„Immer eine besondere Ehre“

von Redaktion

Interview 20-jährige Celine Mayer über College-Erfahrungen und Nationalmannschaft

Rosenheim – Mit gerade einmal 20 Jahren hat Celine Mayer bereits einiges gesehen. Die junge Eishockeyspielerin aus Rosenheim begann ihre Karriere bei den Starbulls und ging ihren Weg über Kanada in die USA. In Amerika besucht Mayer das Williams College und spielt dort für die Eishockey-Mannschaft. In ihrem ersten Jahr kam sie dabei auf 14 Einsätze, ehe eine Verletzung sie stoppte. Als einzige Europäerin im Team ist sie gleichzeitig auch die einzige Nationalspielerin. Für die deutsche Nationalmannschaft absolvierte Mayer sieben Partien, sechs davon in der letzten Saison. Im exklusiven Interview spricht die junge Sportlerin über ihre College-Erfahrungen und die Nationalmannschaft.

Sie haben das erste Jahr in Williamstown auf dem neuen College hinter sich. Wie haben Sie sich zurechtgefunden?

Am Anfang war es natürlich wieder eine Umstellung, weil alles neu war, aber ich wurde gut aufgenommen und habe mich dort ganz gut eingelebt.

Im Jahr zuvor haben Sie sich in Kanada Ihren Traum erfüllt. Wie war der Unterschied von Kanada zu den USA?

In Kanada war ich auf einer Prep-School, in den USA studiere ich auf einem College, was vom Konzept her anders ist. Es ist auch ein Unterschied, wie man wohnt und wie viele Freiheiten man hat.

Wie haben Sie dort gewohnt?

In sogenannten Doorm Rooms. Es gibt unterschiedliche Häuser und in meinem Haus waren nur Leute, die auch im ersten Jahr waren. Ich habe ein Doppelzimmer bekommen, in dem ich mit einer Mitbewohnerin gewohnt habe, die kein Eishockey spielt. Wir haben uns trotzdem sehr gut verstanden.

Wie sah Ihr Leben abseits von Uni und Eishockey aus?

Das Studium hat viel Zeit in Anspruch genommen. Wir haben aber auch viel mit dem Team unternommen und es gab immer wieder Aktivitäten vom Campus aus.

Sie haben auch einen Preis für sportliche Aktivitäten und einen gewissen Notenschnitt bekommen. Wie war das für Sie?

Es ist schon etwas Besonderes, auf das die Schüler hinarbeiten. Wenn man in jedem Semester einen GPA von 3,75 hat, bekommt man diesen Preis.

Sind die Noten für das Sportliche wichtig?

Meine Trainerin würde nicht sagen, dass ich nicht spielen darf, weil eine Note nicht passt. Trotzdem macht es einiges leichter, wenn man schulisch alles unter Kontrolle hat.

Kommen wir zum Sport. Wie wurden Sie im neuen Team aufgenommen?

Es waren alle mega nett und haben mich super aufgenommen. Ich wurde auch von den Eltern meiner Teamkollegen gut aufgenommen, weil ich die einzige Europäerin im Team bin und bei den meisten Spielen die Einzige war, bei der die Eltern nicht da waren. Thanksgiving konnte ich zum Beispiel bei einer Teamkollegin und ihrer Familie feiern.

In der Saison hatten Sie 14 Einsätze, erzielten ein Tor. Wie zufrieden waren Sie?

An sich bin ich zufrieden. Dafür, dass es mein erstes Jahr war, habe ich relativ viel gespielt, auch in den special Teams. Mitte der Saison musste ich leider verletzungsbedingt passen und wir sind im Viertelfinale rausgeflogen, was enttäuschend war.

Wo haben Sie sich in Ihrem ersten Jahr in den USA verbessern können?

Wir haben sehr viel Videoanalyse gemacht, sowohl individuell als auch im Team. So ist mein Spielverständnis nochmal besser geworden und ich habe mich taktisch verbessert.

Sie haben bereits viel gesehen. Wo ist der Unterschied zwischen Deutschland, Kanada und den USA?

Zu Kanada ist es in den USA relativ ähnlich. In Deutschland hat Eishockey einen anderen Stellenwert, einen niedrigeren als in den USA. Zudem sind Studium und Sport in den USA aufeinander ausgelegt, anders als in Deutschland.

Was für ein Eishockey wird im Vergleich zu Deutschland gespielt?

In der Mannschaft ist jede Spielerin technisch besser ausgebildet. Ansonsten fällt es mir schwer, das zu beurteilen, weil ich lange nicht mehr in Deutschland gespielt habe.

Sie hatten auch sechs Einsätze für die Nationalmannschaft. Wie war das für Sie?

Es ist immer eine besondere Ehre, für die Nationalmannschaft zu spielen und unser Land vertreten zu dürfen. Das ist auch mein weiteres Ziel, weitere Einsätze mit der Nationalmannschaft zu bekommen und irgendwann zur WM zu fahren. In diesem Jahr hat es nicht ganz gereicht, da war ich nur auf Abruf.

Können Ihnen die älteren Spielerinnen in der Nationalmannschaft noch was mitgeben?

Es ist cool, mit ihnen zusammen zu spielen. Ich finde, sie strahlen durch ihre Erfahrung nochmal eine ganz andere Ruhe auf dem Eis aus.

Woran müssen Sie noch arbeiten?

Was in den USA deutlich mehr thematisiert wird als in Deutschland, ist die mentale Seite vom Eishockey. Da weiß ich selber, dass ich auch noch an ein paar Sachen arbeiten muss.

Wie schauen Ihre Pläne und Ziele für die Zukunft aus?

Mein Studium geht vier Jahre, also habe ich noch drei auf dem College und spiele dort Eishockey. Danach möchte ich meinen Master machen, vielleicht in Schweden, wenn es sich ergibt. Sportlich möchten ich und auch das Team nächstes Jahr weiter als bis ins Viertelfinale kommen, vielleicht auch ins Finale und den Titel gewinnen. Außerdem möchte ich weitere Male zur Nationalmannschaft eingeladen werden und auch zur WM.

Ist es immer noch das Ziel, in eine der höchsten Eishockey-Ligen zu kommen?

Ja, wenn es sich mit dem Studium und der Arbeit ausgeht. Das Problem ist, dass man als Frau vom Eishockey nicht leben kann, deswegen ist mir die Ausbildung ziemlich wichtig.

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