem Sommer viel besser noch als im vergangenen Jahr. Es lief gut in den Testspielen“, berichtet Tille, der von einem Luxusproblem in der Deutschen Nationalmannschaft spricht, weil beide Zuspieler aktuell in bester Verfassung seien.

Was ihn von seinem Teamkollegen unterscheidet? Tille kann aus mehreren Winkeln die Mitte anspielen, Kampa hingegen ist der Spezialist für die „Pipes“, also die Angriffe aus dem zentralen Hinterfeld. „Ansonsten nehmen wir uns nicht viel beim Blocken, auch die Sprunghöhe ist gleich.“

Drei Spiele hat die DVV-Auswahl im Olympischen Turnier zunächst zu spielen. Nach dem Auftaktspiel gegen Japan am Samstagmorgen, das im Free-TV in der ARD und auf Eurosport 1 übertragen wird (Livestream auf zdf.de und discoveryplus.com), wartet am Dienstag, 30. Juli, um 13 Uhr das Team der USA auf die Deutschen (ZDF/Eurosport 1 bzw. im Internet sportschau.de und discoveryplus.com). Am Freitag, 2. August, heißt es dann, die Argentinier zu schlagen (Beginn 9 Uhr, ARD/Eurosport 1 bzw. im Internet auf Zdf.de und discoveryplus.com). „Die Gruppe ist machbar. Aber wir haben gute Leute im Team, da sollte was gehen.“ Das Olympia-Fieber hat ihn jedenfalls seit seiner Ankunft gepackt. „Ich bin unglaublich stolz darauf, hier mit dabei zu sein.“ Und natürlich hält man Ausschau nach weiteren Spitzensportlern. Die ein oder andere Begegnung habe es bereits gegeben, verrät Tille: „Etwa mit dem deutschen Tischtennisspieler Dimitrij Ovtcharov.“

Anders Mol, ein norwegischer Beachvolleyballer und Olympiasieger von Tokyo, der im Schatten des Eiffelturms auf Medaillenjagd geht, habe er ebenfalls schon getroffen.

Man macht gemeinsame Bilder, sammelt Unterschriften. Und auch wenn Freundin und Familie, die alle zur Vorrunde anreisen, nicht ins Olympische Dorf dürfen:

Tille ist nicht der einzige Entsandte aus dem Landkreis Mühldorf, der bei Olympia mitmischt. Evi Striegl, Volleyballerin bei seinem Heimatverein TSV Mühldorf, wohnt sogar im selben Haus des Dorfes. Als Physiotherapeutin bringt sie die deutschen Hockeydamen in Form.

Tille macht dabei keinen Hehl daraus, dass man einen Platz auf dem Treppchen in den Fokus gerückt hat: „Der Plan ist schon, dass wir um die Medaillen spielen. Wir versuchen, das zu zeigen, was wir drauf haben.“ Ein Medaillengewinn hätte auch noch den schönen Nebeneffekt, dass Tille dann auch bei der Schlussfeier mit dabei sein dürfte – und das wäre gleichzeitig eine kleine Entschädigung für die verpasste Eröffnungsfeier.

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